Papstbesuch: "Ohrfeige und Umarmung" aus dem Vatikan

Papstbesuch: "Ohrfeige und Umarmung" aus dem Vatikan
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die Aussagen von Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch zu Kirche und Ökumene nachträglich erneut kritisiert.

Der Papst habe den EKD-Vertretern im September in Erfurt erklärt, über den Glauben werde nicht verhandelt und ökumenische Gastgeschenke gebe es nicht, sagte Schneider in einem Interview der "Berliner Zeitung" und der "Frankfurter Rundschau" (Montagsausgaben). "Ich fand beides unfreundlich, unpassend und völlig an uns Protestanten vorbei gesprochen."

Schneider fügte hinzu: "Denn wir wollen ja gar nicht verhandeln, wir brauchen auch keine Gastgeschenke." Für die Protestanten gibt es nach seinen Worten im Verhältnis zum Vatikan zugleich die Umarmung und die Ohrfeige. Schneider: "Ich für meinen Teil werde aber nicht sagen: Die Umarmung will ich nicht, solange du mich ohrfeigst. Sondern ich sage: Die Umarmung erlaubt es mir, auf dich zuzugehen. Und die Ohrfeigen will ich nicht - darüber müssen wir reden."

Dennoch sei das Treffen mit dem Papst besser gewesen als sein Ruf. "Und bei mir bleibt im Gedächtnis, wie sehr der Papst die Grundfrage der Reformation nach Gott gewürdigt hat", betonte Schneider, der 24 Millionen Protestanten in Deutschland repräsentiert und als Präses der rheinischen Kirche vorsteht.

Zollitsch: Luther hat die Spaltung nie gewollt

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, lädt die Katholiken ein, den Kirchenreformator Martin Luther (1483-1546) neu zu sehen. Das 500-jährige Jubiläum der Reformation 2017 biete auch für katholische Christen eine Gelegenheit, sich mit Luther zu beschäftigen und in ihm einen "zutiefst gläubigen Menschen zu entdecken", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Die von Luther nie gewollte Spaltung der Christen habe "zu viel Unglück in Deutschland geführt", fügte der Freiburger Erzbischof hinzu. Der Papst habe bei seinem Deutschlandbesuch keinen Zweifel daran gelassen, "dass es Martin Luther mit seiner immensen geistigen Kraft um den Glauben an Jesus Christus, um einen Gott der Gnade, Barmherzigkeit und Liebe zu tun war".

epd