De Maizière: Zusammenhalt der Gesellschaft war und ist gefährdet

De Maizière: Zusammenhalt der Gesellschaft war und ist gefährdet
Von der Nothilfe zur Integration: Die Asylpolitik beschäftigte am Freitag auch den Katholikentag in Leipzig. Innenminister de Maizière verteidigte seine Gesetzespläne. Organisationen warnten davor, sich dabei von der AfD beeindrucken zu lassen.

Leipzig (epd). Vertreter von Bundestag und Bundesregierung haben auf dem Katholikentag in Leipzig die geplanten Vorhaben zur Integration von Flüchtlingen verteidigt. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) rechtfertigte Gesetzesverschärfungen mit Verweis auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Der war und ist noch gefährdet", sagte er in einer Podiumsdiskussion vor mehreren hundert Menschen. Vor dem Hintergrund der Pläne für ein Integrationsgesetz forderte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) von den Asylsuchenden eigene Anstrengungen. "Menschen, die zu uns kommen, müssen auch bereit sein, sich integrieren zu lassen", sagte er.

De Maizière unterstrich, bei der Aufnahme müsse maßgehalten werden, damit die Bevölkerung mitkomme. Zugleich wies er den Vorwurf zurück, die politischen Entscheidungen seien vom Erfolg der AfD geprägt. Man müsse tun, was man für richtig halte und nicht aus Angst oder Sorge vor der AfD handeln. Bei jeder wichtigen politischen Entscheidung gehe es um den Zusammenhalt in der Gesellschaft, betonte de Maizière. Lammert sagte, er finde es "auffällig und ermutigend, dass inzwischen die Ansicht vorherrscht, dass Integration nicht von allein stattfindet, sondern eine anspruchsvolle Aufgabe ist".

Organisationen und Verbände: Kurswechsel der Bundesregierung

Vertreter von Organisationen und Verbänden merkten indes an, sie sähen einen Kurswechsel der Bundesregierung in der Flüchtlingspolitik. Die Richtung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die im Sommer 2015 "großartig" für Menschenrechte und Humanität eingetreten sei, habe sich geändert, sagte Pro Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt: "Hier ist die Regierung gekippt."

Die Direktorin des Caritasverbandes Berlin, Ulrike Kostka, warnte davor, Angst vor fremdenfeindlichen Strömungen zur Handlungsmaxime der Politik zu machen. Sechs katholische Hilfswerke veröffentlichten am Rande des Katholikentags eine Erklärung, in der sie mehr Engagement für die internationale und nationale Flüchtlingshilfe fordern. Angesichts der immer schlechter werdenden Versorgungslage und Perspektivlosigkeit in den Flüchtlingslagern suchten immer mehr Menschen aus Krisenregionen Zuflucht in Europa, heißt es darin.

Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) warb bei einer Diskussion zum Thema Wachstum für mehr Naturschutz. Das Wirtschaftswachstum, wie es in der Vergangenheit stattgefunden habe - "mit rauchenden Schloten" - bringe den "Planeten aus dem Gleichgewicht", sagte Altmaier. Er forderte ein Umdenken bei der Art des Wachstums und dankte Papst Franziskus für dessen Einsatz für Umwelt und Klimaschutz.

ZdK pocht auf stärkere Ökumene

In Leipzig ging auch die Debatte um die Haltung der katholischen Kirche zu Familien und Partnerschaften, die nicht dem Ideal des Vatikans entsprechen, weiter. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch dämpfte dabei Hoffnungen auf eine schnelle Positionierung der deutschen Bischöfe. "Wir müssen in Ruhe darüber nachdenken", sagte er. Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln kritisierte das. "Es ist an der Zeit, Klartext zu sprechen und zu konkreten Handlungen zu schreiten", sagte Tim-Oliver Kurzbach, der für die SPD Oberbürgermeister von Solingen ist.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das den 100. Deutschen Katholikentag in Leipzig ausrichtet, drang derweil auf stärkere Bemühungen um das Verhältnis zur evangelischen Kirche. Fast 500 Jahre nach der Reformation sei es an der Zeit, die letzten Schritte der Versöhnung zu gehen und die Zerrissenheit weiter abzubauen, sagte Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel. Insgesamt 10,6 Prozent der Teilnehmer des katholischen Laientreffens, das noch bis zum Sonntag dauert, sind Protestanten - mehr als bei vergangenen Katholikentagen.