Diakonie Katastrophenhilfe warnt vor Vernachlässigung Somalias

Wasserstelle in einem Lager für Flüchtlinge am Rande von Mogadishu. Die Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe DBG versorgt die Menschen mit Wasser, Lebensmitteln, Latrinen und Notunterkünften.
Foto: DBG/Diakonie Katastrophenhilfe
Wasserstelle in einem Lager für Flüchtlinge am Rande von Mogadishu. Die Partnerorganisation der Diakonie Katastrophenhilfe DBG versorgt die Menschen mit Wasser, Lebensmitteln, Latrinen und Notunterkünften.
Diakonie Katastrophenhilfe warnt vor Vernachlässigung Somalias
Nur mit dem gezielten Einsatz von Hilfsgeldern lässt sich eine drohende Hungerkatastrophe nach Einschätzung von Experten in Somalia noch verhindern. "Wir sind sehr spät dran, weil unsere Warnungen zwei Jahre lang überhört wurden", sagte der Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe, Martin Kessler, dem Evangelischen Pressedienst vor der Somalia-Konferenz am Donnerstag in London.

"Der Hilfsaufruf der UN muss voll finanziert werden, wir brauchen aber zugleich auch lokal verfügbare Mittel und mehr Geld für humanitäre Hilfsorganisationen." Nur so könne die Situation der mehr als sechs Millionen Hilfsbedürftigen dauerhaft verbessert werden.

Kessler zufolge erinnert die heutige Lage an die Situation 2011. Auch damals hätten Hilfsorganisationen wie die Diakonie Katastrophenhilfe frühzeitig gewarnt, passiert sei nichts. "Erst als schreckliche Bilder von Verhungernden gezeigt wurden, floss die Hilfe." Nach Schätzungen der UN kamen damals 260.000 Somalier ums Leben. "Heute ist die Lage zwar etwas besser als 2011, wir haben mehr lokale Partner und bedingt Zugang." Allerdings gebe es nach wie vor weite Teile des Landes, die wegen der Präsenz bewaffneter Gruppen wie der Terrororganisation Al-Shabaab nicht zugänglich seien. Die Präsenz der afrikanischen Friedenstruppe Amisom sei vielerorts die Voraussetzung dafür, helfen zu können.

Dass Somalia zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre eine Hungerkatastrophe droht, liegt Kessler zufolge auch daran, dass gerade die europäischen Gebernationen Afrika zuletzt zu sehr vernachlässigt hätten. "Der Blick war sehr stark darauf gerichtet, Flüchtlinge davon abzuhalten, nach Europa zu kommen." In der Folge sei nicht nur mehr Hilfe in bedürftige Länder wie Syrien geflossen, sondern auch viel Geld für die Flüchtlingsabwehr ausgegeben worden. "Natürlich kommt das Geld im Rahmen des EU-Türkei-Abkommens nicht aus den Hilfsetats, aber dort geht einfach sehr viel hin." Auch seien Gelder, mit denen Flüchtlinge in Deutschland versorgt würden, auf die Entwicklungshilfe angerechnet worden.

Kessler warb dafür, langjährige Krisenherde nicht aus dem Blick zu verlieren. So drohten nicht nur in Somalia, sondern auch im Jemen viele Hungertote, weil dort das zur Hilfe notwendige Geld fehle. Die UN schätzen den Bedarf für die Hilfe dort auf mehr als zwei Milliarden US-Dollar. Davon sind bislang erst weniger als ein Fünftel zugesagt worden.

Am Donnerstag treffen hochrangige Regierungsvertreter aus aller Welt in London zu einem Gipfel über die Zukunft Somalias zusammen. Dabei geht es auch um die Finanzierung von Sicherheit und Wiederaufbau in dem Land, das mehr als 25 Jahre Bürgerkrieg hinter sich hat. An der Konferenz nimmt auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) teil. Gabriel hatte bei seinem Besuch in Somalia am vorvergangenen Wochenende erklärt, die Bundesregierung werde ihre Hilfen von 70 auf 140 Millionen Euro verdoppeln. Auch das Bundesentwicklungsministerium hat eine Aufstockung der Hilfen angekündigt. 2016 hatte das Ministerium 38 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.