Deutsche Politiker fordern besseren Schutz von Christen

Deutsche Politiker fordern besseren Schutz von Christen
Nach dem Anschlag auf koptische Christen in Alexandria fordern die Grünen, den Druck auf die ägyptische Regierung zu erhöhen. "Eine Verurteilung solcher Anschläge ist zu wenig. Ägypten und andere Staaten müssen dem Ungeist religiöser Intoleranz wirksam entgegentreten", sagte Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck der "Frankfurter Rundschau" (Montagsausgabe). Politiker der CSU indes verlangten von Vertretern der Muslime eine deutliche Verurteilung der Gewalt und verlangten Konsequenzen für die Entwicklungspolitik, wenn Christen in einem Land verfolgt werden.

Bei dem Selbstmordanschlag nach einer Messe in Alexandria waren in der Silvesternacht mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. Die Hintergründe der Tat sind unklar. Die ägyptische Regierung machte "ausländische Kräfte" verantwortlich.

Beck sagte, de facto sei Ägypten eine Diktatur. "Der Westen aber schaut aus außenpolitischer Rücksichtnahme auf das Regime Mubarak systematisch weg", sagte der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. Auch Deutschland habe seine Möglichkeiten zur Einflussnahme "bei weitem nicht ausgeschöpft".

Unionsfraktions-Vize Johannes Singhammer (CSU) kritisierte die Vertreter der Muslime in Deutschland. "Ich erwarte, dass sie ihre Abscheu noch klarer formulieren, so wie das weltweit geschehen ist", sagte der CSU-Politiker der "Frankfurter Rundschau". Der Aufruf deutscher Muslime zu mehr religiöser Toleranz sei besonders wichtig, weil Muslime in Deutschland ihren Glauben frei ausüben könnten. In Ländern wie Ägypten oder dem Irak sei genau das für viele Gläubige nicht der Fall.

Koptische Christen in Deutschland fürchten um ihre Sicherheit

Der CSU-Politiker Hans-Peter Uhl warnte vor einem Übergreifen islamistischer Gewalt auf Deutschland. "Wenn die Muslime selbst protestieren, bewirkt das viel mehr, als wenn wir das tun", sagte er. Fernziel müsse ein aufgeklärter "Euro-Islam" sein, der Religions- und Glaubensfreiheit selbstverständlich anerkennt. Aber auch vor Ort müssen die Autoritäten klare Aussagen treffen: "Muslimische Autoritäten in Kairo und anderswo müssen eindeutig Stellung beziehen gegen jede Form von Gewalt im Namen ihrer Religion", sagte die stellvertretende CDU-Vorsitzende Annette Schavan dem "Hamburger Abendblatt" (Montag).

Auch in Deutschland lebende koptische Christen fürchten um ihre Sicherheit. Besonders in der Weihnachtszeit habe es vermehrt Terrordrohungen gegeben, sagte der Bischof der Kopten in Deutschland, Anba Damian, der "Bild"-Zeitung (Montag). "Die Kriminalpolizei hat uns mehrfach vor Überfällen durch radikale Muslime auf unsere Christmette gewarnt. Ich habe daher an das Bundesinnenministerium geschrieben und um Schutz gebeten." In Deutschland leben bis zu 10.000 Mitglieder der koptisch- orthodoxen Kirche, die im Nahen Osten die größte christliche Gemeinschaft ist.

Keine Entwicklungshilfe an Länder, in denen Christen verfolgt werden?

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller, verlangte eine Neuorientierung der deutschen Entwicklungspolitik. "Wir sollten unsere Entwicklungshilfe an der Frage ausrichten, ob in einem Land Christen vom Staat oder einer anderen Seite verfolgt werden", sagte Müller der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). Die Gewalttat von Alexandria sei zwar eine besondere Dimension, aber kein Einzelfall. "In vielen Ländern gibt es eine moderne Form der Christenverfolgung", sagte Müller. Es könne keine finanzielle Unterstützung für Länder geben, in denen Christen ihre Religion nicht ungehindert ausüben können.

Der Vorsitzende der CDUCSU-Fraktion im Bundestag, Volker Kauder, betonte, für den Schutz der christlichen Minderheiten reiche der Dialog mit den Regierungen der muslimischen Länder nicht aus. "Wir müssen mit führenden Vertretern des Islams darüber reden, dass die Verfolgung von Christen beendet werden muss", sagte Kauder der Zeitung "Die Welt" (Montag).

Die Mehrheit der wegen ihrer Religion bedrohten Menschen seien Christen: "Man muss der Wahrheit ins Auge sehen: Christen werden vor allem in Ländern verfolgt, in denen Muslime die Mehrheit haben", so Kauder.

epd/dpa