Ärger um Beirat des Instituts für Islamische Theologie in Berlin

Die Rechtsanwältin Seyran Ates
Foto: dpa/Soeren Stache
Die Rechtsanwältin Seyran Ates, Initiatorin und Mitbegründerin der liberalen Ibn Rushd-Goethe Moschee im Gemeinderaum in der Kirche St. Johannes in Berlin.
Ärger um Beirat des Instituts für Islamische Theologie in Berlin
Um das geplante Institut für Islamische Theologie in Berlin gibt es Ärger. Die Frauenrechtlerin Ates kritisiert den Ausschluss liberaler Islamverbände aus dem Beirat. Gründungsdirektor Borgolte verteidigt die Zusammensetzung.

Der Gründungsdirektor des Berliner Instituts für Islamische Theologie, Michael Borgolte, hat die Nichtbeteiligung liberaler islamischer Verbände im Beirat verteidigt. Auch die Berliner CDU-Opposition und die am Senat beteiligten Grünen stellten berechtigterweise die Frage nach der Zusammensetzung des Gremiums, sagte der Professor für mittelalterliche Geschichte dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich kann darauf immer nur antworten: Das ist jetzt nun mal die Voraussetzung, unter der wir begonnen haben. Man kann jetzt während dieses Prozesses die Zusammensetzung nicht ändern. Das ist eine Frage des Vertrauens. Man kann jetzt nicht zwischendurch sagen, es gefällt mir nicht mehr mit Euch."

In einem Offenen Brief an den Berliner Senat und die Universitätsleitung forderte die Rechtsanwältin und Moschee-Gründerin Seyran Ates am Dienstag ein Mitspracherecht liberaler Islamverbände bei der Gründung des Instituts an der Humboldt Universität. Ates protestiert dagegen, dass der Beirat des geplanten Instituts einzig mit Vertretern konservativer Islamverbände besetzt ist. Diese repräsentierten nur einen Bruchteil der Muslime in Deutschland und würden zumeist aus dem Ausland finanziert, bemängelt die Gründerin der liberalen Ibn Rushd-Goethe-Moschee in Berlin.

Gründungsdirektor Borgolte sprach von "durchaus schwierigen Vertragsverhandlungen" mit den konservativen Verbänden und zwischenzeitlichen Zweifeln an einer Einigung. Mittlerweile glaube er, dass die Verbände das Papier unbedingt wollten. "Aber ob sie es unterschreiben, wie es dann vorliegt, das wird man sehen. Es gibt Bestimmungen, die ihnen nicht gefallen, die sie mit ihren Gemeinden rückkoppeln müssen." Für den Fall, dass der Vertrag nicht von allen Seiten unterschrieben werde, müsse neu verhandelt werden.

Ates kritisierte, jahrelang habe die Politik sich gewünscht, dass sich die liberalen Muslime in Deutschland organisierten. Nun gebe es verschiedene Organisationen und keine von ihnen werde einbezogen. Das sei gerade in Zeiten, in denen "der konservative und fundamentalistische Islam uns Liberale massiv angreift und bedroht, ein wirkliches Armutszeugnis".

Mit der Ausbildung von islamischen Theologen in Deutschland sollte doch eigentlich erreicht werden, dass auch andere als die traditionell-konservativen Inhalte im Studium vermittelt werden können, so Ates. "Wir wollten uns unabhängig machen von Imamen, die in anderen Ländern ausgebildet wurden." Mit der Besetzung des Beirates werde diese Idee "ad absurdum" geführt.

Nach den derzeitigen Planungen soll der Studienbetrieb an dem Institut für Islamischen Theologie mit einem Jahr Verzögerung im Wintersemester 2019/20 aufgenommen werden. Die erste Berufungsliste soll frühestens im Herbst fertig sein. Vorgesehen sind sechs Professuren und zwei Nachwuchsgruppen.

In der Arbeitsgemeinschaft, die die Gründung des Instituts vorbereitet, sind neben dem Berliner Senat und der Universität derzeit die Islamverbände Ditib, Islamische Föderation Berlin, Zentralrat der Muslime Deutschlands, Verband des islamischen Kulturzentren und die Vereinigung der schiitischen Gemeinden vertreten. Geplant ist, dass alle sieben Parteien bis 1. April einen Vertrag über den Beirat des Instituts unterzeichnen. Der Beirat hat wie die Beiräte an den evangelischen und katholischen theologischen Fakultäten künftig Einspruchsmöglichkeiten auf die theologische Lehre des Instituts.