Reporter ohne Grenzen: Journalisten werden in immer mehr Ländern bedroht

Reporter ohne Grenzen: Journalisten werden in immer mehr Ländern bedroht
Die Situation von Journalisten in aller Welt hat sich nach Einschätzung der internationalen Hilfsorganisation "Reporter ohne Grenzen" in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich verschlechtert.

"Journalisten geraten in immer mehr Ländern unter Druck und werden bedroht - zum Beispiel von autoritären Regimen wie in Russland oder Ägypten", sagte Vorstandsmitglied Michael Rediske dem Bremer Weserkurier (Dienstagsausgabe) zum Internationalen Tag der Pressefreiheit an diesem Dienstag.

Seit sich "Reporter ohne Grenzen" vor 22 Jahren in Deutschland gegründet habe, sei dieser Tag noch nie ein Anlass zur Freude gewesen, sagte Rediske, der auch Geschäftsführer des Journalistenverbands Berlin-Brandenburg ist. In Europa sei die Pressefreiheit im vergangenen Jahr vor allem in der Türkei und in Polen eingeschränkt worden. Auf den letzten Plätzen der Rangliste lägen bereits seit Jahren China, Nord-Korea und Vietnam. 

Auch in Deutschland, das in der Liste auf Platz 16 rangiere, habe sich die Lage verschlechtert, betonte Rediske. Unter dem Schlagwort "Lügenpresse" werde die Pressefreiheit vor allem von aufgebrachten Bürgern eingeschränkt. "Journalisten-Bashing und Beleidigungen im Internet und etwa auf Demonstrationen von Pegida und AfD sind alltäglich geworden, in einer Weise, wie wir es bis dato noch nicht erlebt hatten."

Hinzu komme, dass Journalisten ins Visier der Justiz gerieten und von Nachrichtendiensten überwacht würden. Allerdings werde die Pressefreiheit in Deutschland vor allem durch das Bundesverfassungsgerichtes gut geschützt. Das gebe im Zweifel fast immer der Pressefreiheit den Vorrang vor staatlichen und privaten Interessen. Redikse bemängelte, dass die Medien in Deutschland immer stärker von kommerziellen Interessen gelenkt würden. "Das Gebot der strikten Trennung zwischen redaktionellen und werbenden Inhalten wird nicht mehr überall eingehalten."