Tillich ermutigt Christen zu politischem Engagement

 Ost-Berliner Gethsemanekirche
Foto: epd-bild
Aus Protest gegen die Inhaftierung von Teilnehmern der wöchentlichen Friedensandacht im Oktober 1989 in der Leipziger Nikolaikirche, hatten kirchlicher Friedens- und Menschenrechtsgruppen an der Ost-Berliner Gethsemanekirche mit einer Mahnwache begonnen.
Tillich ermutigt Christen zu politischem Engagement
Den Einsatz der Kirche gegen den DDR-Unterdrückungsstaat einserseits loben und ihr andererseits gleichzeitig die Teilnahme am politischen Leben verwehren wollen - das ist für Sachsen Ministerpräsidenten Tillich unmöglich.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat Christen darin bestärkt, sich politisch einzumischen. Die Kirchen und ihre Mitglieder seien frei, "ihre Meinung zu äußern und in den politischen Prozess einzuspeisen", sagte Tillich am Donnerstag auf dem evangelischen sächsischen Pfarrertag in Leipzig. Wenn die Kirchen für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einträten, "stärken sie die demokratische Ordnung, die wir auf dem Fundament des Grundgesetzes errichtet haben", fügte er hinzu.

Mit Blick auf die Rolle der Kirchen während der Friedlichen Revolution 1989 sagte Tillich bei seinem Grußwort in der Nikolaikirche, man könne ihr politisches Einstehen gegen den DDR-Unterdrückungsstaat nicht loben und der Kirche "zugleich die Teilnahme am politischen Leben des demokratischen Lebens verwehren wollen".

Die Kirchenleitungen warnte der aktive Katholik Tillich davor, intern abweichende Meinungen zu ignorieren "und damit Konsens zu suggerieren, wo es tatsächlich Meinungspluralismus gibt". Dies könne die Glaubwürdigkeit, die die Kirchen beanspruchten, beschädigen. Der sächsische Pfarrertag findet seit 2007 alle zwei Jahre an anderer Stelle statt, in diesem Jahr zum fünften Mal.