Heftige Kämpfe in Libyen - USA setzen Drohnen ein

Heftige Kämpfe in Libyen - USA setzen Drohnen ein
Die USA setzen in Libyen erstmals Kampfdrohnen ein. Gaddafi ordnet angeblich den Rückzug seiner Soldaten aus Misurata an. Doch der Beschuss der Stadt geht weiter. Die Aufständischen rechnen sogar mit einer neuen Offensive der Gaddafi-Truppen.

Mit dem ersten Angriff einer US-Kampfdrohne hat Washington am Wochenende sein militärisches Engagement in Libyen wieder verstärkt. Ein Pentagonsprecher bestätigte den Angriff am Samstag (Ortszeit), nannte aber keine weiteren Einzelheiten. Nach Angaben aus libyschen Regierungskreisen wurden seit Samstagmorgen Ziele in der Stadt Sirte und in der Hauptstadt Tripolis bombardiert. In Sirte seien fünf Menschen getötet worden, sagte ein Militärsprecher.

Am Sonntag ging die Schlacht um die westliche Stadt Misurata weiter, nachdem es am Samstag geheißen hatte, die Truppen des Machthabers Muammar al-Gaddafi hätten den Befehl erhalten, sich aus Misurata zurückzuziehen. Ein Kämpfer der Rebellen in der Stadt sagte einem der neuen libyschen Fernsehsender, ein verletzter Soldat, der ihnen in die Hände gefallen sei, habe erklärt, die Truppen hätten tatsächlich den Befehl zu Abzug bekommen, allerdings nur, um bei einem geplanten Raketenbeschuss keine Opfer in den eigenen Reihen zu riskieren.

"Waffen und Munition statt Freiwillige"

Misurata liegt 210 Kilometer östlich von Tripolis und ist derzeit nur auf dem Seeweg zu erreichen. Die Versorgungslage der drittgrößten libyschen Stadt ist sehr schlecht. Tausende afrikanische Gastarbeiter, Dutzende verletzte Kämpfer und Zivilisten wurden per Schiff in Sicherheit gebracht.

Die Aufständischen in Bengasi hatten in den vergangenen Wochen mit Fischerbooten immer wieder Waffen und Kämpfer nach Misurata gebracht. Einer der Unterstützer des Aufstandes in Bengasi sagte, vor einigen Tagen hatten ihnen die Rebellen in Misurata erklärt, sie bräuchten keine zusätzlichen Freiwilligen mehr, sondern nur noch Waffen und Munition.

US-Präsident Barack Obama hatte am vergangenen Donnerstag grünes Licht für den Einsatz der ferngesteuerten unbemannten Flugzeuge des Typs "Predator" gegen Gaddafis Truppen gegeben. Damit wollen die USA nach Regierungsangaben zum Schutz der Zivilbevölkerung beitragen. Der Nationale Übergangsrat der Aufständischen, der seinen Sitz in der östlichen Stadt Bengasi hat, wünscht sich allerdings noch mehr militärische Hilfe von den USA, unter anderem den Einsatz von A-10-Erdkampfflugzeugen. Die USA hatten vor einem Monat das Kommando über den Militäreinsatz an die Nato abgegeben und sich seither auf eine unterstützende Rolle beschränkt.

Europäer unterstützen Rebellen

Frankreich, Großbritannien und Italien haben Militärspezialisten zu den Rebellen nach Libyen entsandt, Italien zehn und Frankreich und Großbritannien jeweils unter 20. Nach Informationen der französischen Nachrichtensite nouvelobs.com aus dem Pariser Präsidentenpalast sollen die französischen Offiziere die Verbindung der Rebellen in Bengasi und Misurata zur Nato-Befehlsleitstelle in Neapel sichern. Sie sollten der Nato schnell Bombardierungsziele nennen und die Erfolge der Angriffe auswerten, heißt es. Frankreich habe diese Offiziere aber nicht der Nato unterstellt.

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) bekräftigte die Weigerung Deutschlands, sich an dem Kampfeinsatz zu beteiligen. "Die Entwicklung in Libyen zeigt, dass es richtig war, sich an den Luftangriffen nicht zu beteiligen", sagte Niebel dem "Hamburger Abendblatt" (Dienstag). "Deutschland sollte humanitäre Hilfe leisten, sobald das möglich wird. Außerdem sollten wir darauf hinwirken, dass der Einsatz im Rahmen der UN-Resolution 1973 bleibt - und nicht doch noch Bodentruppen entsandt werden. Die internationale Gemeinschaft muss sich verstärkt Gedanken machen über eine politische Lösung in Libyen."

dpa