Nationale Armutskonferenz: Aufnahmestopp der Essener Tafel ist ein Alarmsignal

 Essener Tafel
Foto: Roland Weihrauch/dpa
Kunden der Essener Tafel stehen mit ihren Einkaufstrolleys vor dem Eingang der Ausgabestelle.
Nationale Armutskonferenz: Aufnahmestopp der Essener Tafel ist ein Alarmsignal
Die Sprecherin der Nationalen Armutkonferenz hält es für unerträglich, dass von Armut Betroffene Menschen jetzt in Konkurrenz zueinander stehen.
27.02.2018
evangelisch.de
Pressemitteilung der Diakonie Berlin-Brandenburg

Die Entscheidung der Essener Tafel, übergangsweise nur Menschen mit deutschem Pass neu in die Versorgung aufzunehmen, zeige überdeutlich, wie groß die Zahl der Menschen ist, deren Existenzminimum nicht zum Leben reicht, sagte Barbara Eschen am Dienstag in Berlin. Die Sprecherin der Nationalen Armutkonferenz (NAK) und Diakoniedirektorin in Berlin-Brandenburg hält es für unerträglich, dass von Armut Betroffene Menschen jetzt in Konkurrenz zueinander stehen.

"Es kann nicht länger sein, dass staatliche Maßnahmen wie der Regelsatz das Auskommen nicht sichern und Ehrenamtliche einspringen sollen, die das an die Belastungsgrenze bringt", sagt Barbara Eschen. Das Alarmsignal der Essener Tafel zeige, dass die Tafeln nicht länger Ausputzer der Nation sein könnten. Stattdessen müssten die staatlichen Transferleistungen für Menschen, die von Armut betroffen sind, deren Existenz zuverlässig sichern.

"Es sind Wohnungslose, in Altersarmut Lebende, prekär Beschäftigte, Alleinerziehende, Erwerbslose und Geflüchtete, - viel zu viele, für die knappen sozialen Angebote und Hilfen."

Alle in Armut lebenden Menschen litten unter einer ungerechten Politik, die Armut nicht bekämpft. Statt eine unsägliche Neiddebatte untereinander zu fördern, sei Solidarität der Wohlhabenden gefragt. "Daher fordern wir unter anderem einen ausreichenden Regelsatz in der Grundsicherung und regelmäßige, angemessene Anpassung der Kosten der Unterkunft" so die Sprecherin der NAK und Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg. "Wir sehen in den nächsten Jahren einen eindeutigen zusätzlichen Bedarf im Bundeshaushalt in Milliardenhöhe pro Jahr, um die anstehenden Herausforderungen in den Bereichen Wohnen, Unterbringung, Bildung, Arbeit und Gesundheit bewältigen zu können."

Die Nationale Armutskonferenz ist ein Zusammenschluss aus Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und deutschlandweit tätigen Fachverbänden und Betroffeneninitiativen. Die NAK hat sich 1991 gegründet und ist die deutsche Sektion des European Anti Poverty Network (EAPN).