Bedford-Strohm warnt vor Polarisierung in Flüchtlingsdebatte

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm spricht am 8.11.2015 während der 12. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Bremen.
Foto: dpa/Markus Hibbeler
Heinrich Bedford-Strohm ist Ratsvorsitzender der EKD.
Bedford-Strohm warnt vor Polarisierung in Flüchtlingsdebatte
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warnt vor Schwarz-Weiß-Malerei in der Flüchtlingsdebatte. Humanität und Realismus dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, mahnte der bayerische Landesbischof am Mittwochabend beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing. Bestimmte politische Positionen dürften nicht einfach als realistisch, davon abweichende dagegen als blauäugig bezeichnet werden.

"Wir müssen aufhören, in der Flüchtlingsfrage politische Symboldebatten zu führen", forderte Bedford-Strohm laut Redemanuskript. Dass parteipolitische Machtkämpfe über diese Debatte ausgetragen werden, verbiete sich ohnehin - "denn es geht für viele betroffene Menschen buchstäblich um Leben oder Tod". Auch dürften die Politiker der Bevölkerung nicht einfache Lösungen suggerieren, um damit kurzfristig zu punkten. Wer profilierte Vorschläge in der politischen Debatte mache, müsse aufzeigen, wie die vorgeschlagenen Maßnahmen funktionieren sollen.

Der politische Konsens unter den großen politischen Kräften sei viel größer, als es in der öffentlichen Debatte deutlich werde, sagte der Bischof. So spreche etwa niemand von einer unbegrenzten Aufnahmekapazität Deutschlands. Außerdem teile jeder die Erkenntnis, dass die Fluchtursachen in den Herkunftsländern beseitigt werden müssten. Konsens bestehe auch darüber, dass Europa die Flüchtlingsfrage nur gemeinsam lösen kann. Es helfe dabei aber nicht weiter, andere EU-Länder von Deutschland aus "moralisch abzuqualifizieren".