TV-Tipp des Tages: "Millionen" (ZDF)

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TV-Tipp des Tages: "Millionen" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Millionen", 1. September, 0.20 Uhr im Zweiten
Torsten hat einen Bürojob, spielt in seiner Freizeit Fußball, führt eine offenbar glückliche Ehe und hat einen guten Draht zu seinem 15jährigen Sohn. Sein überschaubares Dasein endet jedoch , als er 22 Millionen Euro im Lotto gewinnt.

Dieses Spielfilmdebüt von Fabian Möhrke (Buch und Regie) erzählt eine typische "Was wäre, wenn"-Geschichte. Hauptfigur ist ein ganz normaler, unauffälliger Mann Anfang vierzig: Torsten hat einen Bürojob, spielt in seiner Freizeit Fußball, führt eine offenbar glückliche Ehe und hat einen guten Draht zu seinem 15jährigen Sohn. In anderen Filmen finden solche Einführungen gern ein abruptes Ende, weil sich aus heiterem Himmel ein Schicksalsschlag ereignet: Krebs, Aids, ein schrecklicher Unfall. Torstens überschaubares Dasein jedoch endet, als er 22 Millionen Euro im Lotto gewinnt. Prompt wird alles anders: Seine Mitmenschen benehmen sich komisch, in der Ehe treten plötzlich Spannungen auf, der Sohn beklaut seine Eltern, und schließlich verkracht sich Torsten sogar mit seinem besten Freund. Zum Glück ist der grimmige Einfall, mit dem Möhrke seinem Antihelden schließlich den Rest gibt, nicht auch das Ende der Geschichte.

Reichtum macht nicht automatisch glücklich

Wie in vielen Filmen dieser Art hat man eine Menge Muße, den Hauptfiguren beim Leben zuzuschauen, weil Möhrke vermutlich nicht zuletzt aufgrund eines überschaubaren Budgets vorzugsweise mit langen Einstellungen arbeitet. Aber das ist völlig in Ordnung, weil der filmisch praktisch unerfahrene Hauptdarsteller Andreas Döhler seine Sache ausgezeichnet macht. Gleiches gilt für die weiteren Schauspieler, obwohl sie mit Ausnahme Godehard Gieses (als Torstens bester Freund) praktisch unbekannt sind.

Trotzdem lebt der Film vor allem vom Identifikationsmoment, weil sich vermutlich jeder Zuschauer fragt, wie er sich an Torstens Stelle verhalten würde. Der brave Familienvater versucht, alles richtig zu machen und sein bisheriges Leben weiterzuführen; außer einem richtig teuren Sportwagen rührt er das viele Geld zunächst nicht an. Später schenkt er seinem Freund eine Million, aber selbst diese gute Tat geht nach hinten los.

Selten hat ein derart realitätsnaher Film so nachdrücklich dokumentiert, dass Reichtum nicht automatisch glücklich macht. Und noch eine Redensart prägt diese Geschichte: Geld verdirbt den Charakter, wobei es zum speziellen Charme des Dramas gehört, dass sich das keineswegs auf die Hauptfigur bezieht. Eine weitere Qualität des Films ist seine Beiläufigkeit. Viele Geschichten deutet Möhrke nur an, aber oft genügt bloß eine Einstellung, um sie im Kopf weiterzuspinnen. Im Büro zum Beispiel hat sich schon ein potenzieller Nachfolger eingerichtet, der das Feld aber wieder bedröppelt räumen muss, als Torsten an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. Ein sehenswerter Film, der neugierig auf Möhrkes weiteren Werdegang macht.