Stadt hält trotz Kritik an Mahnmal für getötete Christen fest

Stadt hält trotz Kritik an Mahnmal für getötete Christen fest
Die mittelhessische Stadt Pohlheim hält an ihren Plänen für ein Mahnmal für die christlichen Opfer des Genozids im Osmanischen Reich fest. Das Mahnmal sei beschlossen und werde trotz der Kritik von türkischer Seite errichtet, sagte der Pohlheimer Bürgermeister Udo Schöffmann.

Das Mahnmal wäre das erste auf öffentlichem Grund in Deutschland. Demnächst finde das erste Treffen einer Kommission statt, die über den genauen Ort und das Aussehen des Denkmals beraten soll, teilte der Bürgermeister mit.

Das Stadtparlament hatte Ende vergangenen Jahres für das Denkmal gestimmt, mit dem an die Massaker an Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich vor rund einem Jahrhundert erinnert werden soll. Dagegen protestierte der türkische Generalkonsul in Frankfurt, Burak Kararti. Das Mahnmal beleidige die türkische Gemeinde, befand er.

Schöffmann glaubt nach eigenem Bekunden jedoch nicht, dass die türkische Bevölkerung in Pohlheim Bedenken gegen das Mahnmal habe. "Es soll keine Verurteilung stattfinden. Es soll daran erinnert werden, dass so etwas nicht mehr stattfinden darf." In Pohlheim, das rund 18.000 Einwohner hat, leben mehr als 1.000 aramäische Familien.

Die Initiative zu dem Mahnmal war von den Pohlheim lebenden Aramäern ausgegangen, die einen "Ort der Erinnerung" schaffen wollten, berichtete Schöffmann. Ihr Anstoß sei parteiübergreifend positiv aufgenommen worden. Ende November sprachen sich die Abgeordneten der Stadt für die Errichtung aus.

Die osmanische Regierung hatte 1915 die Verfolgung der christlichen Armenier angeordnet. Den Massakern fielen Tausende Menschen, darunter auch Aramäer und Assyrer, zum Opfer. Wie viele starben, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Zahlen variieren zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Toten.

Als der Bundestag die Massentötung der Armenier im Sommer 2016 mit breiter Mehrheit als Völkermord einstufte, hatte es aus der Türkei heftige Kritik gegeben. Sie weist den Begriff des Völkermordes im Zusammenhang mit den Massentötungen zurück.