Theologe Richard Schröder unterstützt Entscheidung der Essener Tafel

 Essener Tafel
Foto: Roland Weihrauch/dpa/Roland Weihrauch
Kunden der Essener Tafel stehen mit ihren Einkaufstrolleys vor der Ausgabestelle. Die Essener Tafel will keine nichtdeutschen Neukunden mehr aufnehmen.
Theologe Richard Schröder unterstützt Entscheidung der Essener Tafel
Der Theologe Richard Schröder unterstützt die Entscheidung der Essener Tafel, vorläufig nur noch Deutsche als Neukunden aufzunehmen. Schröder schrieb in einem Gastbeitrag für "Die Welt" (Mittwoch), wenn 75 Prozent der Registrierten Migranten seien, "ist es doch gerecht und in Ordnung, nun den Nicht-Migranten die Gelegenheit zu geben, auch noch registriert zu werden".

Schröder, der nach dem Mauerfall SPD-Fraktionschef in der DDR-Volkskammer und danach Mitglied des Bundestags war, schrieb: "Nachdem durch einen darwinistischen Verdrängungsprozess einheimische alte Frauen und junge alleinstehende Mütter abgedrängt worden waren, war es der Intention nach von der Leitung der Essener Tafel human, den Verdrängten eine Chance einzuräumen."

Der evangelische Theologe Richard Schrö†der
Scharf ging der frühere Politiker mit Kritik aus den Reihen der SPD ins Gericht, aus der er selbst 2001 ausgetreten ist. Wer so "unkontrolliert emotional" urteile wie die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli, sei "als Staatssekretärin ungeeignet", schreibt Schröder. Chebli hatte getwittert: "Essen nur für Deutsche. Migranten ausgeschlossen." Das sei eine "vollkommene Umkehrung des Sachverhalts", erklärte der Theologe. Dem SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warf er vor, voreilig von "Ausländerhass sogar bei den Ärmsten" getwittert zu haben.

Schröder, der zuletzt an der Humboldt-Universität in Berlin lehrte, betonte, in Deutschland müsse niemand hungern. Die Tafeln seien nicht eingerichtet worden, um Hunger zu bekämpfen, sondern um der Lebensmittel-Verschwendung Einhalt zu gebieten und die Nahrungsmittel günstig an Bedürftige abzugeben.

Den Verantwortlichen in Essen empfahl Schröder, sich an anderen Lösungen zu orientieren. In Chemnitz etwa habe man "eine elegantere Lösung gefunden". Dort sei die Tafel an unterschiedlichen Tagen jeweils nur für Migranten, Alteingesessene und Behinderte geöffnet.