Entsetzen über Anschlag in London

Polizisten in London nach dem Anschlag vom 23. März 2017
dpa/Jonathan Brady
Polizisten in London nach dem Anschlag vom 23. März 2017
Entsetzen über Anschlag in London
Der Anschlag von London überschattet das Pfingstfest auch in Deutschland. Führende Vertreter der großen Kirchen riefen in ihren Predigten dazu auf, der Gewalt und dem Terror die christliche Botschaft entgegenzusetzen.

Spitzenvertreter der Kirchen in Deutschland haben in ihren Pfingstpredigten Trauer und Bestürzung über den Terroranschlag in London ausgedrückt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, verurteilte am Sonntag jede Art von religiös motivierter Gewalt. Die Vorstellung, im Namen Gottes zu töten, sei die "größte Gotteslästerung", sagte der Theologe in der Münchner Matthäuskirche.



Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief nach dem Anschlag mit mindestens sieben Toten dazu auf, dem Terror die christliche Botschaft entgegenzusetzen. "Immer wieder sind wir bedrückt über die schrecklichen Ereignisse, die überall auf dem Globus deutlich machen, dass die Mächte der Gewalt und des Bösen nicht zum Schweigen gebracht werden, sondern immer wieder aufstehen. Aber wir wissen: Die Macht Christi ist stärker!", sagte der Münchner Erzbischof am Sonntag im Liebfrauendom der bayerischen Landeshauptstadt.

Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte in seiner Predigt, über der frohen Pfingstbotschaft dürfe das Leid der Menschen nicht ausgeblendet werden. Denn der "Heilige Geist" Gottes, von dem an Pfingsten die Rede ist, habe auch den Schmerz und das menschliche Leid durchlebt.

Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge äußerte sich in seiner Predigt in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche entsetzt über die Feigheit und Brutalität der Täter von London und betete für die Opfer und ihre Angehörigen. Juden, Christen und Muslime müssten zueinander finden und gemeinsam gegen Terror und Gewalt vorgehen, mahnte der Bischof. Es dürfe keine Gewalt im Namen der Religion geben.

Christen feiern Pfingsten - als eines der höchsten kirchlichen Feste - seit Ende des vierten Jahrhunderts 50 Tage nach Ostern. In Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Menschen wird Pfingsten auch als "Geburtstag der Kirche" verstanden.

Traditionell werden zahlreiche Gottesdienste unter freiem Himmel gefeiert. Am Montag kamen mehr als 10.000 Menschen zum Bayerischen Evangelischen Kirchentag auf den mittelfränkischen Hesselberg. In seiner Predigt verwies Landesbischof Bedford-Strohm mit Blick auf den Predigttext (Samuel 3,1-10) auf die Bedeutung von Ruhephasen. Es brauche das Innehalten, die Unterbrechung, das Kraftschöpfen, um sich dann wieder engagieren zu können - so wie Samuel, der sich im Tempel hingelegt hatte, ehe er Gott dort begegnete. 

Die designierte Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), rief am Montag bei einer ökumenischen Feier auf dem Schweriner Marktplatz vor etwa 2.000 Menschen dazu auf, sich von Krieg, Gewalt, Hass oder Terror nicht mutlos machen zu lassen, sondern sich gemeinsam mit Konfessionslosen für eine friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen.

Auf dem Frankfurter Römerberg betonte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung am Montag vor rund 1.500 Gläubigen, dass Gott alle Menschen eingeladen habe. Es könne nicht im Sinne Gottes sein, Zäune und Mauern zu bauen, um andere Menschen abzuweisen.

Auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz bot ein ökumenische Christusfest am Pfingstmontag mehr als 80 Veranstaltungen, darunter Podiumsdiskussionen, Konzerte und Gottesdienste. Dort rief der anglikanische Bischof Graham James dazu auf, Einheit zwischen unterschiedlichen Menschen herzustellen. Das sei nach terroristischen Anschlägen wie in Manchester und London umso wichtiger, sagte der Bischof von Norwich. Zudem müssten Menschen öffentlich über ihre christliche Ethik und ihren Glauben reden, damit die Angst nicht gewinne.