Die Sehnsucht nach dem Paradies wach halten

Die Sehnsucht nach dem Paradies wach halten
2011 findet die Bundesgartenschau in Koblenz statt. Pfarrer und Projektleiter von „Kirche auf der BUGA 2011" Sven Dreiser erzählt im Interview, warum die Buga auch ein religiöses Thema ist.
09.12.2010
Von Maike Freund

Warum macht die Kirche bei der Bundesgartenschau in Koblenz mit?

Viele Themen einer Bundesgartenschau sind auch ureigene Themen der jüdisch-christlichen Tradition: zum Beispiel die Bewahrung der Schöpfung. Ein Garten ist immer auch ein Hinweis auf die menschliche Sehnsucht nach dem Paradies. Wir machen mit, weil wir diese Sehnsucht wach halten wollen. Und wir machen mit, weil wir auch den Besucherinnen und Besuchern der Bundesgartenschau etwas von dem vielfältigen kulturellen und spirituellen Programm unserer Kirchen zeigen wollen. Die Evangelische Kirche im Rheinland und das Bistum Trier tragen ja gemeinsam das Projekt „Kirche auf der BUGA 2011“. Hier wird Ökumene in besonderer Weise für die Menschen, die mitmachen, aber auch für die Besucherinnen und Besucher der Buga, erlebbar. Wir wollen eine gastfreundliche und lebendige, fröhliche und nachdenkliche Kirche für die Buga sein.

Was werden die größten Highlights des ökumenischen Kirchenprojekts zur Buga in Koblenz sein?

Das Besondere bei dieser Gartenschau wird der Ort sein, an dem wir mit unserem Projekt präsent sein werden: die Festungskirche in der Festung Ehrenbreitstein, also nicht irgendwo auf der grünen Wiese inmitten eines biblischen Blumengartens. Dieser Ort verpflichtet uns, in besonderer Weise an die christliche Friedensbotschaft zu erinnern und für einen gerechten Frieden zu beten. Das geschieht in den Mittags- und Abendgebeten genauso wie in den Gottesdiensten, die hier stattfinden. So können wir deutlich machen, dass die Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit ganz eng zusammen gehören. Im Programm gibt es einige Highlights, zum Beispiel den Rheinischen Posaunentag, der am 18. September stattfinden wird. Wir erwarten rund 1000 Posaunenbläser, auch aus den benachbarten Landeskirchen von Hessen-Nassau und der Pfalz. Die Predigt im Festgottesdienst auf dem Schlossplatz der Festung wird übrigens der Berliner Bischof und ehemalige Superintendent von Koblenz, Dr. Markus Dröge, halten. Es gibt erstmals auf einer Bundesgartenschau eine Kooperation mit dem Bund deutscher Friedhofsgärtner: So können wir regelmäßig meditative Kurzspaziergänge zu ausgewählten Gräbern im Friedhofsgarten der Buga anbieten und unsere christliche Auferstehungshoffnung angesichts von Sterben und Tod zur Sprache bringen. Auch einen Wettbewerb für Schulen zum Thema „…ab ins Paradies?!“ wird es geben. Auch die Uraufführung einer Text-Musik-Collage zu unserem Leitwort „felsenfest wandelweise“ des Dresdner Musikers Daniel Scharfenberger gehört sicherlich zu den besonderen Programmpunkten. Insgesamt werden rund 8000 Menschen beim Programm der Kirchen mitwirken.

Wo und in welcher Form wird die Kirche präsent sein?

Neben der Festungskirche wird auch die Basilika St. Kastor am Zusammenfluss von Rhein und Mosel ein wichtiger Ort für die „Kirche auf der Buga 2011“ sein. Hier wird es montags bis samstags um die Mittagszeit ein kirchenmusikalisches Angebot (Paradiesmusik am Mittag) geben. Außerdem laden wir an jedem Sonn- und Feiertag am späten Nachmittag zu einem Koblenzer Evensong ein. Wir haben diese Form des musikalischen Abendgebetes, bei dem die Chormusik eine besondere Rolle spielt, aus der anglikanischen Kirche übernommen. Die Basilika ist zwar von drei Seiten vom Buga-Gelände umgeben, kann aber auch ohne Eintrittskarte besucht werden. Hier findet auch der ökumenische Eröffnungsgottesdienst mit Präses Schneider und Bischof Ackermann am 15. April statt. Aber auch auf dem ganzen Buga-Gelände wird Kirche präsent sein, zum Beispiel beim Jugendchortag (28. Mai) oder beim Tag der ökumenischen Partnerschaften (28. August) und mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen und Gottesdiensten.

Wie weit sind die Vorbereitungen?

Die Programmplanungen haben wir soweit abgeschlossen: Alle Gottesdienst- und Konzerttermine sind vergeben und auch die Ausstellungen stehen fest. Jetzt geht es an die inhaltliche Detailplanung der einzelnen Veranstaltungen und hier arbeiten mein katholischer Kollege, Pastoralreferent Kalle Grundmann, und ich mit vielen Partnern zusammen.

Was muss noch bis zur Eröffnung realisiert werden?

Bis zur Eröffnung Mitte April werden wir neben der weiteren inhaltlichen Vorbereitung noch unsere 150 Ehrenamtlichen, die wir für das Projekt gefunden haben, mit verschiedenen Schulungen auf ihren Einsatz vorbereiten. Außerdem werden wir die Festungskirche mit dem Raum für Gottesdienste und Ausstellungen und einem Raum der Stille so gestalten, dass sie ein einladender Ort wird: Hier sind noch einige bauliche Veränderungen notwendig. Moderne Kunst von Madeleine Dietz (Landau) wird im Kirchenraum installiert und auch der Platz direkt vor der Kirche muss noch gestaltet werden. Hier entstehen eine ansprechende Sitzanlage und ein Weg mit Keramikplatten von Künstlern aus Höhr-Grenzhausen, die verschiedene Bibelworte gestaltet haben.
www.kirche-buga2011.de