Deutsches Exilarchiv eröffnet Dauerausstellung

Deutsches Exilarchiv
Foto: epd-bild/Thomas Rohnke
Das "Deutschen Exilarchiv" zeigt zum Beispiel die handgefertige Tasche von Irma Lange für ihren Sohn Hanns, Isle of Man, 1940-42. Die bunten Stickereien und Applikationen zeigen Langes Weg von der Verhaftung im September 1940 nahe London bis zur Internierung als sogenannte feindliche Ausländerin auf der Isle of Man.
Deutsches Exilarchiv eröffnet Dauerausstellung
Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 eröffnet am Donnerstag eine Dauerausstellung in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main.

Die Schau "Exil. Erfahrung und Zeugnis" veranschauliche die Flucht von deutschen Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern vor den Nationalsozialisten und ihren Kampf für eine neue Existenz, sagte die Archivleiterin Sylvia Asmus dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gehe um den Alltag, Familie, den beruflichen Auf- oder Abstieg, die eigene Sprache und fremde Sprachen, Widerstand gegen den Nationalsozialismus und schließlich um die Frage nach Rückkehr oder Bleiben.

Leiterin des Exilarchiv, Sylvia Asmus
Auf 400 Quadratmetern werden nach Asmus' Angaben Notizzettel, Fotos, Koffer und Erinnerungsstücke gezeigt. Die rund 250 Exponate stammen aus den Nachlässen von Emigranten. Neben den chronologischen Kapiteln "Auf der Flucht", "Im Exil" und "Nach dem Exil" bietet die Schau acht biografische Einstiege. Eine Persönlichkeit davon ist die Journalistin und Schriftstellerin Stefanie Zweig (1932-2014), die in Erinnerung an ihre Kindheit im Exil in Kenia den Bestsellerroman "Nirgendwo in Afrika" schrieb.

Von ihrer Familie liegt ein unscheinbares graues Säckchen, etwa zwei mal vier Zentimeter, unter Glas: "Erde vom Grab meiner lieben Mutter", hatte Stefanies Vater Walter 1938, dem Jahr der Flucht aus Oberschlesien, dazu geschrieben. Fotobücher der Zweigs geben einen Eindruck vom fremden Land der Zuflucht und vom ersten Winter zurück im fremd gewordenen Deutschland 1947.

An Hörstationen erzählen Exilanten von ihrem Leben, an Tablet-Stationen können Besucher sich in Biografien und Länder des Exils vertiefen. Neben der Dauerausstellung wird eine gleichgroßer Raum für Wechselausstellungen eingerichtet. Die Ausstellung habe traurige Aktualität, sagte Archivleiterin Asmus. Dadurch spreche die Epoche des Exils 1933 bis 1945 die Besucher heute unmittelbar an.

Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt hat nach Asmus' Angaben mehr als 19.000 Monografien, 13.000 Zeitschriften und 311 Nachlässe von Exilanten gesammelt, dazu Briefe, Manuskripte und Flugblätter. Auch der andere Standort der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig verfügt über eine Sammlung von Exil-Literatur aus den Jahren 1933 bis 1945.