Bedford-Strohm: Reformationsorte sind mehr als nur Museen

 Heinrich Bedford-Strohm
Foto: Philipp Reiss
Heinrich Bedford-Strohm
Bedford-Strohm: Reformationsorte sind mehr als nur Museen
Kirche und Land wollen Reformationsorte weiter mit Leben füllen
Zum 500. Reformationsjubiläum sind bereits viele Bilanzen gezogen worden. Die Tourismuszahlen für 2017 waren erfreulich für Sachsen-Anhalt. Nun haben auch die Partner der Rahmenvereinbarung von 2009, Land und EKD, ein positives Fazit gezogen.

Das 500. Reformationsjubiläum hat aus Sicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, viele bleibende Spuren hinterlassen. Die Lutherstadt Wittenberg, die als Ausgangsort der Reformation im vergangenen Jahr im Zentrum der Feierlichkeiten stand, sei "schöner geworden" und habe viele Menschen weltweit inspiriert, sagte Bedford-Strohm am Mittwoch in Wittenberg. Die sanierten Gebäude, darunter die berühmte Schlosskirche, erstrahlten nun in neuem Glanz. Sie seien mehr als Museen und müssten auch künftig mit dem Geist der Reformation gefüllt werden. Dies sei für das Gemeinwesen genauso wichtig wie für die Kirche, betonte Bedford-Strohm.

Wittenberg habe im vergangenen Jahr viele Spuren in der Geschichte und Spuren in Biografien hinterlassen, sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Die Lutherdekade habe zudem noch einmal Rückenwind gebracht, den Menschen das Evangelium nahe zu bringen. Viele Menschen seien neugierig geworden, und es seien auch neue Kontakte in den Gemeinden entstanden.

Wirkung in die ganze Gesellschaft hinein

Der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte, dass die Ökumene einen Schwung bekommen habe, "der nicht mehr abzubremsen" sei. Die katholischen Bistümer seien 2017 in Wittenberg präsent gewesen. Zudem seien auch Menschen ohne Konfession erreicht worden. Haseloff sprach von einer "Wirkung in die gesamte Gesellschaft hinein". Er verwies auch darauf, dass es in dem besonders säkularen Umfeld eine besondere Herausforderung für die Kirche sei, die Menschen zu erreichen. Bedford-Strohm ergänzte, die Selbstverständlichkeit, mit der in ökumenischem Geist gefeiert worden sei, habe eine nachhaltige Wirkung.

Anlässlich der 2009 geschlossenen Rahmenvereinbarung der EKD mit dem Land Sachsen-Anhalt, der Lutherstadt Wittenberg, der Union Evangelischer Kirchen in Deutschland (UEK) und der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt zur Vorbereitung des 500. Reformationsjubiläums fand am Mittwoch im Augusteum in Wittenberg eine Festveranstaltung mit allen Partnern statt. Die Rahmenvereinbarung beinhaltete unter anderem die Sanierungs- und Bauarbeiten am Schlosskirchenensemble und am Augusteum in Wittenberg, den Eigentümerwechsel der Schlosskirche vom Land zur EKD sowie die Gründung der Reformationsgeschichtlichen Forschungsbibliothek im Schloss Wittenberg, die seit Montag für Nutzer geöffnet ist.

Der Wittenberger Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) sagte, er wünsche sich vor allem eine Fortsetzung der erfolgreichen Formate aus dem Jahr des Reformationsjubiläums. Dazu gehörte beispielsweise das Konfi-Camp, an dem Tausende Jugendliche teilnahmen. Dies sollte zur Tradition in Wittenberg werden, sagte Zugehör.

Sachsen-Anhalt gilt als Ursprungsland der Reformation. Eisleben ist Geburts- und Sterbeort von Martin Luther (1483-1546). In Wittenberg war die Hauptwirkungsstätte des Reformators. Am 31. Oktober 1517 hatte Luther dort seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der Thesenanschlag an der Schlosskirche gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

Rund 80 Millionen Euro investierte Sachsen-Anhalt während der Lutherdekade in das Reformationsjubiläum, davon 60 Millionen Euro in den Erhalt und die Modernisierung der Lutherstätten, darunter die Schlosskirche in Wittenberg, Luthers Sterbehaus und sein Elternhaus in Mansfeld. 20 Millionen Euro wurden für Veranstaltungen und für die Geschäftsstelle aufgewendet.