World Vision fordert stärkeren Kampf gegen Klimawandel

Dürre El Nino
Foto: Dirk Bathe/World Vision
Immer mehr Viehnomaden in der somalischen Provinz Somaliland müssen ihre angestammten Weidegründe nach der Dürre von El Nino verlassen.
World Vision fordert stärkeren Kampf gegen Klimawandel
Unmenschliche Klimabedingungen in einem Land sollten nach Ansicht von World Vision als Asylgrund nach der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt werden. Bislang sei dies nicht der Fall, da nur individuelle Fluchtgründe anerkannt werden, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kinderhilfsorganisation, Christoph Waffenschmidt, am Donnerstag in Berlin.

Klimaveränderungen und Wetterextreme beeinträchtigten weltweit insbesondere die Rechte von Kindern. Deshalb könnten Umwelt- und Menschenrechte nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden, sagte der Chef von World Vision Deutschland bei der Vorstellung des Jahresberichts.

Danach reichen die bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz "bei weitem" nicht aus, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Waffenschmidt forderte die internationale Gemeinschaft auf, ihre Zusagen von der Pariser Klimakonferenz vom vergangenen Jahr "dringend umzusetzen". So sollte Entwicklungsländern geholfen werden, in saubere Technologien wie Wasserkraft und Solarenergie zu investieren. Zudem müssten künftig mindestens zehn Prozent der Gelder für Entwicklungszusammenarbeit für Katastrophenvorsorge bereitgestellt werden.

Recht auf eine intakte und gesunde Umwelt

World Vision zufolge kämpfen weltweit aktuell mindestens 60 Millionen Menschen - davon die Hälfte Kinder - mit den Folgen von Dürre oder Überschwemmungen, die das Wetterphänomen El Niño hervorgerufen hat. Zudem zwängen Konflikte um Ressourcen immer mehr Menschen zur Flucht. 

"El Niño ist die größte Wetter-Katastrophe, mit der wir je zu tun hatten - wird im Verhältnis zu anderen Katastrophen aber zu wenig beachtet", sagte Waffenschmidt. Besonders die Gesundheit von Kindern leide unter Nahrungs- und Wassermangel sowie wachsender Armut. 2015 waren den Angaben zufolge 30 Prozent der Weltbevölkerung unter 18 Jahre alt, in den am wenigsten entwickelten Ländern sogar bis zur Hälfte der Bevölkerung. Auf der Suche nach Nahrung würden Kinder ihre Familien verlassen, nicht mehr zur Schule gehen und müssten arbeiten. Damit seien Leben und Zukunft von Millionen Kindern bedroht. Kinder hätten aber ein Anrecht auf eine intakte und gesunde Umwelt. Dieses Recht sei in der UN-Kinderrechtskonvention wie auch im Grundgesetz (Artikel 20a) verankert.



Die in 99 Ländern aktiven World Vision-Partnerorganisationen verfügten im vergangenen Jahr über rund 2,4 Milliarden Euro für ihre Hilfsprojekte, davon waren 1,9 Milliarden Privatspenden (77 Prozent). In Deutschland sammelte die Organisation 96,1 Millionen Euro, ein Zuwachs um rund sechs Prozent gegenüber 2014. Damit seien die höchsten jemals erreichten Einnahmen erzielt worden, wie Christoph Hilligen, Vorstand von World Vision Deutschland, betonte. Besonders stiegen die Einnahmen aus öffentlichen Mitteln um 32 Prozent. Sie kamen unter anderem vom Welternährungsprogramm, der schwedischen Regierung, der EU und vom Bundesentwicklungsministerium. Eingesetzt wurden diese Mittel überwiegend für Projekte in Somalia, Simbabwe, Sudan, Syrien, im Irak und auf der Westbalkanroute von syrischen Flüchtlingen.

Waffenschmidt prognostizierte vor dem Hintergrund des Klimawandels, dass die Themen Widerstandsfähigkeit und Katastrophenprävention in der Entwicklungshilfe auch für Hilfsorganisationen an Bedeutung gewinnen werden. Dabei verwies er unter anderem auf erfolgreiche Beispiele der nachhaltigen Wiederbegrünung von Landstrichen in Südäthiopien und Somaliland.