So ein Mist

So ein Mist

Welche Assoziationen haben Sie, wenn Sie an den Monat November denken? Eine (freilich komplett unrepräsentative) Umfrage unter meinen deutschen Freunden und Familienmitgliedern ergab folgendes Ergebnis: der November steht für grau, neblig, feucht, Kälte, Rückzug, Tod.  Nicht sehr erbaulich jedenfalls. November heißt: Heizung an, Türen und Vorhänge zu, ab aufs Sofa mit heißem Tee, Buch und Kuscheldecke.

Seltsamerweise scheint hier in England eine völlig andere Sichtweise zu herrschen. Von den angeblich so „sonnigen Novembermorgen“ ist hier oft die Rede, vom ersten Frost, der wunderbare Skulpturen und Muster produziert und von der klaren Luft, die die Lungen reinigt.

Vielleicht ist das Wetter hier auf der Insel im November tatsächlich besser als auf dem Kontinent. Vielleicht ist es auch nur die Wahrnehmung desselben, die unterschiedlich ist. Ich weiß es nicht. Aber egal, ob trüb oder klar – wer das Novemberwetter nicht scheut und jetzt Mist auf den Beeten ausbringt, ermöglicht seinen Pflanzen einen guten Start im nächsten Frühjahr.

Gute, nährstoffreiche Erde ist wichtig. Sie sorgt für größere, kräftigere Pflanzen, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge sind. Aber auch das beste Substrat ist nach ein paar Jahren ausgelaugt. Um es wieder aufzupeppen, eignet sich am besten kompostierter Mist. Er gibt seine Nährstoffe langsam und gleichmäßig in den Boden ab, anders als chemische Düngergaben, die meist punktuell und dann oft zu viel verabreicht werden, was die Pflanzen zwar schießen, aber auch schwach und labberig werden lässt. Verbesserte Erde hält übrigens auch die Feuchtigkeit besser, was die Notwendigkeit zu Gießen im nächsten Jahr reduziert.

Theoretisch kann man auch im Frühjahr noch mit Mist düngen. Doch das Ausbringen schon vor dem Winter hat mehrere Vorteile: Zum einen bietet eine Lage Mist (ebenso wie Mulch) Schutz vor Frost. Außerdem sorgt sie dafür, dass im Beet weniger Unkraut sprießt. Und es stehen auf diese Weise die Nährstoffe für die Pflanzen schon bereit, wenn diese sie im Frühjahr brauchen – anders gesagt: Wenn das Buffet jetzt angerichtet wird, brauchen die Pflanzen nur noch zuzugreifen, wenn sie hungrig sind.

Bei unserem letzten Besuch im Gartencenter haben wir deshalb sechs Fünfzig-Liter-Säcke kompostierten Mist gekauft. Diese lagen aus Witterungsgründen einige Zeit in der Garage. Doch heute ist einer dieser typischen englischen Novembertage: sunny, cold and crispy – sonnig und knackig kalt. Ich verabschiede mich deshalb für heute und entschwinde in den Garten. Beim Schaufeln wird mir schon warm werden.

 

Gründe für das Ausbringen von Mist vor dem Winter:

  • * Dienst als Frostschutz.
  • * Langsame, gleichmäßige Abgabe von Nährstoffen an den Boden.
  • * Im Frühjahr, wenn die Wachstumsphase beginnt, stehen die Nährstoffe schon bereit und ermöglichen den Pflanzen einen guten Start.
  • * Schützt gegen Unkrautwachstum.
  • * Verbesserter Boden hält Feuchtigkeit besser, d. h. es ist weniger Gießen nötig.
  • * Lockerer Boden sorgt für besseren Wasserabfluss, so wird Staunässe v.a. im Winter vermieden.
  • * Mist kann bei warmen Temperaturen u. U. unangenehm riechen – bei Kälte ist er jedoch weitgehend geruchlos. Zudem hält man sich im Winter ja sowieso nicht im Garten oder auf der Terrasse auf. Auch die Gefahr von Salmonellen oder Kolibakterien ist im Winter nicht gegeben.

 

Anwendung:

  • * Nur kompostierten Mist verwenden – er sollte mindestens ein Jahr lang gelagert sein. Frischer Mist enthält weniger Nährstoffe und viele große Pflanzenteile wie Stroh.
  • * Eine circa fünf Zentimeter dicke Schicht auf dem Beet verteilen. Am besten vorher Unkraut zupfen, das sorgt für weniger Probleme mit Unkraut im nächsten Jahr.
  • * Alte Blätter etc. müssen vor dem Verteilen im Beet nicht entfernt werden (Würmer und Bakterien sind jetzt im Herbst besonders aktiv und verbessern bei guter Nahrungszufuhr weiter die Bodenstruktur). Nur darauf achten, dass etwaige Schösslinge (etwa von Wintergemüse) nicht bedeckt werden, diese sterben sonst ab.
  • * Der Mist kann, muss aber nicht in den Boden eingearbeitet werden – an der Oberfläche verteilen reicht meist. Der Frost sorgt dann im Winter auch dafür, dass große Klumpen aufgebrochen werden.

 

Welcher Naturdünger eignet sich?
Wie gesagt, es sollte nur kompostierter, mindestens ein Jahr alter Mist verwendet werden. Hier in England gibt’s diesen abgepackt im Gartencenter. In Deutschland werden Sie vermutlich einen Bauern fragen müssen.)

  • * Komposterde: Ist in manchen Gemeinden erhältlich. In der Regel ist er behandelt, sodass sich weder ungebetene Samen noch Krankheitserreger darin befinden. Die Qualität bzw. de Nährstoffgehalt sind jedoch unterschiedlich und schwer einzuschätzen. Nährstoffreicher ist meist hausgemachte Komposterde, in der sich aber unvermeidlich auch viele Samen befinden, die das Jäten im Frühjahr notwendig machen.
  • * Pferdemist: Leicht und wegen des hohen Strohanteils gut geeignet für die Verbesserung der Bodenstruktur.
  • * Kuhmist: Nährstoffreicher als Pferdemist, gut für besonders karge Böden und hungrige Gemüsepflanzen wie Kartoffeln und Tomaten. Muss aber gut abgelagert sein (mindestens ein Jahr!), sonst Gefahr von Überdüngung.
  • * Hühnermist: Der nährstoffreichste aller Miste. Nur wohldosiert und in dünnen Schichten verwenden, sonst Gefahr der Überdüngung.

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