Flüchtlinge müssen in meisten Bundesländern weiter in Zelten schlafen

Flüchtlinge müssen in meisten Bundesländern weiter in Zelten schlafen
Bei nächtlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt ist ein Bett im Zelt keine schöne Aussicht. Für Tausende Flüchtlinge in Deutschland ist sie auch am ersten Advent aber Realität. Die Länder können bei der Unterbringung noch nicht auf Zelte verzichten.

Trotz niedriger Temperaturen bringen die meisten Bundesländer Flüchtlinge weiterhin in Zelten unter. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienst (epd) unter den Länderregierungen ergab, sind alle Länder zwar bemüht, feste Unterkünfte oder zumindest Leichtbauhallen zur Verfügung zu stellen. Ganz ohne Zelte kommen momentan aber nur Berlin, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern sowie das Saarland aus. In Nordrhein-Westfalen versichert die Regierung, dass zumindest in den Unterbringungen des Landes keine Zelte benutzt werden. In Schleswig-Holstein wird nur in Ausnahmefällen auf Zelte zurückgegriffen.

Besonders in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Bremen und Hamburg werden noch immer in großer Zahl beheizte Zelte genutzt. Nach Angaben der Landesregierung in Mainz werden in dem Land 2.600 Menschen in beheizbaren Zelten untergebracht. In Niedersachsen wohnten Anfang der Woche nach Auskunft der dortigen Behörden 1.600 Menschen in Zelten. Die Regierung betont aber, dass kein Flüchtling mehr in einem Sommerzelt übernachten müsse. In Bremen werden 1.400 Zeltplätze vorgehalten, in Hamburg müssen noch mehr als 1.000 Flüchtlinge in Zelten leben.

In Brandenburg lebten Anfang der Woche rund 550 ausschließlich männliche Asylsuchende in Zelten. Angesichts der unsicheren Prognosen über die Zahl der Flüchtlinge könne man dort keine Garantie geben, dass künftig niemand mehr in Zelten untergebracht werden müsse, hieß es aus dem Innenministerium des Landes. In Baden-Württemberg schlafen rund 400 Flüchtlinge in Zelten, in Sachsen-Anhalt rund 200.

In Sachsen werden rund 3.000 Plätze in Zelten bereitgestellt, die allerdings nicht völlig ausgelastet seien. Auch in Bayern stehen nach Angaben der zuständigen Bezirksregierungen mehr als 1.700 Plätze zur Verfügung - viele davon dienen aber ebenfalls nur zur Reserve.

Immobilien gegen Willen der Eigentümer nutzen

Das hessische Sozialministerium bezeichnet es als "Riesenleistung", dass von rund 26.000 Flüchtlingen nur noch rund 3.000 in Zelten untergebracht sind. In Wiesbaden ist man optimistisch, die Umrüstung auf Leichtbauhallen zu schaffen. Darum bemühen sich derzeit viele Bundesländer. Nach Angaben der Bremer Sozialbehörde gibt es allerdings Lieferengpässe.

Die Bürgschaft der Hansestadt hat angesichts der Engpässe bei der Flüchtlingsunterbringung Mitte Oktober ein Gesetz verabschiedet, nach dem leerstehende Immobilien auch gegen den Willen der Eigentümer genutzt werden können. Das Sozialressort habe dabei unter anderem leerstehende Baumärkte im Auge.