TV-Tipp: "Brandmal" (ARD)

TV-Tipp: "Brandmal" (ARD)
19.9., ARD, 20.15 Uhr: "Brandmal"
Nach "Wolfsfährte" und "Blutadler" zeigt die ARD mit "Brandmal" die dritte Verfilmung eines Fabel-Romans von Craig Russell.

Nicolai Rohde ist nach Urs Egger und Nils Willbrandt, der diesmal gemeinsam mit Nils-Morten Osburg das Drehbuch geschrieben hat, bereits der dritte Regisseur der Reihe. Trotzdem knüpft der Thriller atmosphärisch und stilistisch kongenial an die beiden Vorläufer an. Allerdings bleibt sich die Reihe auch in weiterer Hinsicht treu: Aus Sicht des Jugendschutzes erscheint eine Ausstrahlung an einem Samstag um 20.15 Uhr recht fragwürdig; der Spannungsfaktor ist auch dank der intensiven Inszenierung und der Nervenkitzelmusik (Johannes Kobilke) für Kinder entschieden zu hoch.

Filmisch dagegen ist "Brandmal" meisterlich. Die Geschichte ist ohnehin fesselnd: Nach einer Mordserie, bei der die Opfer skalpiert werden, vermutet Jan Fabel (Peter Lohmeyer), dass der Täter Rache für ein dreißig Jahre zurückliegendes Unrecht nimmt. Einige Mitglieder der linken Hamburger Szene hatten eine terroristische Vereinigung gegründet und gemeinsam einen politisch motivierten Anschlag verübt. Der Anführer der Bande, wegen Haarfarbe und Gesinnung als "Roter Franz" bekannt, ist damals verraten und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin erschossen worden. Die Identität seiner Kumpane ist bis heute ungeklärt.

Handlung von eindrucksvoller Komplexität

Die Handlung ist von eindrucksvoller Komplexität und erfreut kundige Zuschauer mit diversen Querverweisen auf die bundesdeutsche Geschichte. Das Drehbuch spielt bis hin zum grimmigen Epilog mit vielen Elementen der RAF-Historie; das Spektrum reicht vom Attentat auf Siegfried Buback bis hin zum missglückten GSG-9-Einsatz 1993 in Bad Kleinen. Die Besetzung kleiner, aber wichtiger Nebenrollen trägt ihren Teil dazu bei, die entsprechenden Figuren deutlich aufzuwerten. So werden beispielweise drei Hamburger Honoratioren, die Fabel verdächtigt, damals Teil der Bande gewesen zu sein, von Peter Kremer, Hannes Hellmann und Thomas Kügel verkörpert. Eines der Mordopfer war ein populärer Sänger von Arbeiterliedern, die in Wirklichkeit Hannes Waader vorträgt. Schlüsselrollen spielen darüber hinaus Charlotte Schwab als esoterisch überspanntes Ex-Mitglied der linken Szene sowie Godehard Giese als ihr etwas durchgeknallter Sohn, der die gleiche rote Mähne wie sein Vater hat und daher als Hauptverdächtiger gilt, zumal der Mörder an jedem Tatort eine rote Strähne zurücklässt; die allerdings gehört, wie ein DNS-Vergleich mit der exhumierten Leiche ergibt, dem toten Franz.

Angesichts der Qualität des Films stört es nicht weiter, dass Fabels Team schon wieder umbesetzt werden musste. Hinnerk Schönemann ist nicht mehr dabei, dafür nun Hannes Wegener. Immerhin ist Lisa Maria Potthoff als Maria immer noch mit von der Partie. Das muss sie auch, denn das Trauma, dass die Polizistin infolge einer schweren Verletzung gegen Ende von "Blutadler" erlitten hat, macht ihr bei Stress im Einsatz immer noch zu schaffen. Man ahnt zwar recht bald, dass dies nicht ihr einziger Berührungspunkt zum neuen Fall ist, aber das tut der Spannung keinen Abbruch.

Brandmal ragt weit aus dem Krimialltag heraus

Dank der Umsetzung durch Rohde und Kameramann Jo Heim ragt "Brandmal" ohnehin weit aus dem Krimialltag heraus. Wie schon in den beiden anderen Filmen ist gerade das Licht faszinierend, zumal ein Großteil der Szenen nachts oder im zwielichtigen Büro des Ermittlerteams spielt. Bei den Rückblenden nutzt Rohde mit dem "Split Screen"-Verfahren die ganze Größe der modernen Bildschirme und vermittelt die Informationen in mehreren Bildern. Kameraflüge über die Stadt lassen den Thriller zudem sehr amerikanisch wirken.