Hilfswerke: Vereinte Nationen versagen in der Syrien-Krise

Foto: dpa/Lucie Parsaghian
Hilfswerke: Vereinte Nationen versagen in der Syrien-Krise
Am 15. März jährt sich der Beginn des Konflikts zum vierten Mal. Internationale Hilfsorganisationen warfen den Vereinten Nationen in der Syrien-Krise Versagen vor.

Vier Jahre nach Beginn des Bürgerkriegs in Syrien schwindet für die Vertriebenen die Hoffnung auf ein baldiges Ende ihrer Flucht. "Die steigende Gewalt gegen religiöse Minderheiten durch den 'Islamischen Staat' nimmt den Menschen den Glauben an eine Rückkehr", sagte die Sprecherin der Diakonie Katastrophenhilfe, Anne Dreyer, in der libanesischen Hauptstadt Beirut dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Menschen würden nicht geschützt, der Zugang zu Hilfsgütern habe sich nicht verbessert, und die Nothilfe entspreche immer weniger dem tatsächlichen Bedarf, heißt es in einem gemeinsamen Bericht von 21 Hilfswerken, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. "Die bittere Realität ist, dass der UN-Sicherheitsrat die UN-Resolutionen nicht umgesetzt hat", erklärte die Geschäftsführerin der Kinderrechtsorganisation "Save the Children", Kathrin Wieland. Der UN-Sicherheitsrat hatte im vergangenen Jahr drei Resolutionen zum Syrien-Konflikt beschlossen, um syrischen Zivilisten Schutz und Hilfe zu gewährleisten.

Nach Auffassung der Hilfswerke haben Konfliktparteien, Mitglieder des Sicherheitsrates und andere UN-Mitgliedsstaaten die Resolutionen ignoriert oder untergraben. Deshalb fordern die Organisationen, darunter das Norwegian Refugee Council, Oxfam und World Vision, ein entschlossenes Handeln der internationalen Gemeinschaft. Die Regierungen einflussreicher Staaten müssten endlich dafür sorgen, dass der Konflikt nicht weiter angeheizt wird und die Nothilfemaßnahmen massiv ausgeweitet werden, heißt es im Bericht "Failing Syria".

Der Krieg in Syrien ist laut Bericht auch ein Krieg gegen Kinder. Bei Angriffen auf Städte und Schulen seien rund 9.000 Kinder getötet und viele weitere verletzt oder traumatisiert worden. An vielen Orten lebten Kinder wie im Gefängnis und verpassten ihre Bildungschancen. Auch in den Nachbarländern gerate die Infrastruktur überall an ihre Grenzen, sagte Anne Dreyer von der Diakonie Katastrophenhilfe. Die Perspektivlosigkeit der Flüchtlinge im Libanon nehme zu, Bildung scheitere oft schon am fehlenden Geld für den Schulbus oder an Sprachbarrieren: "Das Bild der verlorenen Generation wird hier sehr real."

Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) kontrolliert weite Teile Syriens. Die Fanatiker verbreiten Angst und Schrecken hauptsächlich in Syrien und dem Irak. Seit 2011 wurden im Syrien-Konflikt nach UN-Angaben mindestens 220.000 Menschen getötet. Allein 2014 starben 76.000 Männer, Frauen und Kinder. Von den knapp zehn Millionen Flüchtlingen seien gut 40 Prozent jünger als elf Jahre. Mehr als zwölf Millionen Menschen seien auf Hilfe angewiesen. Fast die Hälfte davon sei wegen der Kampfhandlungen für Hilfslieferungen nur schwer oder gar nicht erreichbar.