Schwesternschaft nimmt Brüder auf

Foto: Evangelischer Diakonieverein Berlin Zehlendorf e.V.
Schwesternschaft nimmt Brüder auf
Die Frauenquote hat sie schon mehr als erreicht: die Evangelische Schwesternschaft Berlin-Zehlendorf. Stattdessen verfolgt sie den Trend von der anderen Seite - und nimmt jetzt auch Männer auf.

Steht die Evangelische Schwesternschaft Berlin-Zehlendorf nicht mehr zu ihrer traditionellen Weiblichkeit? Vorstandsoberin Constanze Schlecht sagt: "Doch." Selbst wenn von nun an Männer in die Schwesternschaft aufgenommen würden. Die Männer gehören allerdings über einen kleinen Umweg sowieso schon etwas länger dazu. Sie sind parallell organisiert in der "Gemeinschaft der Schwestern und Pfleger im Evangelischen Diakonieverein", die seit 1993 besteht. In ihr sind Menschen organisiert, die zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) gehören - eben auch Männer.

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Doch mittlerweile fühle es sich nicht mehr zeitgemäß und stimmig an, diese zwei Vereine nebeneinander laufen zu lassen - wo sie doch alle die gleiche Arbeit verrichten. Deswegen entschieden sich die Schwestern nach dreijähriger Diskussion für eine Aufnahme des anderen Geschlechts.

Eine Schwesternschaft gegen den Trend?

Pfleger beim Evangelischen Diakonieverein Berlin-Zehlendorf e.V.
Angst davor, die traditionelle Förderung der Frau zu vernachlässigen, hat Constanze Schlecht nicht: "Unser Selbstbewusstsein hat ein starkes Fundament." Und zwar nicht nur, weil der Verein seit 120 Jahren besteht. Die Schwesternschaft sei mit zahlreichen Frauenverbänden eng verbunden. Und die Satzung, die besagt, dass einer von zwei Vorstandsposten mit einer Frau besetzt sein muss, könne ebenfalls nur schwer ausgehebelt werden.

"Unser Interesse ist es nach wie vor, Frauen im Beruf zu fördern und zu unterstützen", sagt Constanze Schlecht. Im Vorfeld zielte das Hauptargument gegen die Aufnahme der Männer genau auf das, was die gesetzliche Frauenquote unterbinden will: Dass Männer häufiger und schneller in Führungspositionen gelangen - und Frauen die Posten wegschnappen. Nun also doch die Aufnahme der Männer.

Mutige Männer sind gefragt

Doch es gehe schließlich um die gleichberechtigte Zusammenarbeit der beiden Geschlechter. Auch Männer nähmen ja inzwischen Elternzeit, was Constanze Schlecht gut gefällt. ###mehr-info### Bei den Frauen hingegen hat sie das Gefühl, dass die sich doch immer noch häufiger dafür entschieden, in Teilzeit zu arbeiten, den Männern hinterherzuziehen oder auf Karriere gleich ganz zu verzichten. Die Aufgabe der Schwesternschaft sieht sie deshalb auch darin, Frauen zu mehr Verantwortung im Beruf zu ermutigen. "Ich kann Frauen in Führungspositionen bringen", sagt sie. Allein die willigen Kandidatinnen bleiben bisher ein wenig aus.

Den Frauen zu einer Stimme in der Öffentlichkeit zu verhelfen, an der Rolle der Frau in der Gesellschaft weiterzuarbeiten, sei nach wie vor das erklärte Ziel. "In der Schwesternschaft sind die Männer ohnehin in der Minderzahl. Mal gucken, ob die Männer mutig sind und gerne dazukommen." Denn Frauenthemen seien ja schließlich genauso Männerthemen, sagt Constanze Schlecht.