Es sei wichtig, die Kinder und Jugendlichen aus der Opferrolle herauszuholen, sagte Claudia Solzbacher, Professorin für Schulpädagogik, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir müssen wegkommen von der Defizitperspektive." Die Erziehungswissenschaftlerin ermunterte Pädagogen von Kitas und Schulen vielmehr, die Kinder nach den durchaus schrecklichen Erlebnissen während der Flucht positive Erfahrungen des Gelingens machen zu lassen. "Sie müssen erleben: Ich schaffe das." Das funktioniere zum Beispiel sehr gut über Musik, Tanz und Sport.
Dementsprechend sollten solche sprachfreien Projekte möglichst oft in den Unterricht eingebaut werden, forderte Solzbacher: "So können die Kinder sich ganz schnell wieder als handelnde Personen begreifen, die Situationen nicht immer nur ausgeliefert sind. Das schafft Selbstbewusstsein und ist Voraussetzung für Lernen."
Lehrer und Erzieherinnen sollten sich durchaus etwas zutrauen, auch wenn sie noch keine Erfahrungen mit geflüchteten Kindern haben. "Ich möchte den Fachkräften Mut machen, Dinge auszuprobieren. Denn sie sind die Profis und haben Erfahrungen mit Kindern mit unterschiedlichsten Problemen. Das, was Schulen und Kitas bereits leisten, ist enorm", betonte Solzbacher.
Es komme vor allem darauf an, den Kindern Sicherheit zu vermitteln. "Es gilt, sie und ihre Eltern als Personen mit ihren jeweiligen Erfahrungen, ihrer Kultur und ihren Lebensvorstellungen wertzuschätzen", erläuterte die Expertin. Damit dies gelinge, sollten Pädagogen die Eltern möglichst früh einbeziehen. Zudem sei es wichtig, mit Elternvereinen, Beratungsstellen und Experten aus anderen Bereichen zusammenzuarbeiten.