375.000 Bankkunden verhindern Mitteilung über Kirchenmitgliedschaft

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375.000 Bankkunden verhindern Mitteilung über Kirchenmitgliedschaft
In Vorbereitung des neuen Verfahrens zum Kirchensteuereinzug auf Kapitalerträge haben laut "Welt"-Bericht 375.000 Kunden ihrer Bank untersagt, künftig automatisch ihre Kirchensteuer an den Fiskus abzuführen.

Sie hätten einen entsprechenden Sperrvermerk beantragt, berichtet die Tageszeitung in ihrer Montagsausgabe unter Berufung auf Zahlen des Bundesfinanzministeriums.

Für das kommende Jahr ist erstmals ein automatischer Abzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge geplant. Dafür fragen die Banken die Kirchenmitgliedschaft ihrer Kunden beim Bundeszentralamt für Steuern ab. Liegt ein Sperrvermerk vor, erhalten sie keine Auskunft über die Religion des Kunden. Der Kunde muss die Kirchensteuer auf Zinsen, Dividenden und andere Kapitaleinkünfte dann weiterhin im Rahmen der Steuererklärung abführen. Bis zum 30. Juni konnten Kunden dagegen Einspruch einlegen.

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Wie die "Welt" weiter berichtet, fehlen Banken von vielen Kunden noch die Steueridentifikationsnummern, die für die Abfrage der Religion unerlässlich seien. Grund seien technische Probleme beim Abgleich der Kundendateien der Banken und der Steuerdatei der Bundeszentrale für Steuern. Unter anderem hätten Steuernummern wegen unterschiedlicher Schreibweisen von Wohnorten wie Frankfurt am Main und Münster in Westfalen nicht eindeutig zugeordnet werden können.

Die PSD Banken mit insgesamt 1,3 Millionen Kunden müssten in den kommenden Tagen noch einmal 60.000 Kunden anschreiben, um nach den Steuernummern zu fragen, hieß es. Lägen bis Ende August nicht alle Nummern vor, könne der automatische Abzug der Kirchensteuer 2015 nicht flächendeckend starten.

In den vergangenen Tagen war bekanntgeworden, dass die Änderung im Steuerrecht offenbar zu vermehrten Austritten aus der evangelischen wie der katholischen Kirche geführt hat. Die Kirchen indes betonen, dass lediglich das Einzugsverfahren geändert wird, die Steuerlast gleich bleibe. In Deutschland leben gegenwärtig rund 24,2 Millionen Katholiken und 23,4 Millionen evangelische Christen. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt zusammen bei rund 60 Prozent.