"Care Klima Index 2017": Schlechte Stimmung in der Pflegebranche

Eine Pflegehausbewohnerin und eine Pflegehelferin in einem Seniorenzentrum.
Foto: dpa/Angelika Warmuth
Die Stimmung an der Basis ist schlecht. Die Pflegereform der großen Koalition hat den Berufsalltag noch nicht verändert.
"Care Klima Index 2017": Schlechte Stimmung in der Pflegebranche
Pflegekräfte sehen trotz Reformen keine Verbesserungen im Berufsalltag
Die Beteuerungen aller Parteien, mehr für die Pflege tun zu wollen, kommen bei den Beschäftigten bisher nicht an. Die Stimmung an der Basis ist schlecht. Die Pflegereform der großen Koalition hat den Berufsalltag noch nicht verändert.

Die Menschen in der Pflegebranche fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Neun von zehn Pflegekräften glauben, die Pflege habe in der Politik nur einen geringen Stellenwert. Das geht aus dem "Care Klima Index 2017" im Auftrag des Deutschen Pflegetags hervor, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Als Hauptprobleme werden der Personalmangel und die Pflegequalität genannt. Analog zum ifo-Geschäftsklimaindex für die Wirtschaft soll der "Care Klima Index" künftig regelmäßig die Stimmungslage in der Pflegebranche ermitteln.

Als größtes Problem sehen 80 Prozent der Pflegekräfte den Personalmangel in Krankenhäuern, Pflegeheimen und -diensten. Auch 72 Prozent der Ärzte, die mit Pflegenden zusammenarbeiten, sagen, es fehle Personal. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, die Politik habe erste Schritte unternommen, damit in der Altenpflege mehr Personal zu Tariflöhnen angestellt werden könne. Die Branche müsse dies nun auch tun.

Als besonders negativ fällt im "Care Klima Index 2017" das Urteil der Branche über die eigene Arbeit auf: Die Hälfte aller Befragten stuft die Qualität der Pflege als mittelmäßig ein, mehr als ein Viertel (28 Prozent) als mangelhaft. Zwei Drittel der Pflegekräfte haben keine Hoffnung, dass sich die Versorgung künftig verbessert.

Dass selbst nach der großen Pflegereform die Stimmung so schlecht ist, ist für den Präsidenten des Deutschen Pflegerates, Franz Wagner, ein Indiz dafür, dass die Berufsgruppe der Pflegenden bisher vernachlässigt worden sei. Die Verbesserungen seien in erster Linie den Pflegebedürftigen und ihren Familien zugutegekommen, sagte er. Von der künftigen Regierung forderte er, schnell in mehr Personal zu investieren. Eine mögliche große Koalition dürfe nicht hinter den Jamaika-Sondierern zurückbleiben, sagte Wagner. Union, Grüne und FDP hätten mit einer Milliarde Euro 40.000 neue Stellen finanzieren wollen.

Die Pflegereform, die das Budget der Pflegekassen um ein Fünftel erhöht hat, kommt laut der Umfrage beim Pflegepersonal bisher nicht an. 60 Prozent der Altenpflegekräfte spüren keine Verbesserungen im Berufsalltag. Von den befragten Vertretern der Pflege- und Krankenkassen glaubt hingegen fast die Hälfte, die Reformen erleichterten den Pflegealltag.

Für den "Care Klima Index 2017" wurden im Herbst 2017 gut 2.000 Personen befragt. Den größten Anteil stellten Pflegekräfte, gefolgt von pflegenden Angehörigen, Pflegebedürftigen und Ärzten. Darüber hinaus wurden auch Apotheker, Kostenträger, Hersteller von Hilfsmitteln und branchenfremde Betriebe befragt. Es war die erste Befragung dieser Art zur Stimmung in der Pflegebranche, durchgeführt vom Nürnberger Marktforschungsinstitut Psyma Health & Care.