Fernsehwochenvorschau: "Streetphilosophy: Erkenne das Böse!"

Streetphilosophy
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Die reihe Streetphilosophy beschäftigt sich mit Utopien.
Fernsehwochenvorschau: "Streetphilosophy: Erkenne das Böse!"
Fernsehwochenvorschau vom 5. bis zum 10. Mai 2018
Wie erkennen wir das Böse, wenn es uns begegnet? Wie kommt es in die Welt? Steckt es möglicherweise sogar in jedem von uns? Eine philosophische Spurensuche. Das und noch mehr lohnt sich vom 5. bis zum 10. Mai im TV anzusehen.

5.5., Arte, 23.50 Uhr: "Streetphilosophy: Erkenne das Böse!"

Wie erkennen wir das Böse, wenn es uns begegnet? Wie kommt es in die Welt? Steckt es möglicherweise sogar in jedem von uns? Ronja von Rönne begibt sich mit zwei Kriminalreportern einer Boulevardzeitung auf Spurensuche. Ein Park in Berlin-Moabit ist ein Drogen-"Hotspot"; und direkt daneben ist das Gefängnis. Was passiert dort hinter Mauer und Stacheldraht? Die Reporter pflegen Kontakte ins Milieu, ihre Informanten sitzen auch hinter Gittern. Sie sagen, es sei wichtig, mit Verbrechern zu sprechen, ihre Motive zu verstehen - und zu erkennen, dass wir alle oft nur einen kleinen Schritt vom Abgrund entfernt sind. Es folgt ein interessanter und unerwarteter Schauplatzwechsel ans Set der Vorabendserie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Dort erklärt Chefautorin Dominique Moro, dass ein Bösewicht klug sein muss und warum er für eine gute Story unverzichtbar ist. Darüber hinaus stellt die Sendung die Frage, ob wir nicht alle böse sind, wenn wir Tiere essen und billige T-Shirts kaufen, für die die Näher in Bangladesch ausgebeutet werden. Nach Hannah Arendt ist das Böse banal, erklärt Philosoph Dennis Peterzelka. Die Bösen sind keine Monster, sondern Schreibtischtäter wie Adolf Eichmann; oder auch Konsumenten, die im Grunde genau wissen, was ihre Kaufentscheidungen bewirken, es aber nicht wahrhaben wollen.
"Wir müssen uns immer selbst befragen: Wie schläfrig bin ich?", sagt auch Otto Schily, ehemaliger Anwalt der terroristischen RAF und späterer Bundesinnenminister, mit dem Ronja im Naturkundemuseum verabredet ist. Muss man als Politiker Böses tun, um Böses zu bekämpfen? Und werden wir womöglich durch die Möglichkeit, böse zu handeln, überhaupt erst zu freien Menschen?

6.5., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Wohnbox für Obdachlose"

An einem kalten Wintertag 2016 wollte Sven Lüdecke nicht wegsehen, als eine obdachlose Frau mit ihren Plastiktüten rüde aus einem Bahnhof entfernt wurde. Er sprach sie an und baute ihr schließlich, inspiriert von einer Idee aus den USA, aus Europaletten eine 3,2 Quadratmeter große, abschließbare und wetterfeste Unterkunft, ein eigenes Mini-Zuhause. Der Mann hatte sich bis dahin noch nie ehrenamtlich engagiert. Plötzlich aber standen obdachlose Menschen bei ihm Schlange: Sie wollten auch so eine Wohnbox; und Sven Lüdecke half, unermüdlich. Er baute ein kleines Team auf und gründet den Verein "little home". Nach kurzer Zeit bekam er nicht nur Stress mit seinem Arbeitgeber, sondern auch mit seiner Lebensgefährtin. Die Sorgen und Enttäuschungen durch die Probleme der Obdachlosen belasteten ihn zusätzlich; und dann sah er sich plötzlich auch noch dem Vorwurf ausgesetzt, in seinem Verein seien angeblich Spendengelder veruntreut worden. Martin Buchholz porträtiert mit seinem Film einen Mann, der heillos überfordert und am Ende seiner Kräfte ist. Trotzdem will Lüdecke nicht aufgeben. Buchholz hat ihn ein Jahr lang begleitet.

6.5., ZDF, 18.00 Uhr: "ZDF.reportage: Bedroht, beschimpft, beleidigt!"

Sie setzen sich ein für Menschen in Not: Sanitäter, Ärzte, Feuerwehrleute. In ihrem Beruf retten sie Leben, doch bei ihrer Arbeit geraten die Helfer immer öfter selbst in Bedrängnis. Gaffer behindern Rettungskräfte bei einem Unfall auf der Autobahn, Notfallsanitäter werden angepöbelt, wenn der Krankenwagen im Einsatz eine Straße blockiert. Immer neue Attacken gegen Rettungskräfte sorgen in Deutschland sorgen für Empörung, denn unsere Gesellschaft würde ohne dieses Engagement nicht funktionieren. Viele Helfer arbeiten ehrenamtlich, schieben Nachtschichten und Wochenenddienste. Nach einer Studie der Uni-Bochum wurde im vergangenen Jahr jede vierte Rettungskraft in Nordrhein-Westfalen Opfer körperlicher Gewalt, cirka 60 Prozent der Sanitäter werden mehrmals im Monat beschimpft, beleidigt, bedroht. Enrico Demerray und Angelika Wörthmüller stellen in ihrem Film unter anderem Krankenschwester Sarah B. vor. Sie arbeitet in der Notaufnahme am Innenstadt-Campus der Münchner Uni-Klinik. Für sie ist es inzwischen schon normal, dass sie sich während ihres Dienstes Schimpfwörter anhören muss, Beleidigungen, für die sie die Patienten verklagen könnte. Sie wurde schon in den Bauch geboxt und kennt die Angst vor Patienten, die ihr körperlich überlegen sind und sich nicht zu beherrschen wissen. Auch Notfallsanitäter Stefan D. wurde von einem alkoholisierten Mann geschlagen und getreten, als er in Hannover mit dem Rettungswagen im Einsatz war. Die "ZDF.reportage" taucht ein in den Arbeitsalltag dieser Menschen. Sie erwarten für ihren Dienst nicht mal Dankbarkeit, aber Respekt; das Autorenduo fragt sich, ob die solidarische Gemeinschaft immer mehr aus den Fugen gerät.

6.5., ZDF, 23.30 Uhr: "ZDF-History: Die Fremden kommen"

Migration fordert Europa heraus. In Deutschland geht es um die Zukunft Hunderttausender Flüchtlinge. "ZDF-History" fragt nach den Bedingungen gelungener Integration. Ergänzend zur "Terra X"-Dokumentarreihe "Die Reise der Menschheit" (19.30 Uhr), die sich mit globalen Erfahrungen von Migration und Emigration beschäftigt, blickt "ZDF-History" auf den deutschen Raum, zeigt Beispiele aus den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute. Die Dokumentation thematisiert die Integration deutscher Flüchtlinge in der Nachkriegszeit, die Lage der einstigen "Gastarbeiter" und ihrer Familien in Deutschland, die Einbürgerung der sogenannten "Boatpeople" aus Vietnam Ende der Siebziger Jahre und die Herausforderungen durch die Flüchtlinge unserer Tage.

6.5., ZDF, 0.00 Uhr: "Precht: wie aktuell ist Karl Marx?"

Vor 200 Jahren wurde Karl Marx geboren. Für die einen ist er schuld am Kommunismus und seinen Folgen, für die anderen ist Marx ein großer Philosoph der Freiheit. Ist Marx gerade heute wieder besonders aktuell? Gibt er Antworten auf die negativen Folgen der Globalisierung? Darüber spricht Richard David Precht mit Gregor Gysi (Die Linke). Den meisten gilt Marx als Vordenker des untergegangenen Staatssozialismus, weshalb er auch für dessen Irrtümer und Verbrechen verantwortlich gemacht wird. Für andere ist er der Schöpfer des "Kapitals" und des "Kommunistischen Manifests", ein Philosoph der Freiheit und ein Prophet für die Zukunft. Wer also war Karl Marx, was wollte er? Nach dem Untergang jener Systeme, die den Kommunismus im Sozialismus verwirklichen wollten, schien klar, dass sich die westliche Demokratie und ihr kapitalistisches Wirtschaftssystem endgültig durchgesetzt haben. Doch die Zweifel mehren sich, so Precht, ob die Demokratie und ihr Wirtschaftssystem nicht zu anfällig geworden sind für die Herausforderungen der Zukunft. Die Zeiten von Wachstums- und Wohlstandsgarantie sind vorbei. Gier, Egoismus und Ungleichheit in der Gesellschaft sowie der radikale digitale Wandel der nächsten Jahre zwingen dazu, sagt Precht, die bisherigen politischen und wirtschaftlichen Strategien auf den Prüfstand zu stellen.

Lohnt daher heute ein frischer, unvoreingenommener Blick auf die politischen und ökonomischen Visionen eines Karl Marx? Mit Gregor Gysi diskutiert Precht, wie nah dran unsere Welt an die klassenlose Gesellschaft tatsächlich gekommen ist. Wird der Turbo-Kapitalismus sich von selbst "hohl drehen", wie Marx es prophezeite, oder bedarf es einer Politik, die entschiedener eingreift, um die neuen Parameter der Zukunft aufzustellen? Gysi sagt dazu: "Wir kommen nicht umhin, über die Vergesellschaftung von Banken und großen Konzernen zu reden." Wenn man über Marx und sein Erbe spricht, wird auch der künftige Stellenwert der Arbeit zu diskutieren sein. Im Zeitalter der Digitalisierung wird vermutlich ein guter Teil der monotonen Arbeit wegfallen. Wäre das ein Albtraum für die Gesellschaft, oder erstünde das von Marx ersehnte Paradies, in dem man nicht mehr nur zur Existenzsicherung arbeiten müsse, sondern sich kreativ oder sozial entfalten könne, frei und aus eigenem Antrieb? Von Gysi will Precht wissen, ob er eine Vorstellung von der Zukunft hat, die den unverfälschten Marx und die wahren Anforderungen an unsere Welt zusammenbringen kann. Ergänzt wird das Gespräch durch Experten, die erklären, inwieweit ethnische, ökonomische, religiöse, soziale und politische Aspekte eine Rolle spielen, wenn es um die Bereitschaft einer Gesellschaft geht, die Aufnahme von Migranten und Integration zu ermöglichen.

7.5., ARD, 20.15 Uhr: "Was Deutschland bewegt: Ungleichland - Wie aus Reichtum Macht wird"

"Wenn Sie ein großes Vermögen haben, können Sie es durch Konsum nicht mehr zerstören. Sie schmeißen das Geld zum Fenster raus und es kommt zur Tür wieder hinein", sagt Christoph Gröner, einer der größten deutschen Immobilienentwickler. Er baut in nahezu allen Großstädten Deutschlands Mehrfamilienhäuser, verkauft Eigentumswohnungen und plant ganze Stadtviertel. "Wir Unternehmer sind mächtiger als die Politik, weil wir unabhängiger sind." Der Film "Ungleichland" begleitet Gröner in seinem Alltag. Er ist durch harte Arbeit nach oben gekommen und sagt: "Wir leben in der geilsten Gesellschaft der Welt. Hier kann jeder werden, was er will." Aber solch ein Aufstieg gelingt nur wenigen. In einem der reichsten Länder der Erde geht es ungleich zu. Die Reichen setzen sich ab, die Armen sind abgehängt. Die Mittelschicht kämpft, um den Status zu halten, statt wie früher durch Arbeit und Leistung den Aufstieg zu schaffen. Jüngere Menschen haben heute weniger verfügbares Einkommen als die Generationen davor. Dieser Film bereist das "Ungleichland" Deutschland und liefert anschaulich Zahlen und Hintergründe. Die weltweit führenden Forscher und Experten zum Thema Ungleichheit kommen zu Wort: etwa der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, Ökonom Thomas Piketty oder Brooke Harrington, die intensive Feldforschung bei den Anlegern der internationalen Finanz-Elite betrieben hat. Branko Milanovic war Chef-Ökonom der Weltbank und zieht eine Bilanz der Globalisierung: Verlierer, sagt er, seien die unteren Mittelschichten der reichen Länder - wie Deutschland. "Diese Menschen verdienen heute das, was sie auch schon vor 20 Jahren verdient haben. Wie vor hundert Jahren", so fasst es Milanovic zusammen, "steht die Menschheit auch heute wieder an einer Kreuzung: Lässt sie zu, dass die wachsende Ungleichheit die Gesellschaften der reichen Länder zerreißt? Oder hält sie dagegen?"

7.5., ARD, 23.30 Uhr: "Israel, Geburt eines Staates"

Im Mai 2018 feiert Israel den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung; ein Ereignis, das wie kaum ein anderes die Nachkriegszeit über Jahrzehnte geprägt hat. Im November 1947 verabschiedeten die Vereinten Nationen ziemlich unerwartet einen Teilungsplan für Palästina, der die Gründung eines jüdischen und eines arabischen Staates vorsah. Für die Bewohner Palästinas, das damals noch unter britischem Mandat stand, hatte dieser Schritt höchst unterschiedliche Bedeutung. Für die jüdische Bevölkerung schien es der Beginn eines wahr gewordenen Traums, für die Araber entwickelte es sich zum Beginn einer Katastrophe, der Vertreibung. Bis heute ist das frühere Palästina eine offene Wunde, ein umkämpftes Land zwischen zwei Völkern, eine Quelle unauflöslicher Spannungen in der Region und weit über den Nahen Osten hinaus. Vor diesem Hintergrund erzählt der vielfach preisgekrönte Autor William Karel zusammen mit seiner Koautorin Blanche Finger die Geschichte der folgenreichen Staatsgründung Israels. Am Ende des Zweiten Weltkriegs schien es noch höchst unwahrscheinlich, dass es diesen Staat jemals geben könnte. Heute ist die Kette von Ereignissen, die dies ermöglicht haben, kaum noch bekannt, ebenso wie die unmittelbaren Folgen, die die Staatsgründung auslöste. Wie war die Situation der arabischen und der jüdischen Bevölkerungsgruppen in Palästina vor 1947? Wie waren Kräfte und Interessen im britischen Mandatsgebiet verteilt? Wie erging es Holocaust-Überlebenden, die nach langen Jahren des Leidens in Palästina eine Heimat finden wollten? Wie groß war der Schock der arabischen Bevölkerung, als ihnen klar wurde, dass auf die Vertreibung von 1948 keine Rückkehr folgen würde? Welche frühen Weichenstellungen haben Israelis und Palästinenser in die Situation gebracht, in der sie sich heute befinden? Die immer neuen aktuellen Nachrichten vom Konflikt im Nahen Osten haben den Blick auf diese Anfänge weitgehend verstellt. Die Dokumentation macht diese Geschichte lebendig, auf der Basis von umfangreichem öffentlichem und privatem Archivmaterial aus den unterschiedlichsten Quellen und mit den Erinnerungen und Einschätzungen israelischer und palästinensischer Experten, Historiker und Publizisten.

7.5., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Frauen im Knast"

Knapp sechs Prozent aller Inhaftierten in Deutschland sind Frauen. Ulrike Schenk und Frauke Siebold haben sich gefragt, wie wohl der Alltag dieser Frauen aussehen mag; ein Jahr lang haben sie in der JVA Vechta nach Antworten gesucht. Ihre Protagonistinnen sind unter anderem Dijana P., die seit elf Jahren im Gefängnis sitzt und Köchin werden will, und oder Melanie B., die hier ihren Drogenentzug macht. Dijana hat sitzt eine lebenslange Haftstrafe wegen Raubmordes ab. Nach 15 Jahren könnte sie aber vorzeitig entlassen werden. Mit 21 Jahren ist Dijana in den Knast gekommen, heute ist sie 32. In Vechta beginnt sie eine Ausbildung zur Köchin, die ihr eine Perspektive für die Zukunft bieten soll. Dijanas Temperament macht ihr immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie fällt durch die entscheidende Prüfung. Dijana schwankt zwischen Hoffnung auf ein normales Leben nach der Haft und Knastkoller. Um künftig mehr Lockerungen zu bekommen, muss Dijana eine mehrjährige Sozialtherapie beginnen. Die 29-jährige Melanie B. sitzt wegen Beschaffungskriminalität für ihre Drogensucht. 60 bis 70 Prozent der inhaftierten Frauen haben ein Suchtproblem. Viele sind, wie Melanie, familiär vorbelastet, ihr Vater starb als Alkoholiker. Nur noch ihr Bruder steht ihr zur Seite. Nach einigen Monaten kann Melanie in den offenen Vollzug umziehen und bereitet sich auf ihre Entlassung vor. Interessant ist die Reportage aber nicht nur wegen der Porträts, sondern auch wegen des Blicks in eine Welt, die den meisten Menschen verschlossen bleibt.

8.5., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Neue Heimat Mallorca"

Mallorca: Meer, Sonne, Strand, mildes Klima, Fiesta statt Frust, das ist der Traum vom sorgenfreien Leben vieler Deutscher, die im Urlaubsparadies ihren Lebensabend verbringen wollen. Iris Bettray zeigt in ihrer Reportage, wie die Realität wirklich aussieht. Knapp 20.000 Deutsche sind offiziell auf der Insel gemeldet. Doch auch hier kann das Schicksal zuschlagen. "37 Grad" begleitet Menschen, die sich eine neue Heimat auf Mallorca aufgebaut haben, deren Traum vom sorgenfreien Leben aber nicht erfüllt wird. Der Film zeigt die Wirklichkeit des Lebens im Urlaubsparadies, das härter, komplizierter und einsamer sein kann, als sich viele das ausgemalt haben. Insbesondere durch Krankheiten, die das Leben gravierend verändern, können Auswanderer durch das soziale Netz fallen. Zum Beispiel Tina: Sie kam 2013 mit ihrem Sohn aus Erlangen nach Mallorca. Da hatte die heute 51-Jährige schon ein buntes Berufsleben als Fremdsprachenkorrespondentin, Tanzlehrerin und Gastronomin hinter sich. Sie hatte immer vom Leben im Süden geträumt. Jetzt zieht sie eine bittere Bilanz: Sie hat kein Auto, keinen festen Job und eine Mini-Wohnung, in der die Wände schimmeln.

Finanzielle Sorgen hatten Ex-Manager Ralf (69) und Ulla (71) nicht, aber die Gesundheit machte in Deutschland beiden zu schaffen. Aus Liebe zu Mallorca bauten sie 2000 eine Traumfinca in den Bergen der Insel. Vor einigen Jahren kam dann der Einbruch: Ulla erkrankte an Parkinson. Auf der Insel gibt es teure Privatkliniken, doch die 71-Jährige ist Kassenpatientin, und spanische Insel-Krankenhäuser sind auf solche Erkrankungen nicht eingestellt. Zahllose Male musste Ulla nach Deutschland fliegen und bekam letztlich einen Gehirnschrittmacher. Die Krankheit hat das Leben des Paares nun stark verändert. Das Haus in den Bergen mussten sie verkaufen und in eine Mietwohnung ziehen, weil Ulla die vielen Stufen nicht mehr laufen kann. Ralf kümmert sich liebevoll um Ulla, gesteht aber auch, unter der Krankheit seiner Frau mehr zu leiden als sie selbst. Ulla zahlt nun die Kosten der monatlichen Behandlungen in einer Privatklinik, weil sie sich dort besser versorgt fühlt. Aber wie lange noch? Die Krankheit schreitet unaufhaltsam voran, doch Ralf und Ulla wollen eigentlich nicht zurück nach Deutschland. Auch für das dritte Paar haben sich die Träume nicht erfüllt. Christine (53) ist 2005 mit ihrem 22 Jahre älteren Mann Dieter nach Mallorca gekommen. Mit Dieters Rente von 700 Euro und Christines Verdienst als spanisch sprechende Reiseleiterin wollten die beiden es sich gut gehen lassen, doch dann bekam Dieter einen Schlaganfall. Er muss die Behandlungskosten im Insel-Krankenhaus selbst tragen. Christine pflegt ihren halbseitig gelähmten Mann allein, dennoch muss sie arbeiten, um über die Runden zu kommen, aber ihre Kräfte schwinden unter der Dauerbelastung. Ihre größte Angst ist, dass sie selbst krank wird: "Dann müssen wir zurück nach Deutschland, für Dieter wäre das ein Albtraum."

8.5., RTL2, 22.15 Uhr: "Die Gruppe – Schrei nach Leben"

Für einen Sender wie RTL 2 ist dieses Format durchaus ungewöhnlich: Drei Monate haben mehrere junge Erwachsene, die mit unterschiedlichen psychischen Problemen zu kämpfen haben, mit der Kamera ihren Alltag dokumentiert. Nach einem Burnout ist Matthias depressiv. Manchmal streift er bis spät in der Nacht ziellos durch die Straßen. Vernichtender Selbsthass hat den 28-Jährigen bereits zu zwei Suizidversuchen getrieben - traumatische Momente, die er nie wieder erleben möchte. Durch einen schweren Unfall wurde Kathi aus der Bahn geworfen. Seitdem wird die Tänzerin von Stimmungsschwankungen geplagt. Sie fühlt sich einsam und ungeliebt. Miles hat Ängste, die sein Leben lähmen. Der Musiker möchte endlich ein Leben ohne Panik führen und mit den Konflikten in seiner Familie abschließen. Pati zeigt sich die meiste Zeit sehr lustig und temperamentvoll. Zum ersten Mal spricht sie offen aus, wie es hinter der angeblich fröhlichen Fassade wirklich aussieht.

8.5., Arte, 22.00 Uhr: "Du sollst dich optimieren!"

Die Selbstoptimierungstechnologie boomt. Eine gigantische Industrie lockt ständig mit neuen Apps zur Vermessung des Körpers oder entwickelt Präparate zur Leistungssteigerung des Gehirns. Der Grat zwischen Verbesserungswunsch und Selbstoptimierungsobsession ist schmal. Die Arbeit am "perfekten Menschen" scheint das große Projekt unserer Zeit zu sein. Ist die fortschreitende Selbstoptimierung eine Chance oder bereits Gebot? Welches Menschenbild liegt diesem Optimierungsgedanken zugrunde? Und was hat jeder Einzelne letztendlich davon?

Die Filmemacherin Reinhild Dettmer-Finke trifft Menschen, die in Lebensbereichen wie Ernährung, Arbeit und Kindererziehung die aktuellsten Methoden der Selbstoptimierung verinnerlicht haben: Florian Städtler, zum Beispiel, verbrachte fünf Jahre mit der täglichen Selbstvermessung, Massen an Post-its und Excel-Tabellen waren seine täglichen Begleiter auf der Suche nach eindeutigen Daten über sich selbst. Chris Natterer optimiert sich seit zehn Jahren mental und körperlich. Er überlässt nichts dem Zufall und ist sich sicher, mit dieser Haltung völlig gesund mindestens achtzig Jahre zu werden. Bei adidas in Herzogenaurach hat man sich ein ganz neues Bürokonzept einfallen lassen, um die Mitarbeiter so effizient, wie möglich am Arbeitsplatz wirken zu lassen. Auch das Softwareunternehmen SAP ist um seine Mitarbeiter besorgt und leistet sich mit dem Coach Peter Bostelmann einen "Director Global Mindfulness Practice". Darüber hinaus analysieren die Soziologin Greta Wagner und die Philosophen Tristan Garcia und Konrad Paul Liessmann den Trend der zunehmenden Selbstbeschau.

9.5., ZDF, 0.45 Uhr: "Drei Frauen für den Frieden"

Der Film porträtiert drei Frauen, die sich für Frieden engagieren, obwohl oder gerade weil sie die Erfahrung von Terror, Gewalt und Tod in der eigenen Familie gemacht haben.

Der Sohn von Frederike Herrlich kam beim Attentat am Berliner Breitscheidplatz ums Leben. Ahlam verlor ihren Mann und ihren Bruder im Bombenhagel von Aleppo. Sie lebt jetzt in Gelsenkirchen. Naisys Bruder wurde von Militärs in Kolumbien erschossen. Anlass des Films ist der Auftakt des 101. Katholikentages, der vom 9. bis 13. Mai in Münster unter dem Motto "Suche Frieden" stattfindet.

Frederike Herrlich hat der Tod ihres Sohnes Christoph aus der Bahn geworfen. Der 40-Jährige starb bei dem islamistischen Attentat auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016. Halt und Unterstützung fand die 67-Jährige in ihrer Kirchengemeinde, beim Singen und durch die aktive Mitarbeit in Sozialprojekten. Sie hat der Mutter des Attentäters einen Brief geschrieben, weil sie überzeugt ist, dass nur im Dialog Versöhnung und Frieden möglich sind.

Tumaco gehört zu den Städten mit der höchsten Gewaltrate in Kolumbien. Sie wird von FARC-Rebellen beherrscht, die sich bisher dem Versöhnungsprozess zwischen Regierung und den Rebellen verweigern. Wir treffen dort die Sozialarbeiterin Naisy. Ihr Bruder wurde vor dem Haus der Familie von einem Soldaten getötet. Die 21-Jährige engagiert sich in verschiedenen Projekten der Kirchengemeinde, um den Jugendlichen eine Perspektive ohne Gewalt und Drogen zu bieten. Mit ihrer Hip-Hop-Gruppe versucht sie zudem, die Gewalterfahrung über die Musik zu verarbeiten.

Ahlam war Lehrerin in Aleppo. Ihr Mann und ihr Bruder kamen bei Bombenanschlägen auf die syrische Stadt ums Leben. Daraufhin flüchtete die 28-Jährige mit ihrem kleinen Sohn aus der Kriegsregion. Über die Türkei, Griechenland und mehrere osteuropäische Länder kam sie schließlich nach Deutschland. Sie lebt heute in Gelsenkirchen und versucht über Kunstprojekte ihre traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Bei Gesprächsabenden versucht sie die Deutschen für die Situation in ihrer Heimat Syrien zu sensibilisieren.

9.5., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: "Suche Frieden" - Der Katholikentag in Münster

Kein Wunder, dass der diesjährige Katholikentag das Motto "Suche Frieden" hat: 100 Jahre sind seit dem Ende des Ersten Weltkriegs vergangen, 400 Jahre seit Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, der 1648 mit dem Westfälischen Frieden endete. Der wurde in Münster geschlossen, wo das katholische Deutschland nun feiern und beten, diskutieren und gewiss auch streiten wird. Die Rede vom Frieden betrifft nicht nur Kriege zwischen Nationen, sondern auch den sozialen Frieden im Land, der aktuell deutlich bedroht ist. Sie betrifft die Beziehungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen und zwischen einzelnen Menschen. Am Abend der Eröffnung des Katholikentags widmet sich "Stationen" den unterschiedlichen Aspekten der Suche nach Frieden und der Frage, was der und die Einzelne für den Frieden tun können. Moderatorin Irene Esmann schaut sich in Münster um, wo Menschen ihren ganz persönlichen Ort des Friedens vorstellen.

9.5., SWR, 22.00 Uhr: "mal ehrlich...was bedeutet Integration?"

Die aktuelle gesellschaftliche und politische Debatte um Integration hat ihren Ursprung im Eintreffen der ersten Gastarbeiter aus Südeuropa Ende der Fünfzigerjahre. Dramatisch verschärft hat sie sich durch die Flüchtlingswelle 2015. Was aber verstehen wir unter Integration überhaupt?
Das Wort wird gerne verwendet, aber höchst unterschiedlich verstanden. Im wörtlichen Sinne bedeutet es, dass jemand Teil einer Gruppe wird. In Deutschland geht es in der Integrationsdebatte um die Eingliederung von Menschen, die aus einem anderen Land zu uns kommen. Aber was verstehen Migranten darunter? Welche Rolle spielen die Religionen? Diesen und anderen brisanten Fragen zur Integration geht Moderator Florian Weber in seinem Bürgertalk nach. Gäste sind Bürgerinnen und Bürger aus dem SWR Sendegebiet, die persönliche Erfahrungen mit dem Thema gemacht haben und ihre Geschichte erzählen. Mit dabei sind auch Die Konstanzer Landtagsabgeordnete Nese Erikli (Die Grünen) sowie der AfD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Münzenmaier aus Mainz.

10.5., ARD, 10.00 Uhr: "Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt"

Mehrere Zehntausend Menschen werden vom 9. bis 13. Mai am Katholikentag in Münster teilnehmen. Auf dem Platz vor dem ehemaligen Fürstbischöflichen Schloss, jetzt Hauptsitz der Universität Münster, findet in diesem Rahmen an Christi Himmelfahrt die erste große Eucharistiefeier statt. Unter dem Gottesdienstmotto "Himmelwärts und ausgesandt" wird der Hauptzelebrant, Münsters Bischof Felix Genn, in seiner Predigt das Friedensthema des Katholikentags in den Mittelpunkt stellen. Als besonderes Zeichen werden während des Gottesdienstes 150 Friedensboten entsandt.

Acht Chöre aus dem großen Flächenbistum Münster unter der Leitung von Jutta Bitsch und die Münsteraner Dombläser werden den Gottesdienst musikalisch gestalten.

10.5., ZDF, 22.00 Uhr: "Was Frauen wollen und Männer denken"

Elterngeld, Kitaplatz-Anspruch, Ganztagsbetreuung, Frauenquote: Trotzdem kann von Gleichstellung der Frauen keine Rede sein, denn vom Taschengeld bis zur Rente haben sie das Nachsehen. Je nach Branche und Wohnort bekommen Frauen 21 Prozent weniger Gehalt und im Alter durchschnittlich nicht einmal halb so viel Rente wie Männer. Vor dem Gesetz sind Männer und Frauen gleich. Doch in der Realität sieht es ganz anders aus. Aber woran liegt das? Dem geht die ZDF-Journalistin Sarah Tacke als Moderatorin dieser Dokumentation nach. Wie gleichgestellt Frauen sind, hängt meist mit ihrem persönlichen Lebensmodell zusammen. Tacke trifft ganz unterschiedliche Frauen. Sie erzählen, wie es für sie um gleiche Chancen oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht. Da ist zum Beispiel die alleinerziehende Djamila, die ihren Alltag zwischen zwei Jobs und Kindern (4 und 15 Jahre alt) bestreitet. Finanzielle Absicherung ist das Thema. Schließlich sind Alleinerziehende im Alter fünf Mal häufiger auf Grundsicherung angewiesen als Paarhaushalte.

Für Rentnerin Christa aus Hamburg ist dies bereits Realität. Sie hat ihre Kinder versorgt, ist im Beruf kürzergetreten und nun auf staatliche Unterstützung angewiesen. Die Entscheidung für Kinder beeinflusst in der Regel meist die Berufsperspektiven für Frauen. Sie nehmen sich Auszeiten und kehren oft nur auf Teilzeit- oder Minijobbasis zurück in den Beruf. Fast die Hälfte aller sozialversicherungspflichtigen angestellten Frauen arbeitet in Teilzeit. Bei den Männern ist es dagegen nur jeder Zehnte. Kinder als Karrierekiller und Armutsrisiko: Junge Frauen fragen sich, ob die Entscheidung für Kinder automatisch das Aus im Beruf bedeuten muss. Tacke trifft unter anderen eine Top-Managerin, die berichtet, wie sie es in diese Position geschafft hat, was es mit der vielzitierten "Gläsernen Decke" auf sich hat und ob Männer 2018 wirklich bereit sind, Macht abzugeben. Wie gestaltet sie ihr eigenes Unternehmen um, damit die nächste Generation von Frauen bessere Bedingungen hat? Die Sendung geht auch der Frage nach, ob junge Frauen bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen: Definieren sie ihre Rolle selbst, so wie es für sie passt, jenseits von gesellschaftlichem Druck und veralteten Rollenbildern?