Caritas will bei Hilfe in Afghanistan unabhängig bleiben

Caritas will bei Hilfe in Afghanistan unabhängig bleiben
Das katholische Hilfswerk Caritas international wird keine finanziellen Mittel für die Afghanistanhilfe beantragen, die an politische Bedingungen geknüpft sind.

Caritas-Präsident Peter Neher wandte sich am Dienstag in Berlin gegen das "Konzept der Vernetzten Sicherheit" von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), demzufolge militärisches Handeln und ziviler Aufbau in Afghanistan systematisch miteinander verzahnt werden sollen. Im Rahmen dieser Strategie hatte Niebel den Nichtregierungsorganisationen zehn Millionen Euro zusätzlich für die Afghanistan-Hilfe in Aussicht gestellt. Neher sagte, Caritas international werde keinen Antrag auf Mittel aus diesem Topf stellen.

"Nach der Bedürftigkeit der Menschen"

Zwar werde das Geld gebraucht, sagte Neher, "doch können sicherheitspolitische Erwägungen niemals der Maßstab für unser Handeln sein. Unsere Arbeit richtet sich ausschließlich nach der Bedürftigkeit und der Notlage der Menschen." Der Caritas-Präsident appellierte an die Bundesregierung, die bewährte Eigenverantwortung der Hilfsorganisationen zu respektieren. Politische Unabhängigkeit sei für die Helfer vor Ort überlebenswichtig, um nicht zur Zielscheibe von Aufständischen zu werden.

Zugleich begrüßte Neher, dass die Bundesregierung die Mittel für den zivilen Wiederaufbau in Afghanistan bis 2013 von jährlich 250 Millionen Euro schrittweise auf 430 Millionen Euro aufstocken will. Caritas international unterstützt in Afghanistan lokale Hilfsprojekte und betreibt in Kabul ein eigenes Büro mit drei internationalen und zehn einheimischen Mitarbeitern. Im Jahr 2009 verwendete die katholische Organisation 1,9 Millionen Euro für humanitäre Hilfen in Afghanistan, davon 530.000 Euro aus dem Entwicklungsetat und 260.000 Euro aus Mitteln des Auswärtigen Amts.

Bekenntnis zum Wiederaufbau gefordert

Der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, forderte von den Teilnehmern der an diesem Dienstag in Kabul eröffneten Afghanistankonferenz ein klares Bekenntnis zu einem langfristigen Engagement für die Demokratisierung und den Wiederaufbau des Landes, unabhängig von Rückzugsszenarien für die ausländischen Truppen.

Sechs Monate nach dem Erdbeben in Haiti zog Müller eine positive Bilanz der Haiti-Hilfe durch die Caritas. Rund zwei Millionen Euro seien für die Soforthilfe aufgewendet worden, nun widme man sich dem langfristigen Wiederaufbau. Müller sagte, dabei gehe es um Zeiträume von drei bis fünf Jahren und es komme darauf an, die Menschen zur Selbsthilfe zu motivieren. Die Caritas erhielt allein für Haiti 18 Millionen Euro Spenden. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2009 gingen bei dem Hilfswerk elf Millionen Euro Spenden ein.

Hilfswerk unterstützte 846 Projekte

Nach eigenen Angaben förderte Caritas international im vorigen Jahr 846 Projekte in 84 Ländern mit insgesamt 41,6 Millionen Euro. 55 Prozent der Mittel flossen in die Katastrophenhilfe und den Wiederaufbau, 45 Prozent in soziale Projekte. Der Schwerpunkt der Arbeit lag in afrikanischen und asiatischen Ländern. Der Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben liegt bei 8,3 Prozent.

epd