TV-Tipp: "Was bleibt" (ARD)

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TV-Tipp: "Was bleibt" (ARD)
TV-Tipp: "Was bleibt" (ARD) am 8. Juli um 20:15
Der Filmtitel klingt nach Vermächtnis, und das ist durchaus angebracht: Was bleibt von einem Menschen, wenn er nicht mehr da ist?

Zunächst jedoch erlebt dieser Mensch eine Art Comeback: Jahrzehnte lang hat die depressive Gitte (Corinna Harfouch) ihr Dasein nur mit Hilfe von Medikamenten ertragen. Ihre Söhne haben das vermutlich gar nicht so mitbekommen, aber ihrem Mann Günter (Ernst Stötzner) muss das Eheleben wie eine permanente Prüfung vorgekommen sein. Nun beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt: Er hat seinen erfolgreichen Verlag mit großem Gewinn verkauft und Pläne geschmiedet.

Die Ehe ist schon lange nur noch Fassade, die Söhne sind versorgt; Günter will sich einen alten Traum erfüllen und ein Buch über die Geschichte des Nahen Ostens schreiben. Und da man ahnt, dass Birge Schade als Buchhändlerin mehr als bloß eine winzige Gastrolle innehat, ist auch klar, dass Gitte in seinen Plänen keine Rolle mehr spielt; und das ausgerechnet jetzt, da sie mit Hilfe einer Heilpraktikerin keine Medikamente mehr nehmen muss und sich endlich als vollwertiges Mitglied der Familie fühlt.

Das Drama über die letzten scheinbar unbeschwerten Tage einer Familie sieht aus wie ein Werk des mehrfachen Grimme-Preisträgers Stephan Krohmer (“Ende der Saison“), der für die ARD schon einige Filme über zerbrechende Gemeinschaften gedreht hat (zuletzt „Die Zeit mit euch“, auch mit Stötzner). „Was bleibt“ ist jedoch vom ähnlich häufig ausgezeichneten Hans-Christian Schmid („23“, „Lichter“, „Requiem“), der vor zwanzig durch die Komödie „Nach fünf im Urwald“ bekannt geworden ist. Für seine Filmografie ist diese Fallstudie zwar eher ungewöhnlich, aber Schauspieler kann auch Schmidt vorzüglich führen.

Probleme unter den Teppich kehren

Neben Stötzner und Harfouch gilt das vor allem für Lars Eidinger als älterer Sohn, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Marko, der als Schriftsteller in Berlin lebt, steht für die Gepflogenheit dieser rheinischen Familie, Probleme unter den Teppich zu kehren. Den Eltern gaukelt er schon seit geraumer Zeit eine intakte Beziehung vor, dabei hat er sich längst von seiner Frau getrennt. Sinnbildlich für dieses Versteckspiel ist die Pappmaske, die sein Sohn beim gemeinsamen Besuch im Rheinland fast fortwährend trägt. Und Markos Bruder Jakob (Sebastian Zimmler) schafft es nicht, seinem Vater zu gestehen, dass die von Günter finanzierte Zahnarztpraxis ein Fass ohne Boden ist.

Trotzdem rafft sich die Familie immer wieder zu Momenten von kurzer Idylle auf. In einer berührend lebensfreudigen Szene stimmen sie gemeinsam Charles Aznavours Klassiker „Du lässt dich gehen“ an. Im Grunde ist dies der einzige heitere Moment; anschließend verschwindet Gitte, wenn auch nicht aus Markos Träumen. Immerhin beendet Schmid seine ausgezeichnet gespielte, aber wenig erbauliche Geschichte mit einem versöhnlichen Epilog.