Kirchen rufen zu Frieden und Gerechtigkeit auf

Kirchen rufen zu Frieden und Gerechtigkeit auf
Die Spitzenrepräsentanten der großen christlichen Kirchen in Deutschland sorgen sich um die soziale Lage im Land. In ihren Predigten an Heiligabend riefen sie zu Solidarität und einem friedvollen Miteinander auf.

Evangelische und katholische Bischöfe haben an Heiligabend zu Frieden und Gerechtigkeit in der Welt aufgerufen. Gotte schenke Vergebung und Frieden, so dass die Menschen für Recht und Gerechtigkeit eintreten könnten, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, in Düsseldorf. Der katholische Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki forderte dazu auf, sich aktiv für eine gerechte Gesellschaft einzusetzen.

Der rheinische Präses Schneider sagte in seiner Predigt zum Heiligen Abend in der evangelischen Johanneskirche in Düsseldorf, Gott lasse die Menschen nicht allein in den Dunkelheiten ihres Leben. Doch habe die heilige Nacht vor mehr als 2.000 Jahren das Leben und die Welt der Menschen nicht von aller Dunkelheit befreit. Damals wie heute würden Kriege geführt und Unrechtsregime herrschten, hierzulande marschierten Rechtsradikale, sagte der oberste Repräsentant von 24 Millionen Protestanten in Deutschland laut Manuskript.

Für ein friedliches Miteinander der Kulturen

Der Berliner Erzbischof Woelki schrieb in einem Gastbeitrag für die "Berliner Morgenpost" (Samstagsausgabe), Weihnachten fordere dazu auf, sich einzusetzen für einen sozialen und gerechten Frieden, "für ein friedliches Miteinander der Kulturen, Religionen und Ethnien". Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl äußerte sich im Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche besorgt über die soziale Lage in Deutschland. Der Abstand zwischen oben und unten sei größer geworden, sagte Bohl laut Manuskript.

Nach Ansicht des evangelischen Berliner Bischofs Markus Dröge kann die Weihnachtsbotschaft eine Inspiration für die Lösung der derzeitigen Krisen sein. Von einem gemeinsamen Geist, einer gemeinsamen Vision sei in Europa und weltweit noch viel zu wenig zu spüren, sagte Dröge in seiner Predigt zum Heiligabend im Berliner Dom. Ihm scheine es so, als könne "die Seele der Menschheit" mit den Ereignissen nicht Schritt halten. "Sie schafft es nicht, mitzudenken, mitzufühlen, mitzuleiden", sagte Dröge laut vorab veröffentlichtem Manuskript. Die Angst, beispielsweise durch die Finanzkrise selbst in den Abwärtsstrudel zu geraten, lasse "die Solidarität schwach werden".

"Sehnsucht nach christlichen Werten"

In Zeiten der Euro- und Finanzmarktkrise sieht der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, indes eine große Sehnsucht nach christlichen Werten. Es gebe eine neue Offenheit für christliche Werte wie Solidarität, Gerechtigkeit und Menschenwürde, sagte Zollitsch dem in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blatt" (Samstagsausgabe) in einem Interview. Deshalb sei die Botschaft des Weihnachtsfestes aktueller denn je.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte in der Marktkirche in Hannover, viele Menschen seien verunsichert, und Wellen von Sorgen gingen durch das Land. Dazu gehörten Furcht vor der Zukunft und zerstörtes Vertrauen. "Das Leben ist zerbrechlich, und wir erleben es schmerzhaft", sagte Meister seinem vorab veröffentlichten Predigtmanuskript zufolge. Gerade deshalb sei die Sehnsucht nach Frieden an Weihnachten so stark.

Der Nahost-Konflikt und die unsichere Situation der Menschen in der Region bestimmen die Weihnachtsbotschaften und Predigten am Heiligen Abend in Jerusalem. Der Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland im Heiligen Land, Propst Uwe Gräbe von der lutherischen Erlöserkirche in Jerusalem, sagte, Gott sei "nicht da, wo Militärstrategien und Vernichtungspläne geschmiedet werden", sondern zum Beispiel in Solidarität mit den jungen Menschen auf dem Kairoer Tahrir-Platz. Gott sei mit denen, die den Traum von Freiheit und Demokratie noch nicht aufgegeben hätten.

epd