Gesundheitsexperte: Quarantäne für Ebola-Helfer absurd

Foto: dpa/Sven Hoppe
Gesundheitsexperte: Quarantäne für Ebola-Helfer absurd
"Helden werden dazu verdammt, dass sie 21 Tage in Quarantäne bleiben sollen", sagte der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes. Aus wissenschaftlicher Sicht gebe es dazu keinerlei Veranlassung.

Der Frankfurter Gesundheitsamtschef René Gottschalk lehnt eine Quarantäne-Pflicht für heimkehrende Ebola-Helfer aus Westafrika entschieden ab. "Das ist absurd", sagte der Infektionsexperte am Mittwoch mit Blick auf Maßnahmen in einigen US-Staaten. Helfer ohne jegliche Krankheitssymptome nach ihrem Aufenthalt in Ebola-Gebieten in Quarantänezelte zu stecken, sei weder nötig noch sinnvoll.

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"Helden werden dazu verdammt, dass sie 21 Tage in Quarantäne bleiben sollen", protestierte Gottschalk, der Sprecher des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für hochansteckende und lebensbedrohliche Erkrankungen in Deutschland ist.

Wissenschaftlich sei eine Isolierung überhaupt nicht gerechtfertigt, betonte er. Denn so lange kein Fieber oder weitere Krankheitszeichen auftreten, bestehe ohnehin keine Ansteckungsgefahr. Sollten sich Symptome zeigen, hätten Rückkehrer in Deutschland den Gesundheitsbehörden zufolge klare Leitlinien, wie sie sich zu verhalten haben.

Wer an Ebola erkranke, werde kompetent behandelt, und seine Kontaktpersonen würden ausfindig gemacht. Der Kreis ist nach Angaben Gottschalks überschaubar. Anders als beispielsweise bei Grippe bestehe keine Ansteckungsgefahr, wenn man nur im selben Raum mit einem Kranken sei. "Ein Meter Abstand reicht Ihnen völlig aus." Außerhalb Afrikas habe sich bislang niemand infiziert, der nicht in der Intensivbetreuung von Ebola-Patienten tätig war, unterstrich der Mediziner.

Eine Isolierung zurückkehrender Freiwilliger nennt Gottschalk eine beschämende Missachtung von deren Leistung. "Ich vermisse die Werte unserer Gesellschaft", sagte er und zeigte sich zugleich über den bislang geringen Spendenfluss für die Hilfe in Westafrika enttäuscht. "Ich vermisse die Spendenbereitschaft unserer Bundesbürger. Man kann sich überhaupt nicht vorstellen, wie diese Region leidet."

Nach Deutschland kamen bisher drei Ebola-Patienten zur Behandlung. Sie alle arbeiten für internationale Organisationen und haben sich bei der Arbeit in Westafrika angesteckt. In Hamburg wurde ein Patient mittlerweile als geheilt entlassen, in Leipzig erlag ein UN-Mitarbeiter aus dem Sudan der Krankheit; in Frankfurt wird seit Anfang Oktober ein Helfer aus Uganda betreut. Der Mann, der in Sierra Leone im Einsatz war, hat die Krankheit offenbar überstanden.