TV-Tipp: "Der Chef ist tot" (ZDF, 20.15 Uhr)

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TV-Tipp: "Der Chef ist tot" (ZDF, 20.15 Uhr)
TV-Tipp 22.5., ZDF, 20.15 Uhr: "Der Chef ist tot"
Der Chef eines Logistik-Unternehmens wurde die Treppe runtergestoßen. Schnell geraten fünf entlassene Mitarbeiter in Verdacht.

"Warum eigentlich … bringen wir den Chef nicht um?" lautete der etwas bemüht klingende Titel einer Hollywood-Komödie aus dem Jahr 1980, die im Original schlicht "Nine to Five" hieß und von drei Frauen handelt, die sich an ihrem despotischen Chef rächen. In der TV-Komödie "Der Chef ist tot" scheinen die Angestellten eines Unternehmens mit dem völlig unzutreffenden Namen Heiterer-Logistik umgesetzt zu haben, was im US-Film bloß in Erwägung gezogen wurde, denn als der Film beginnt, ist der Chef in der Tat tot; anscheinend hat ihn jemand nach Feierabend die Treppe runtergeschubst.

Oberkommissarin Maxi Schweiger (Fritzi Haberlandt) braucht nicht lange, um rauszufinden, dass alle Beteiligten ein Motiv für den Mord gehabt hätten: Filialleiter Peer Althoff (Guido Lambrecht) sollte auf Geheiß der Zentrale einen seiner fünf Mitarbeiter feuern. Um ihnen eine letzte Chance zu geben, sollten sie bis zum Ende der Woche noch mal richtig reinklotzen, eine perfide Strategie, die selbstredend auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. Abgesehen davon war der Mann, wie es Buchhalterin Doris (Petra Kleinert) etwas pietätlos formuliert, "ein Allround-Arschloch", dem offenbar niemand nachtrauert. Prompt findet die Kommissarin Indizien, die nacheinander alle belasten: Die hübsche Gesa (Julia Hartmann) wollte sich Althoff an den Hals werfen, um die Kündigung zu verhindern, hat sich aber eine Abfuhr geholt. Vorher hat sie flugs mit ihrem Freund und Kollegen Sören (Lucas Prisor) Schluss gemacht; der wäre als Täter daher gleich doppelt motiviert gewesen. Das gilt auch für Michael (Götz Schubert), dem Althoff einst die Beförderung weggeschnappt hat; die beiden haben am Tatabend lautstark miteinander gestritten; und Doris hat ihrem Chef die Reifen zerstochen. Einzig Benno (Daniel Christensen), ein Schweiger vor dem Herrn, hatte als freier Mitarbeiter keinen Grund, sich vor einer Kündigung zu fürchten.

"Wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde"

Es ist keine große Geschichte, die der neben diversen Krimis (vor allem "Wilsberg") auch komödiantisch sehr versierte Stefan Rogall ("Der Stinkstiefel") erzählt; abgesehen von der Frage, was sich tatsächlich zugetragen hat, lebt der Film von den vorzüglichen Schauspielern und den diversen Dialogduellen. Regie führte Markus Sehr. Arte hat kürzlich seinen Kinofilm "Die Kleinen und die bösen" gezeigt, fürs ZDF hat er einige Folgen der Krimireihe "Friesland" gedreht. Sein nach wie vor bestes Werk ist jedoch sein Filmdebüt "Eine Insel namens Udo", ebenfalls mit Fritzi Haberlandt, die ihre Kommissarin mit spürbarer Freude an der Figur verkörpert: weil sich Maxi Schweiger nicht nur durch ihre Vorliebe für Erdbeer-Smoothies, sondern auch durch eine unkonventionelle Befragungsmethode auszeichnet. Sehr hätte die Komödie zwar gern mit mehr Biss und Tempo inszenieren können, aber auch so ist "Der Chef ist tot" sehenswert; Rogall hat gerade die gruppendynamischen Prozesse und die wechselnden Allianzen sehr schön getroffen, zumal sich die Mitarbeiter getreu dem Motto "Wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde" alsbald gegenseitig denunzieren.

Der realistische Handlungshintergrund ist selbstredend alles andere als witzig, aber einen etwaigen bitteren Beigeschmack lässt die Inszenierung gar nicht erst aufkommen; die leutselige Musik ist ohnehin ein unmissverständliches Signal, dass "Der Chef ist tot" in erster Linie unterhalten soll. Die typische Büroatmosphäre mit ihrer Mischung aus Kollegialität und Konkurrenzdenken hat Sehr trotzdem gut getroffen, zumal der Film gegen Ende fast grimmige Züge annimmt: Michael wird zwar neuer Chef, aber die Zentrale besteht weiter auf der Verkleinerung der Gruppe; und die Auflösung des Falls ist beschämend für alle Beteiligten.