Kirche und Staat zufrieden mit Reformationsjubiläum

Kirche und Staat zufrieden mit Reformationsjubiläum
In einer guten Woche geht das Reformationsjubiläum zu Ende. Kirche und Staat haben ein Jahr lang an die Bedeutung der Reformation erinnert - und dabei auch viel Geld investiert. Das sei gut angelegt worden, sagt Thüringens Ministerpräsident Ramelow.

Vor dem Finale des 500. Reformationsjubiläums haben Vertreter von evangelischer Kirche und Staat sich zufrieden mit dem Ablauf des Festjahres gezeigt. "Die Thüringer Bilanz jedenfalls ist sehr positiv", sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er verteidigte dabei auch den den Einsatz von Steuermitteln. Die in den vergangenen Jahren innerhalb der Lutherdekade ausgegebenen 65 Millionen Euro seien "kein Staatsgeld für innere Kirchenangelegenheiten gewesen", sondern Mittel für den Denkmalschutz und Investitionen in die Infrastruktur an den Originalstandorten, sagte er. Auch der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) blickt auf ein in seinen Augen gelungenes Erinnerungsjahr zurück.

Nach seiner letzten Sitzung vor dem Reformationstag (31. Oktober) erklärte das Spitzengremium der rund 22 Millionen Protestanten in Deutschland, das Reformationsjubiläum habe eine "beeindruckende öffentliche Präsenz entfaltet". Bund, Länder, Kommunen, Zivilgesellschaft und Kirchen hätten Impulse der Reformation aufgenommen und aktualisiert. Unterstrichen wurde zudem das Bemühen, das Jubiläum ökumenisch - also nicht in Abgrenzung zur katholischen Kirche - und international zu begehen.

Bund und Länder haben anlässlich des Reformationsjubiläums vor allem Geld für die Restaurierung authentischer Wirkungsstätten der Reformatoren bereitgestellt. Das Geld sei angelegt "in unsere historische Verantwortung, damit Schlösser, Burgen und Kirchen nicht verfallen, dass sie die Menschen dazu anregen, nach Thüringen zu kommen", sagte Ramelow mit Blick auf sein Bundesland, in dem unter anderem Eisenach liegt, wo Martin Luther auf der Wartburg die Bibel übersetzte.

Die vergangenen Jahre hätten viele Bürger neugierig auf die eigene Geschichte gemacht, sagte der Regierungschef. Zwar seien jetzt nicht alle Thüringer gleich Reformationsexperten, doch sei im Land das Verständnis dafür gewachsen, dass "Gotha oder Weimar eben keine x-beliebigen Fürstenhäuser waren, sondern dass hier ein Stück Zeitgeschichte in die Moderne eröffnet wurde".



Der Rat der EKD dankte in seiner Erklärung allen Haupt- und Ehrenamtlichen in Kirchengemeinden und -einrichtungen, Kulturinstitutionen und Medien, die sich an der zehnjährigen Vorbereitung und bei Veranstaltungen in diesem Jahr beteiligt haben. "Das gemeinsam gestaltete Reformationsgedenken ist Anlass, diesen Feiertag mit großem Dank zu begehen", heißt es mit Blick auf den Reformationstag, der erstmals in der Geschichte in diesem Jahr bundesweit ein gesetzlicher Feiertag ist. Am 31. Oktober feiert die evangelische Kirche mit mehreren Gottesdiensten in Wittenberg und bundesweit das Finale des Reformationsjubiläums. Geplant ist auch ein Festakt in Wittenberg, bei dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Rede halten wird.

1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.