TV-Tipp: "Janus" (3sat)

TV-Tipp: "Janus" (3sat)
5.7., 3sat, 20.15 Uhr: "Janus"
Seltsam, dass diese schon vor drei Jahren im ORF ausgestrahlte österreichische Serie erst jetzt ins deutsche Fernsehen kommt: Die Geschichte ist fesselnd umgesetzt, die mit Ausnahme von Franziska Weisz hierzulande kaum bekannten Schauspieler sind ausgezeichnet, und die Schauwerte entsprechen durchaus dem Niveau eines hiesigen Fernsehfilms.

Die Grundzüge der Handlung mögen nicht neu sein – es geht um die finsteren Machenschaften eines Pharmakonzerns –, aber das Drehbuch sorgt immer wieder für Überraschungen.

Hauptfigur der Serie ist Leo Benedikt (Alexander Pschill), ein forensischer Psychologe. Er behandelt zu Beginn der ersten Folgen einen Klinikpatienten, der sich in einem Labyrinth wähnt und den Therapeuten tätlich angreift. Zwei Jahre später, Benedikt hat sich mittlerweile selbstständig gemacht, bittet ihn die Polizistin Cara Horvath (Weisz) um Hilfe: Sein früherer Patient ist dem Labyrinth entkommen und entlassen worden, aber ein Nachbar fühlt sich bedroht und hat Angst um seine Frau. Offenbar nicht zu Unrecht, denn kurz drauf wird Benedikt erneut alarmiert: Anscheinend hat sein Patient wie von Sinnen auf die Frau eingestochen.

Mehr als eine normale Krimiserie

Geschickt streut das Drehbuch (Jacob Groll, Sarah Wassermair) schon früh Hinweise ein, dass "Janus" mehr als nur eine normale Krimiserie sein soll. Im Badezimmer des Patienten, der angeblich keine Medikamente nimmt, entdeckt Benedikt eine Schachtel mit Tabletten, auf die ein stilisiertes Labyrinth geprägt ist; und die Wohnung wird von einem Mann beobachtet, der einen Ring mit dem gleichen Symbol trägt. Ähnlich reizvoll ist der Umgang mit Rückblenden. Regisseur Andreas Kopriva hat die Methode nicht erfunden, aber faszinierend inszeniert: Wenn Benedikt den Hergang der Ereignisse rekonstruiert, wird er vor seinem geistigen Auge Zeuge der Tat. Als der Psychologe weitere Details erfährt, gibt es eine erneute Rückblende, die die gleichen Ereignisse nun in einem völlig anderem Licht zeigt. Genauso verfahren Buch und Regie mit Gesprächsituationen; auch hier stellt sich oftmals später raus, dass die erste Szene nur die halbe Wahrheit offenbart hat.

Diese Methode ist typisch für den Stil der Serie, denn das Drehbuch gibt auch die Hintergründe der Hauptfiguren nicht auf Anhieb preis. Das gilt vor allem für Benedikts Gattin Agnes (Barbara Romaner). Zunächst macht die Pharmazeutin nur den Eindruck einer Frau, die sich zwischen Beruf und Familie aufreibt, aber Folge eins verrät gegen Ende, dass sie die gleichen Tabletten nimmt wie der vermeintliche Mörder. Die weiteren wichtigen weiblichen Rollen sorgen dafür, dass die Serie zwischendurch auch mal einen anderen Tonfall annimmt: Benedikts neue Assistentin Miriam (Barbara Kaudelka), jung, attraktiv und clever, ist ein eher unkonventioneller Typ und findet Gefallen am besten Freund ihres Chefs, einem Staatsanwalt (Andreas Kiendl). Polizistin Horvath wiederum ist das exakte Gegenteil von Miriam: Die Inspektorin ist knallhart und gänzlich unromantisch; gut möglich, dass diese Figur in gewisser Weise als Vorbild für Weisz’ Rolle als neue Partnerin von Wotan Wilke Möhring im NDR-"Tatort" diente. Die beiden Frauen bescheren der siebenteiligen Serie immer wieder unerwartet witzige Momente, aber die Musik von Mathias Weber erinnert rasch daran, dass "Janus" ein Thriller ist.

Die sechs weiteren Folgen ergänzen den horizontal erzählten Hauptstrang um in sich abgeschlossene Handlungsstränge, doch vor allem wird natürlich die Geschichte weitererzählt: Es kommt zu einer Reihe mysteriöser Selbstmorde. Die Spuren führen zu einem Konzern namens Janus, für den auch Agnes arbeitet. Das Unternehmen hat beste Beziehungen und scheint unantastbar; und nicht alle Hauptfiguren werden die Suche nach der Wahrheit überleben. 3sat zeigt heute die Folgen eins bis drei und den Rest Mittwoch und Donnerstag.