Kliniken befürchten weiteren Abbau von Betten

Kliniken befürchten weiteren Abbau von Betten
Paradoxerweiser drohen die Einschnitte nach Meinung der Kliniken ausgerechnet als Folge einer geplanten Anhebung von Qualitätsstandards in den Krankenhäusern. Die Kliniken selbst wünschen sich vor allem mehr Personal.

Die Kliniken in Deutschland befürchten einen weiteren Abbau von Krankenhäusern, medizinischen Abteilungen und Betten. Im Zusammenhang mit den geplanten Qualitätsstandards der Bundesregierung sei zu befürchten, dass alle Häuser unterhalb dieser Standards nicht weiter gefördert würden, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Krankenhaustags, Gerd Norden, am Mittwoch in Düsseldorf. Er warnte vor einer "Fallbeilwirkung" der Qualitätsoffensive. Am Mittwoch starteten in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt der Deutsche Krankenhaustag und die weltgrößte Medizinmesse "Medica".

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Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, warnte, fehlende Investitionsmittel und knappe Personalausstattung gefährdeten Qualität und Sicherheit im Krankenhaus. In der "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe) wies er darauf hin, dass im vergangenen Jahr 42 Prozent der Krankenhäuser rote Zahlen geschrieben hätten. Nur jede vierte Klinik beurteile ihre Finanzlage als eher gut. Die Ursache sieht Baum in der Art der Krankenhausfinanzierung: Die höheren Kosten durch steigende Löhne, Energiepreise und Haftpflichtprämien würden von den Erhöhungen bei der Vergütung nicht gedeckt.

Der Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren, Josef Düllings, forderte vom Bund eine Investitions- und Personaloffensive. "Ohne einen flächendeckenden IT-Einsatz kann es kaum weitere Qualitätsverbesserungen in den Kliniken geben in dem von der Koalition geplanten Ausmaß", betonte Düllings.

Die Pflegedirektorin des Universitätsklinikums Essen, Irene Maier, kritisierte zum Auftakt des Krankenhaustages die Belastung der Pflegekräfte. "Das Verhältnis von Pflegepersonal zu Ärzten ist innerhalb von zwölf Jahren von 3:1 auf 2:1 gesunken", erklärte Maier. "Mit einer solchen Personalstruktur ist keine Qualitätsoffensive zu stemmen." Deutschland liege beim Personalschlüssel in der Krankenpflege im europäischen Vergleich mit Spanien an letzter Stelle.

Eine Pflegekraft in Deutschland betreut nach ihren Worten im Durchschnitt zehn Patienten, in den Niederlanden sind es fünf, in Norwegen vier Patienten. Der Personalmangel wirke sich auf die Versorgungsqualität aus, weil relevante Pflegetätigkeiten vernachlässigt würden, warnte Maier. Eine Umfrage habe ergeben, dass 82 Prozent der Pflegekräfte keine Zeit mehr für Patientengespräche hätten. 37 Prozent vernachlässigten die Patientenüberwachung und 21 Prozent schafften es nicht, die Zeiten für die Medikation einzuhalten.

Der Deutsche Krankenhaustag findet unter der Überschrift "Beste Qualität braucht bessere Finanzierung" bis Samstag im Rahmen der Medica statt. Unter anderem geht es um die Perspektiven des stationären Sektors und die geplante Klinikreform.