Freikirchen: Die Heilsarmee

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Die Heilsarmee hat etwa 1,7 Million Mitglieder in 127 Ländern.
Freikirchen: Die Heilsarmee
Die Heilsarmee ist um 1860 in London aus der Methodistenkirche hervorgegangen, seit 1950 ist sie in Deutschland eine "Religionsgemeinschaft des öffentlichen Rechts". Im Mittelpunkt stehen ein Leben nach den Vorgaben der Bibel und die Hilfe für Bedürftige. Ein Hintergrund in unserer Serie "Was glaubt ihr? evangelisch.de besucht Freikirchen".

Nicht umsonst ist der Kampf gegen weltliche Verführungen wie Glückspiel, Alkohol, Kriminalität oder Drogen ein wichtiger Grundpfeiler der Lehre der Heilsarmee. Der englische Methodistenprediger William Booth gründete 1865 gemeinsam mit seiner Frau Catherine Mumford die "Ost-Londoner Christliche Erweckungsgesellschaft" mit dem Ziel, die soziale Not und Unsittlichkeit des Industrieproletariats in den Slumvierteln Londons zu bekämpfen. Weil Bettler und Kranke in den methodistischen Gottesdiensten nicht gern gesehen waren, hielt Booth seine "Versammlungen" in Kneipen und auf öffentlichen Plätzen ab, um die Menschen zu einem Leben nach den Regeln der Bibel zu bekehren.

Als seine Organisation immer größeren Zulauf hatte, entschied Booth sich dafür, ihr eine militärische Struktur zu geben. Die Regeln der Gemeinschaft wurden dem Instruktionsbuch für englische Soldaten nachgebildet, denn die bekehrten Arbeiter und Arbeiterinnen fühlten sich in einem "dauernden Kriegszustand" gegen das Elend in der Welt. Der Leiter der "Salvation Army" wurde zum "General", die Gemeindestationen zu "Korps", die hauptamtlichen Mitarbeiter bezeichnete man als "Offiziere" und die Gemeindemitglieder als "Soldaten". Aus der Londoner Bewegung ist seitdem eine internationale Organisation geworden, die in 127 Ländern mit etwa 1,7 Millionen Mitgliedern präsent ist.

In Deutschland begann um 1890 Fritz Schaaf in Stuttgart seine Pionierarbeit der Heilarmee als evangelische Freikirche, die sich durch ihr soziales Engagement schnell einen Namen machte – nach dem Ersten Weltkrieg zum Beispiel durch den Einsatz der ausrangierten "Gulaschkanonen" des Heeres für die hungernden Massen in den Großstädten. Da die Heilsarmee keine Kirchensteuer erhält, finanzieren sich die 47 Gemeinden mit ihren 1300 offiziellen Mitgliedern in Deutschland vor allem über Spenden, freiwillige Mitgliedsbeiträge und den Verkauf der Zeitschrift "Der Kriegsruf".

Die Heilsarmee ist Mitglied der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und arbeitet in der Deutschen Evangelischen Allianz mit. Als nicht-sakramentale Kirche ist sie nur eine "befreundete Organisation" des Ökumenischen Rats der Kirchen. Sie verzichtet auf Sakramente wie Abendmahl oder Taufe: "Nach Auffassung der Heilsarmee haben rituelle Handlungen nur dann einen Sinn, wenn auch ihr geistlicher Sinn erfasst und verwirklicht wird. Daher verzichtet sie auf die Sakramente als symbolische und äußerliche Handlung. Die geistliche Bedeutung jedoch, die hinter dem symbolischen Akt (Wassertaufe und Abendmahl) steht, wird von der Heilsarmee ausdrücklich vertreten", heißt es in einem Imnfoblatt der Heilsarmee. Laut ihrem Bekenntnis glauben ihre Anhänger an die göttliche Inspiration der Bibel, an die Dreieinigkeit Gottes, an die Unsterblichkeit der Seele und das Jüngste Gericht am Ende der Welt.

Suppenküchen und Sozialberatung

Neben der blau-roten Uniform sind auch die blau-rote Fahne (rot für das Blut Jesu und blau für die Erlösung) mit dem Motto "Blut & Feuer" und das Wappen mit Schwertern für den Kampf gegen das Böse die wichtigsten Symbole der Heilsarme. Im "Kriegsartikel" in der "Verfassung der Heilsarmee", den jeder Soldat, also jedes Gemeindemitglied feierlich unterzeichnet, heißt es bis heute: " [...] Ich entsage auf immer der Welt mit ihren sündhaften Vergnügungen, ihrer Freundschaft, ihrem Reichtum und ihren Zielen. Es ist mein fester Entschluss, mich an allen Orten und in jeder Umgebung unerschrocken als ein Soldat Jesu Christi zu erweisen."

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In Ihren "Stellungnahmen" vertritt die Heilsarmee eng an der Bibel orientierte Ansichten zu Ehe, Familie, (Homo-)sexualität, Gentechnologie, Schwangerschaftsabbruch, Sterbehilfe oder Verantwortung für die Umwelt. Die Gleichberechtigung der Frau in allen Ämtern und Führungspositionen wurde allerdings bereits in den Anfangsjahren Ende des 19. Jahrhunderts in der Satzung festgeschrieben.

Bibeltreue hat für die Heilsarmee eine unbedingte Bedeutung für die Verpflichtung zu sozialem Engagement. Als Mitglied des Diakonischen Werks unterhält sie 18 diakonische Einrichtungen in Deutschland. Außerdem organisiert sie mobile Suppenküchen, Sozialberatung oder Kleiderausgaben für Bedürftige, aber auch Begegnungstreffen und Gottesdienste, die sich speziell an Benachteiligte richten. Neben der persönlichen Betreuung für jeden ohne Ansehen der Person, ob im Rotlichtviertel, im Slum oder bei Naturkatastrophen, wird auch die Kinder- und Jugendarbeit großgeschrieben, zum Beispiel in Plattenbausiedlungen in Großstädten. Außerdem unterhält das Sozialwerk der Heilsarmee in Deutschland zahlreiche stationäre oder sozialtherapeutische Pflegeheime, einen internationalen Suchdienst für die Zusammenführung von Familien und einen Seelsorgedienst für Strafgefangene. Weltweit unterhält sie heute etwa 440 Obdachlosenheime, 1000 Kindergärten und über 3000 Schulen.