Hunderttausende Argentinier gedenken des toten Staatsanwaltes

Foto: dpa/David Fernández
Hunderttausende Argentinier gedenken des toten Staatsanwaltes
Bei Schweigemärschen haben in Argentinien Hunderttausende Menschen des toten Staatsanwalts Alberto Nisman gedacht.

Allein im Zentrum der Hauptstadt Buenos Aires versammelten sich am Mittwoch (Ortszeit) nach Polizeiangaben rund 400.000 Menschen. Zehntausende demonstrierten außerdem in den Großstädten Rosario, Córdoba und Mar del Plata sowie in zahlreichen weiteren Ortschaften des Landes, wie die Tageszeitung "Clárin" meldete.

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Der 51-jährige Nisman war vor einem Monat erschossen in seiner Wohnung aufgefunden worden. Es ist nicht endgültig geklärt, ob es sich um Suizid oder Mord handelte. Als Sonderstaatsanwalt war Nisman für die Aufklärung des Anschlags auf das jüdische Kulturzentrum AMIA in Buenos Aires im Jahr 1994 zuständig. Für die Tat mit 85 Toten macht die argentinische Justiz den Iran verantwortlich. Nisman hatte wenige Tage vor seinem Tod Präsidentin Cristina Kirchner und Außenminister Héctor Timerman beschuldigt, die Ermittlungen zu dem Anschlag zu verschleiern.

Zu dem Schweigemarsch in Buenos Aires, der vom Kongressgebäude zum Präsidentenpalast führte, hatte eine Gruppe von sechs Staatsanwälten aufgerufen. Im strömenden Regen bestimmten vor allem die aufgespannten Regenschirme das Bild auf der zentralen Avenida de Mayo.

Die Regierung kritisierte den Demonstrations-Aufruf als Versuch einer politischen Destabilisierung. Regierungstreue Politiker und Organisationen waren deshalb den Veranstaltungen ferngeblieben. Regierungskritische Gewerkschaften und die politische Opposition riefen dagegen zur Teilnahme auf, verzichteten jedoch auf politische Embleme und Transparente.

Nismans Nachfolger, Staatsanwalt Gerardo Pollicita, hält den Vorwurf der Verschleierung gegen die Präsidentin aufrecht. Ein Richter muss nun entscheiden, ob die Verdachtsmomente ausreichen, um Ermittlungen gegen Kirchner aufnehmen zu können.