EKD-Chef Bedford-Strohm wünscht sich mehr Feiertage

Reformationstag 2017
Foto: Michael Müller/fotolia
Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm wünscht sich in Bezug auf den Buß- und Bettag sowie den Reformationstag, zumindest einen der beiden Tage zu dauerhaften Feiertagen machen zu können.
EKD-Chef Bedford-Strohm wünscht sich mehr Feiertage
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, spricht sich für bundesweite Feiertage am Reformationstag und am Buß- und Bettag aus. In der Politik erntet er Skepsis. Die Linke schlägt stattdessen kürzere Arbeitszeiten vor.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wünscht sich mindestens einen bundesweiten Feiertag mehr. "Es wäre ein tolles Zeichen, wenn die Politik einmal nicht allein für die Ökonomie, sondern für das Miteinander der Menschen neuen Freiraum schaffen könnte", sagte er der Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgaben). Das Interview erschient unter anderem in der Berliner Morgenpost.

Konkret verwies Bedford-Strohm auf den Reformationstag, der nur in fünf ostdeutschen Bundesländern Feiertag ist, und den bundesweit außer in Sachsen als Feiertag abgeschafften Buß- und Bettag. In der Politik findet der Theologe dafür zunächst keine Mitstreiter. Auch wenn der Idee "Charme" attestiert wird, herrscht dort Skepsis.

Linksfraktion will lieber weniger Wochenarbeitszeit

Die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD-Bundestagsfraktion, Kerstin Griese, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), mit dem in allen Bundesländern freien Reformationstag 2017, auf den sie sich sehr freue, werde die Bedeutung des herausragenden Datums deutlich. Die Protestanten feiern dann den 500. Jahrestag des überlieferten Thesenanschlags von Martin Luther, der als Ausgangspunkt der Reformation und Geburtsstunde der evangelischen Kirche gilt. Griese ergänzte aber: "Bei einer Wiederholung bin ich eher skeptisch."

Sie verwies darauf, dass Feiertagsregelungen Ländersache seien. "Hinzu kommt die Herausforderung, dass muslimische Bürgerinnen und Bürger die islamischen Feiertage in angemessener Weise begehen möchten", sagte die SPD-Politikerin, die auch Mitglied im Rat der EKD ist.

Jurist: Kirche muss Bevölkerung zu Buße und Beten motivieren

Die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sigrid Hupach, sagte, der Vorschlag des EKD-Ratsvorsitzenden habe Charme. Gerade für gesellschaftliches Engagement fehlten häufig Kraft und Muße. "Skeptisch bin ich jedoch, ob ein zusätzlicher christlicher Feiertag der richtige Ansatz ist", sagte sie. Sie schlug stattdessen vor, die Normalarbeitszeit auf 30 Stunden in der Woche zu verkürzen. "Der gesellschaftliche Nutzen wäre enorm", argumentierte sie. Die gewonnene Zeit könnte für Familie, Kultur, Ehrenamt oder politisches Engagement genutzt werden.

Bedford-Strohm begrüßte den einmaligen bundesweiten Feiertag am 31. Oktober 2017 zum 500. Reformationsjubiläum. Zugleich nannte er die Streichung des Buß- und Bettags 1995 in fast allen Ländern zur Finanzierung der Pflegeversicherung "kurzsichtig". Grundsätzlich sei über die Feiertagskultur in Deutschland neu zu reden. "Wir sollten jetzt darüber nachdenken, wie wir zumindest einen der beiden Tage zu dauerhaften Feiertagen machen können", sagte der bayerische Landesbischof.



Der Reformationstag ist in Berlin und im alten Bundesgebiet kein gesetzlicher Feiertag, in den östlichen Bundesländern aber schon. "Der Grund für die Regelung zum Reformationstag in Ostdeutschland ist wohl, dass es sich um die Stammlande der Reformation handelt", sagte der Pforzheimer Rechtsanwalt Claudio Fuchs, Experte für das Staatskirchenrecht in den neuen Bundesländern, auf Nachfrage von evangelisch.de. "Nach der Wende wollte man ein Zeichen setzen und an die dortigen Traditionen erinnern, die aus der Zeit vor der DDR stammen." Kirchenvertreter hätten auf die Verfassungs- und Gesetzgebungsprozesse Einfluss gehabt, weil die Kirche "maßgebend zum Sturz der Diktatur beigetragen" habe, unter anderem mit den Leipziger Montagsgebeten. 

Claudio Fuchs ist allerdings der Ansicht, die Kirchen hätten Vorarbeit zu leisten. Gesetzliche Feiertage "dienen geistlichen Zwecken, hier speziell der Verehrung Jesu Christi, zu denen der weltanschaulich neutrale Staat Freiräume schafft. Sie dienen nicht etwa säkularen Zwecken wie der 'moralischen oder sozialen Infrastruktur'", sagte der Jurist. Die Schaffung gesetzlicher Feiertage setze "eine gewisse Mindestbeteiligung der Bevölkerung, eine gewisse soziale Relevanz" voraus. Wenn es beisipelsweise zum Buß- und Bettag "der Kirche gelänge, die breite Bevölkerung zu Buße und Gebet zu motivieren, wäre das sicherlich eine gute Ausgangsbasis für einen entsprechenden Gesetzgebungsvorschlag", so Fuchs, "vorher aber sicher nicht".