TV-Tipp: "Zwei Bauern und kein Land" (ARD)

TV-Tipp: "Zwei Bauern und kein Land" (ARD)
3. März, ARD, 20.15 Uhr: "Zwei Bauern und kein Land
In "Zwei Bauern und kein Land" gibt vor allem die an die Filmkompositionen von Ry Cooder erinnernde schöne Musik (Michael Klaukien, Andreas Lonardoni) einen Tonfall heiterer Gelassenheit vor.

Natürlich erzählt die ARD im Rahmen ihres Freitagsfilms nicht alle paar Wochen Geschichten, die auf dem Bauernhof spielen, aber es gibt doch eine gewisse Regelmäßigkeit. Diese relative Häufigkeit lässt sich vermutlich eher mit einer diffusen Sehnsucht nach heiler Welt erklären, von der ja auch einschlägige Zeitschriften profitieren, und weniger mit der Tatsache, dass ein Gutteil des Stammpublikums auf dem Land lebt. Man kann auch nicht behaupten, dass Degeto-Produktionen wie "Einmal Bauernhof und zurück", "Matthiesens Töchter", "Die Kinder meines Bruders" oder "Die Büffel sind los!" das Landleben verklärten, im Gegenteil; die Höfe, auf denen die Filme spielen, sind fast immer verschuldet. Trotzdem unterscheidet sich dieses "Genre" erheblich vom Heimatdrama, zumal die Stimmung allen Widrigkeiten zum Trotz meist heiter ist.

In "Zwei Bauern und kein Land" gibt vor allem die an die Filmkompositionen von Ry Cooder erinnernde schöne Musik (Michael Klaukien, Andreas Lonardoni) einen Tonfall heiterer Gelassenheit vor. Die Bilder von Kameramann Klaus Merkel ("Die Büffel sind los!"), der auch schon bei "Letzte Ausfahrt Sauerland" für ein sattes Sommerlicht gesorgt hat, verleihen dem Film zudem eine Wohlfühloptik, die einen reizvollen Kontrast zur Handlung darstellt, denn der Mecklenburger Landwirt Johannes Becker (Ernst Stötzner) hat eigentlich keinerlei Grund zu guter Laune: Sein Hof ist pleite, seine Frau ist weg, Dorfpolizistin Marie (Theresa Scholze) hat nichts Besseres zu tun, als ihn entweder zu blitzen oder sein altersschwaches Auto mit einem roten Aufkleber auf der Windschutzscheibe zu verunzieren; und dann geht auch noch just zur Erntezeit sein Mähdrescher kaputt. Als Becker keinen Ausweg mehr sieht, gibt er endlich dem ständigen Drängen seines Nachbarn (Hans-Uwe Bauer) nach: Großgrundbesitzer Fuchs hat nach und nach das komplette Ackerland des Dorfes aufgekauft; mit dem Becker-Hof ist seine Sammlung komplett. Aber ausgerechnet jetzt kommt Becker junior (Christoph Schechinger) heim, findet Gefallen am Landleben, verliebt sich in Marie und verkündet dem verdutzten Vater, er wolle Bauer werden. Der hat nun ein Problem, denn Fuchs will das Land selbstredend nicht mehr hergeben.

Die Geschichte (Buch: Jakob Hein, Robert Krause) ist im Grunde sogar eher noch schlichter, als die Zusammenfassung nahelegt, weil Handlungselemente wie die beginnende Romanze zwischen Felix und Marie oder die Scharmützel zwischen Becker und seiner Frau eher der Auflockerung dienen. Dabei sind die zwischenmenschlichen Verknüpfungen, die das Drehbuch sehr lakonisch abhandelt, durchaus interessant: Katrin (Katharina Thalbach) hatte den Gatten verlassen, weil er sie nicht bei der Bürgermeisterwahl unterstützen wollte. Gleiches war schon Felix widerfahren, der eine Karriere als DJ anstrebte, vom Vater aber kein Geld für eine Anlage bekam. Er ist dann nach Hamburg gezogen, aber die letzten Jahre hat er wegen Raubkopierens in großem Stil im Gefängnis verbracht. Der alte Becker hat davon wegen der langen Funkstille zwischen Eltern und Sohn keine Ahnung; Felix wiederum weiß noch nichts von der Trennung der Eltern.

Interessanterweise ist die Überschaubarkeit kein Manko, auch wenn die diversen Drohnenflüge mitunter den Anschein vermitteln, Regisseurin Sibylle Tafel habe ein wenig auf Zeit gespielt. Trotzdem ist "Zwei Bauern und kein Land" sehr kurzweilig, was nicht zuletzt an Ernst Stötzner liegt. Es gibt nicht viele Schauspieler, deren Maulfaulheit derart beredt ist, denn meist genügt ihm bloß ein Blick. Es werden ohnehin nicht mehr Worte als nötig gemacht, weshalb die Prägnanz der knappen Dialoge zwischen Vater und Sohn umso wichtiger ist. Christoph Schechinger, der schon vor einigen Jahren in dem Degeto-Film  "Kleine Schiffe" beeindruckte, ist Stötzner ein ebenbürtiger Partner.

Die Rollen von Beckers Freunden, ebenfalls Landwirte, sind mit Andreas Schmidt und Thomas Kügel nicht minder markant besetzt. Dass sich das Trio schließlich zusammentut, um dem betrügerischen Fuchs ein Schnippchen zu schlagen und illegal nachts das Getreide zu ernten, ist eine weitere der vielen sympathischen Ideen, aus denen der Film keine große Sache macht. Dazu zählt neben dem Kaffeewasser aus der Regentonne auch der Running Gag (genau genommen ist es ein Driving Gag), dass sich Becker regelmäßig quer durch die Felder aus dem Staub macht, wenn er wieder mal von Marie oder ihren Kollegen bei Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung erwischt wird.