"So viel Aufbruch war nie": Reform trotzt Austrittszahlen

"So viel Aufbruch war nie": Reform trotzt Austrittszahlen
Fünf Jahre nach Start ihres Reformprozesses hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine positive Bilanz gezogen. "Wir haben gemeinsam in den letzten fünf Jahren sehr viel erreicht, und setzen jetzt wieder neue Impulse", erklärte die Präses der EKD-Synode und Vorsitzende der Steuerungsgruppe für den Reformprozess, Katrin Göring-Eckardt.

"So viel Aufbruch war nie", sagte Göring-Eckardt in Hannover. Am 6. Juli 2006 hatte der Rat der EKD unter dem damaligen Vorsitzenden Wolfgang Huber das Impulspapier "Kirche der Freiheit. Perspektiven für die evangelische Kirche im 20. Jahrhundert" veröffentlicht. Darin reagierte das Leitungsgremium auf langfristige Prognosen wie Bevölkerungsrückgang und Mitgliederschwund und empfahl einen Reformprozess auf allen kirchlichen Ebenen.

Göring-Eckardt sagte mit Blick auf die zurückliegenden fünf Jahre: "In unserer Kirche hat sich eine kreative Innovationskultur entwickelt." Das Impulspapier sei seinem Titel gerecht geworden und habe viele Impulse gesetzt. Unter anderem verwies sie auf die drei Kompetenzzentren zu den Themen Qualität im Gottesdienst, Predigtkultur und Mission in der Region, die die EKD seit 2006 eingerichtet hat. Darüber hinaus habe die EKD einen Glaubenskurs-Initiative gestartet und den Erfahrungsaustausch mit Partnern aus anderen Kirchen und Institutionen intensiviert, hieß es.

Herausforderungen sind noch da

Die Herausforderungen, die zu Beginn des Reformprozesses klar herausgestellt wurden, stellen sich heute aber noch immer, das belegt die Neuauflage der Statistik-Broschüre "Evangelische Kirche in Deutschland" der EKD: Danach haben evangelische und katholische Kirche sowie die orthodoxen Kirchen im Vergleich zur Erhebung aus dem Jahr 2008 deutliche Zahlen an Kirchenmitglieder verloren. In der katholischen Kirche sank die Mitgliederzahl um rund 270.000. In der evangelischen Kirche waren es etwa 320.000 Mitglieder weniger. Die orthodoxen Kirchen zählten 2009 rund 190.000 Kirchenmitglieder weniger als noch im Jahr zuvor.

Insgesamt gehörten Ende 2009 rund zwei Drittel der Bevölkerung einer christlichen Kirche an. 24,9 Millionen Menschen waren Mitglied der römisch-katholischen Kirche, 24,1 Millionen der evangelischen und 1,3 Millionen der orthodoxen Kirche. Die Zahlen aus dem Jahr 2010, das von Kirchenskandalen geprägt war, sind da noch nicht mit eingeflossen.

Jeden Sonntag eine Million Menschen im Gottesdienst

Im Jahr 2009 wurden in der evangelischen Kirche rund 200.000 Kinder und Erwachsene getauft und etwa 230.000 Jugendliche konfirmiert. Rund 300.000 Menschen wurden im Jahr 2009 nach EKD-Angaben kirchlich bestattet. Etwa eine Million Menschen besuchen in Deutschland jeden Sonntag einen evangelischen Gottesdienst. Zu besonderen Anlässen wie beispielsweise zum Erntedankfest verdoppelt sich die Zahl der Kirchgänger. An Weihnachten gehen den Angaben zufolge sogar neun Millionen Menschen zum evangelischen Gottesdienst.

In der evangelischen Kirche arbeiten rund 19.000 Theologen als Gemeindepfarrer, Krankenhausseelsorger oder im Schuldienst. In den Einrichtungen der Diakonie sind den Angaben zufolge etwa 440.000 Männer und Frauen beschäftigt. 75 Prozent der Beschäftigten in der verfassten Kirche sind Frauen.

Bei einem Zukunftsforum unter dem Titel "Was braucht die mittlere Ebene?" will die EKD im Herbst 2013 Perspektiven für Superintendenten, Dekane und Pröpste der 535 Kirchenkreise in den Landeskirchen der EKD in den Blick nehmen.

epd/evangelisch.de