Armenien-Gedenken: Türkische Vereine kritisieren Bundestag

Armenien-Gedenken: Türkische Vereine kritisieren Bundestag
Türkische Vereine in Deutschland lehnen das Wort "Völkermord" zur Bezeichnung der Verbrechen an den Armeniern vor 100 Jahren im osmanischen Reich weiter vehement ab.

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin kritisierten die Türkische Gemeinde Berlin sowie die Vereine "Dialog für Frieden" und "Gedankengut Atatürks" den Antrag der Koalitionsfraktionen, der erstmals ausdrücklich den Begriff "Völkermord" enthält und am Freitag voraussichtlich vom Plenum verabschiedet wird. Die Vereine wehren sich dagegen, weil sie den Begriff für historisch nicht belegt halten.

Die Politik sei für geschichtliche Wahrheitsfindung nicht geeignet, sagte Bekir Yilmaz von der Türkischen Gemeinde Berlin. 80 Prozent der Türkischstämmigen in Deutschland lehnten den Begriff "Völkermord" ab.Yilmaz warf Bundestag, Bundesregierung und Bundespräsident Joachim Gauck Anmaßung vor, sollten sie den Begriff verwenden. Sie gefährdeten die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei.

Über das Gedenken an die Verbrechen gegen die Armenier gibt es seit Jahren Streit. Die Bundesregierung hat auf Rücksicht auf die diplomatischen Beziehungen zur Türkei lange den Begriff "Völkermord" vermieden. Angesichts der systematischen Vernichtung der Armenier mit bis zu 1,5 Millionen Toten im damaligen osmanischen Reich sehen viele Historiker den Begriff jedoch als gerechtfertigt an.



Anlässlich des diesjährigen Gedenkens im Bundestag haben sich Union und SPD auf eine Formulierung geeinigt, die die Verbrechen an den Armeniern als "beispielhaft für die Geschichte der Massenvernichtungen, der ethnischen Säuberungen, der Vertreibungen, ja der Völkermorde" im 20. Jahrhundert beschreibt.

Die türkischen Vereine halten diese Darstellung für einseitig. Armenier und Muslime hätten während dieser Zeit "im selben Verhältnis gelitten", sagte der Vorsitzende des Vereins "Dialog für Frieden", Ali Söylemezoglu. Es hätte ein "gegenseitiges Morden" gegeben. Sein Verein, dessen 15 Mitglieder sich speziell mit der Geschichte der Türkei und Armenien beschäftigen, hat für Samstag zu einer Demonstration in Berlin aufgerufen.