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Neurobiologie
Egal, was ein Gegner tut, auch er ist ein Mensch!
chrismon: Neulich erzählte mir ein guter Freund, wie sehr ihm eine Gruppe "farbiger Männer" im Restaurant aufgefallen war: Die hätten laut geredet und enorm viel gegessen. Als ich ihm vorwarf, Rassist zu sein, wurde er wütend. Es sei ihm halt nur aufgefallen. Ich war sehr irritiert …
Liya Yu: Das kommt sehr häufig vor. Menschen, die sich selbst nie als rassistisch sehen würden, tappen im Alltag in eine "Falle" ihres Gehirns. Dort ist ihr Freund-Feind-Bild fest implementiert. Und dann dehumanisieren sie diese Gruppen …
Dehumanisieren, das heißt: entmenschlichen?
So nennen wir in der politischen Hirnforschung den Prozess, der dazu führt, dass wir im Kopf Menschen fast reflexartig, also unbewusst, in Kategorien einteilen. Das geschieht im Gehirn: Bei der Dehumanisierung schalten wir den medialen präfrontalen Kortex komplett ab, den wir eigentlich für Empathie benötigen.
Und wenn wir das tun, teilen wir die Menschen zusätzlich in Gruppen ein?
Wir bilden Kategorien. Schwarze und arabisch aussehende Menschen zum Beispiel werden oft "animalistisch", also eher wie unzivilisierte Tiere, gesehen. Asiatisch aussehende Menschen wie ich oder auch jüdische Menschen fallen dagegen oft in eine "mechanistische" Kategorie: Wir werden als supereffiziente Menschen mit wenig Emotionen und menschlicher Wärme wahrgenommen.