TV-Tipp: "Ein Fall für Liebe: Saubermänner" (ARD)

TV-Tipp: "Ein Fall für Liebe: Saubermänner" (ARD)
Die Reporterin der Leipziger Allgemeinen betrachtet es als Vertrauensbruch, dass der mittlerweile zum Anwalt der Armen geläuterte Freund ihr nichts von seiner neuen Mandantin erzählt hat.
29.04.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Ein Fall für Liebe: Saubermänner", 6. Mai, 20.15 Uhr im Ersten

Der Staranwalt und die Enthüllungsjournalistin: Das war vor zwei Jahren ein durchaus sehenswertes romantisches Drama. Nun geht das Duo in die zweite Runde, und weil es ja schon ein Paar ist, wird die Beziehung diesmal einer ersten ernsten Belastungsprobe unterzogen: Die Reporterin der (fiktiven) Leipziger Allgemeinen betrachtet es als veritablen Vertrauensbruch, dass der mittlerweile zum Anwalt der Armen geläuterte Freund ihr nichts von seiner neuen Mandantin erzählt hat.

Sarah Pohl (Mariella Ahrens) sucht eine Kronzeugin, die ihr als Informantin bei der Recherche über die Machenschaften des fiesen Leiharbeitunternehmers Kosinsky (Michael Kind) helfen soll; und Florian Faber (Francis Fulton-Smith) vertritt eine Putzfrau, die für Kosinsky arbeitet. Der Fall ist typisch für Fabers neue Linie: Susanne Wörner (Eva Meier) ist von Kommunalpolitiker Tornow (Stephan Szász) angefahren worden; der Mann saß betrunken am Steuer. Was weder Florian noch Sarah ahnen: Kosinsky und der designierte Bürgermeister stecken unter einer Decke. Dank der miesen Machenschaften seiner einstigen Anwaltspartner gerät der Prozess zur Farce: Eine Unfallzeugin ist angeblich dement, das Protokoll des Alkoholtests ist verschwunden, und Putzfrau Wörner, von Kosinsky unter Druck gesetzt, macht einen Rückzieher.

Im Sinne Günter Wallraffs "under cover"

Erneut fallen die Figuren (Drehbuch damals wie heute: Ulrich de Mestre) ziemlich klischeehaft aus: "Die da oben" sind allesamt Schurken, während die kleinen Leute schließlich mutig gegen ihre Opferrolle aufbegehren. Die Mittelschicht wird repräsentiert vom verantwortungsbewussten Anwalt und der mutigen Journalistin, die sich auch mal ganz im Sinne Günter Wallraffs "under cover" unter die ausgebeuteten illegal beschäftigen Putzfrauen mischt, wenn’s der Wahrheitsfindung dient. Zwischendurch verlieren beide ihr soziales Engagement allerdings etwas aus den Augen, weil sie ihre Beziehung regeln müssen, zumal Faber in Gestalt eines früheren Kollegen Sarahs auch noch einen Nebenbuhler bekommt. Später stellt sich raus, dass Exfreund Thomas Gärtner (Bernhard Bettermann) mittlerweile für den Zoll arbeitet und eher ein Verbündeter als ein Konkurrent ist.

Gelungen sind vor allem die Szenen mit Fulton-Smith und Bettermann; sehr hübsch, wie sich Faber und Gärtner beim Versuch, sich gegenseitig zu übertrumpfen, aufplustern. Fulton-Smith und Ahrens dagegen waren als Paar, zwischen dem es knisterte, im ersten Film überzeugender (Regie jeweils Jorgo Papavassiliou). Auch Geschichte wirkt diesmal stellenweise konstruiert und vorhersehbar. Und der Schluss mit seinem Aufstand der Entrechteten ist ohnehin zu schön um wahr zu sein.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).