17.000 feiern Vesper vor der Dresdner Frauenkirche

Foto: dpa/Sebastian Kahnert
17.000 feiern Vesper vor der Dresdner Frauenkirche
Traditionell feiern die Dresdner am 23. Dezember einen Open-Air-Gottesdienst vor der Frauenkirche. Trotz Kälte und erhöhten Sicherheitsvorkehrungen kamen wieder Tausende. Gedacht wurde auch der Opfer des Berliner Anschlags.

Gottesdienst unter Polizeischutz: Rund 17.000 Menschen haben sich am Freitag vor der Dresdner Frauenkirche zur traditionellen Weihnachtlichen Vesper versammelt. Der Gottesdienst auf dem Neumarkt fand nach dem Anschlag in Berlin unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Platz wurde von Polizeisperren abgesichert. Zuvor waren auch Betonblöcke aufgestellt worden. Rund 50 Beamte sicherten die Veranstaltung ab.

Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing rief in seiner Predigt dazu auf, dass nach dem "feigen Anschlag" nicht Hass und Wut den Alltag bestimmen. "Wir müssen wachsam sein, hier nicht Maß und Mitte zu verlieren", sagte er.

"Gerade jetzt stehen wir zusammen"

Der Anschlag vor wenigen Tagen gelte "der Weihnachtsbotschaft in diesem Land". Daher sei "die beste Antwort, die wir geben können, darin zu sehen, dass wir uns um diese Botschaft sammeln", sagte Rentzing. Weihnachten sei ein Zeichen der Hoffnung. Zugleich rief der Bischof zu mehr Bescheidenheit und Begrenzung im persönlichen Leben auf. 

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) appellierte, die demokratischen Werte und die Kultur gerade nach dem "grausamen Anschlag" in Berlin zu verteidigen. "Gerade jetzt geht es um ein friedliches Miteinander in unserem Land. Dafür steht die Frauenkirche in besonderer Weise. Gerade jetzt stehen wir zusammen und leben unser freiheitliches, demokratisches Leben wie wir es gewohnt sind", sagte der Regierungschef. 



Die Aufgabe des Staates sei, Sicherheit zu bieten. Aufgabe von allen sei, sich "immer und überall von Mitmenschlichkeit leiten zu lassen". Tillich und Rentzing gedachten in ihren Ansprachen auch der Opfer des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt und erinnerten an den schmerzlichen Verlust für die Angehörigen. 

Rentzing betonte auch: "Begrenzung tut gut" und sei "der Weg, ein erfülltes Leben zu führen" und den gesellschaftlichen Frieden zu wahren. Menschen würden "schnell maßlos in den Ansprüchen an unser Leben". Wenn diese Ansprüche nicht zu erfüllen seien, werde daraus manchmal maßloser Zorn. Dieser zerstöre den gesellschaftlichen Frieden.

Größter regelmäßiger Open-air-Gottesdienst

Frauenkirchen-Pfarrer Sebastian Feydt nannte es ein starkes Signal, dass so viele Menschen zu der Vesper gekommen sind. Nichts sei wie immer, die Schatten der vergangenen Tage ließen die Menschen nicht los.

Die Weihnachtliche Vesper ist die größte regelmäßig unter freiem Himmel stattfindende Gottesdienstveranstaltung in Deutschland und wird durch die Fördergesellschaft der Frauenkirche organisiert. 2015 kamen mehr als 20.000 Menschen auf den Dresdner Neumarkt. 

Musikalisch gestaltet wurde die 24. Weihnachtliche Vesper vom Dresdner Motettenchor unter der Leitung von Matthias Jung, dem Blechbläserensemble Ludwig Güttler und Solisten. Die erste Open-Air-Vesper fand am 23. Dezember 1993 vor dem kurz zuvor aus den Trümmern freigelegten Altar der Frauenkirche statt.