Kampf gegen Missbrauch: Neue Leitlinien ab Herbst

Kampf gegen Missbrauch: Neue Leitlinien ab Herbst
Sexueller Missbrauch hat in der katholischen Kirche keinen Platz. Das soll klar aus den neuen Regeln für den Umgang mit sexuellem Missbrauch hervorgehen. Noch im Herbst werden sie nach Angaben des Missbrauchsbeauftragten Bischof Stephan Ackermann in Kraft treten.

In der katholischen Kirche Deutschlands gibt es bald neue Regeln für den Umgang mit sexuellem Missbrauch. Überarbeitete Leitlinien sollten "noch im Herbst in Kraft gesetzt werden". Dies erklärte der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Stephan Ackermann, am Sonntag in Trier. Der Ständige Rat der DBK werde an diesem Montag in Würzburg die aktualisierte Version der Leitlinien "noch einmal beraten und präzisieren".

Der genaue Zeitpunkt für das Inkrafttreten stehe noch nicht fest, sagte der Trierer Bischof. Er hoffe, dass die Zeitplanung "abschließend im Ständigen Rat" festgelegt werde. "Wir sprechen hier aber nicht mehr von Monaten, sondern von Wochen", sagte er. Die Arbeit an den Leitlinien sei weit vorangeschritten. Die deutschen Bischöfe hatten Ackermann im Februar zum Sonderbeauftragten für die bundesweite Aufklärung von Missbrauch ernannt - und mit der Überarbeitung der Richtlinien von 2002 beauftragt. Diese sollte ursprünglich bereits bis Sommer erfolgen. Zuvor hatte eine Serie von Missbrauchsfällen die katholische Kirche erschüttert.

Opfer in den Mittelpunkt stellen

"Von der Präzisierung der Leitlinien erhoffe ich mir, dass noch deutlicher wird, dass wir die Opferperspektive in den Mittelpunkt stellen wollen und der staatlichen Gesetzgebung uneingeschränkt verpflichtet sind", sagte der 47-Jährige. Zu strittigen Fragen äußerte er sich nicht konkret. Er bestätigte lediglich, es sei darüber diskutiert worden, "wie eine mögliche Anzeigepflicht und die Sorge um die Opfer in Einklang gebracht werden können". Von Bedeutung sei zudem, "ob und in welcher Form es auch finanzielle Leistungen für die Opfer geben wird".

Die Leitlinien müssten vor allem unmissverständlich klar machen: "Sexueller Missbrauch hat in der katholischen Kirche keinen Platz. Nicht die Täter, sondern die Opfer werden von uns geschützt. Prävention ist uns ein zentrales Anliegen." Auch sollte das Amt der Missbrauchsbeauftragten in den einzelnen Bistümern mehr Bedeutung bekommen.

Aufarbeitung "voll im Gange"

Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sei "noch voll im Gange", sagte der Bischof. Nach wie vor werde eine Kirchen-Hotline von Missbrauchsopfern genutzt. "Die Zahl der Menschen, die sich hier an uns gewandt haben, war natürlich einerseits erschreckend hoch, sie zeigt aber andererseits, wie wichtig es war und ist, dass wir dieses Angebot machen." Der Katalog zu einer standardisierten Erfassung der Zahl der Missbrauchsfälle sei unter der Mitarbeit externer Fachleute in Arbeit. "Das braucht aber noch ein wenig Zeit", sagte Ackermann.

Wichtig sei, dass die Kirche sich stärker bemühe, sexuellen Missbrauch durch Priester zu verhindern. Katholische Jugendverbände oder auch Schulen hätten bereits hervorragende Konzepte entwickelt. Die Prävention werde daher sicher auch ein Thema bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz Ende September sein.

dpa