Haufenweise Sommerkleider

Haufenweise unsortierte Kleiderspenden sind nicht immer hilfreich.
Foto: Getty Images/iStockphoto/luanateutzi
Haufenweise unsortierte Kleiderspenden sind nicht immer hilfreich.
Haufenweise Sommerkleider
Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist fast grenzenlos, wenn es um Kleidung für Flüchtlinge geht. Teilweise scheint aus dem guten Willen allerdings eine Entrümpelungs-Aktion zu entstehen, die den Flüchtlingshelfern die Arbeit schwer macht.

Von Dirndl und Lederhosen über ungewaschene Unterwäsche bis hin zu Sexspielzeug: Die Spenden, die täglich bei der Diakonia in München für Flüchtlinge abgegeben werden, sind nicht immer eine Hilfe. Manchmal kommt es den Mitarbeiterinnen der gemeinnützigen Gesellschaft fast so vor, als würden die Spender eher ihren Keller ausmisten, statt den Flüchtlingen aus dem Nahen Osten, Afrika oder Osteuropa wirklich helfen zu wollen.

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Die zentrale Sammelstelle der Diakonia in München wurde vor allem im Oktober und November von Kleider- und Sachspenden überschwemmt. "Wir mussten neue Lager anmieten, um mit der riesigen Spendenflut klarzukommen und brauchen ehrenamtliche Helfer, um alles zu sortieren", berichtet die Leiterin der Sammelstelle, Nicole Bößl. Zeitweise stapelten sich in den Lagerräumen 80 Tonnen Kleidung. Höchstens zehn Prozent der Spenden kann die Diakonia direkt verwenden. Viele der gespendeten Kleidungsstücke sind schmutzig, kaputt oder einfach unpassend, wie Dirndl und Co.

Die Diakonia hat allerdings, wie viele andere Einrichtungen auch, nicht die Kapazitäten, tausende Kleidungsstücke vor der Übergabe zu waschen. "Die Sachen sollten sauber und in gutem Zustand hier ankommen, damit wir sie direkt verteilen können", sagt Bößl. Unbedachte Spenden könnten – auch wenn sie gut gemeint sind – schnell zur Belastung für die Helfer werden. In einigen Flüchtlings-Einrichtungen in Bayern ist es bereits vorgekommen, dass die Verantwortlichen für die Entsorgung der "Spenden" zahlen mussten.

Vorher fragen, was gebraucht wird

Beim nordrhein-westfälischen Flüchtlingsrat sind die Kleiderlager bereits bis zum Anschlag gefüllt. Deshalb sollten erstmal keine Kleiderspenden mehr abgegeben werden, sagt Geschäftsführerin Birgit Naujoks. "Im Winter misten viele Leute ihre Sommerkleidung aus. Damit können die Flüchtlinge natürlich erstmal nichts anfangen, deshalb stapelt sich dann alles in den Lagerräumen", erklärt sie.

Die Münchner Diakonia stellt deshalb eine eigene Bedarfsliste ins Internet. Für eine solche Planung fehlt es aber in vielen anderen Flüchtlingsheimen an Kapazitäten. Wer trotzdem Kleider spenden möchte, sollte sich unbedingt vorher der der jeweiligen Hilfsorganisation informieren, was gebraucht wird.

Momentan werden in vielen Flüchtlingseinrichtungen vor allem Babysachen und Männerkleidung in kleinen Größen benötigt. Doch insgesamt kommen in den Sammelstellen fast nur Frauenkleider gespendet. Wenn auch mal ein Stück Herrenbekleidung dabei sei, passe die Große oft nicht, weil viele der Flüchtlinge eher eine schmale Statur hätten, sagt Ursula Reiß von der Diakonia. Jetzt im Winter seien auch warme Socken, Schals und Mäntel eine große Hilfe.

Möbel werden nicht angenommen

Im Flüchtlingswohnheim an der Stattschreiberstraße in Berlin sieht die Situation noch etwas anders aus. "Wir nehmen alles, egal ob für Frühling, Sommer, Herbst oder Winter", sagt Betreuerin Vivien Titschler. Die Bewohnerinnen und Bewohner freuten sich jedes mal sehr über die Spendenbereitschaft der Berliner. Nur Möbel könnten leider nicht angenommen werden, weil viele Flüchtlinge nicht lange blieben und auch nicht viel Gepäck mitnehmen könnten.

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In Nordrhein-Westfalen seien hingegen ehrenamtliches Engagement oder Geldspenden am sinnvollsten, sagt Naujoks. Schließlich müsse die Flüchtlingsarbeit auch finanziert werden. Außerdem sei es wichtig, möglichst viele Menschen in die Flüchtlingsarbeit mit einzubeziehen um ein harmonisches, offenes Zusammenleben zu schaffen. So helfe vor allem auch eine ehrenamtliche Hausaufgabenbetreuung oder die Begleitung bei Behördengängen. Die Diakonia hat mittlerweile sogar Doodle-Listen auf ihrer Internetseite hochgeladen, in die sich Freiwillige zum Sortieren der Kleiderspenden oder für die Ausgabe in der Bayernkaserne eintragen können.