Kirchenpräsident Heimbucher: Provokationen mutig widersprechen

Kirchenpräsident Heimbucher: Provokationen mutig widersprechen
Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat dazu aufgerufen, populistischen Parolen und Provokationen mutig und klar zu widersprechen. "Wir müssen uns diesen Pseudodiskussionen stellen und den 'Pegida'- und AfD-Leuten sagen: 'Das ist jetzt eine freche Lüge'", sagte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) und fügte hinzu: "Aber danach sollten wir uns abwenden und zur Sacharbeit zurückkehren." Das gelte auch für die Kirche, die sich noch stärker in den gesellschaftlichen Diskurs einmischen müsse.

Trotz aller Warnrufe glaube er nicht an eine Spaltung der Gesellschaft, sagte Heimbucher: "Diejenigen, die schreien und Politiker als 'Volksverräter' bezeichnen, sind nur eine verschwindend kleine Minderheit." Die große Mehrheit schäme sich dafür. Wichtig sei, diese Scham durch das Einstehen für die demokratische Gesellschaftsordnung auszudrücken.

Das Problem mit postfaktischen Parolen sei, dass sie ohne Rücksicht auf Fakten nach dem "Pippi-Langstrumpf-Prinzip" funktionierten: "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt." Doch spätestens seit der Reformation sei es die Aufgabe von Christen, sich so gut wie möglich zu informieren und die Gesellschaft mitzugestalten, unterstrich Heimbucher. Es mache ihn zornig, wenn Leute behaupteten, sie könnten sich nicht informieren, weil alles interessengeleitet sei: "Es gibt objektive Wissenschaftler und den Qualitätsjournalismus, der Fakten und Informationen prüft und bewertet."


Die Ur-Angst vor dem Fremden sei tief verwurzelt. "Wir dürfen sie nicht intellektuell vom Tisch wischen, sondern müssen sie ernst nehmen", sagte Heimbucher. In der Bibel sage Jesus: "In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe sie für euch überwunden." Mit Ängsten müsse erwachsen umgegangen werden, "dann können wir mit ihnen leben". Um den Angst-Reflex hinter sich zu lassen, helfe die Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturkreisen.

Außerdem brauche es Vertrauen, sagte der Theologe. "Die Menschen müssen sehen, dass die Demokratie funktioniert und die Politik sich bemüht, Probleme zu lösen." Er sei sehr zuversichtlich, dass die gegenwärtigen Krisen sowohl in Deutschland als auch in Europa überwunden werden können, betonte Heimbucher: "Krisen sind immer eine Chance, sich zu bewähren."