Zwiebelpickel

Zwiebelpickel

Wenn es in diesem Blog so etwas wie ein Thema der Woche geben sollte, müsste es aktuell wohl "Die Zwiebel"heißen. Denn nach der Glazebrook'schen Superzwiebel und den Blumenzwiebeln für den nächsten Frühling soll es heute um eine weitere Erscheinungsform der Amaryllisgewächse gehen: Zwiebel im Glas. Genauer gesagt: um deren Verarbeitung auf englische Art.

Nun hat die englische Küche zwar den Ruf, fade und langweilig zu sein. Doch es findet sich auch so manches Kleinod darin. Und ich dachte mir, wer dieser Tage ratlos vor einem Berg frisch geernteter Zwiebeln steht, ist vielleicht für einen Tipp dankbar, wie er bzw. sie die Knollen länger haltbar machen kann. Im Einmachen sind die Briten nämlich besonders kreativ. So gut wie alles wird hier gepickelt: Rotkohl, Eier, Walnüsse (unreif, mitsamt Schale) - und eben Zwiebeln. Mit Gewürzen wird dabei keineswegs gegeizt.

Da ich noch neu bin in der Welt der Einmachgläser und Essigmarinaden, bat ich den Schwiegervater per E-Mail um ein Rezept für pickled onions. Denn er ist daheim nicht nur der Chef-Gärtner, sondern auch für die Zubereitung der Speisen zuständig, während seine Frau im Internet Fußball-Wetten abschließt, Cricket guckt oder Karten für das nächste Rugby-Spiel besorgt. Umso erstaunter war ich, dass sie statt des Schwiegervaters antwortete.

Nach eigenen Angaben gehörten Chutneys und pickles lange Jahre in ihr Aufgabengebiet, doch seit die beiden Rentner sind, scheine ihr Mann "es gern zu machen". Also hat sie ihm ganz selbstlos das Feld überlassen, sozusagen als Ausgleich zur Gartenarbeit. Zitat: "....at least it gets him to do something other than gardening."

Auch der Schwiegervater selbst hat schließlich noch eine Mail geschrieben, darin jede Menge Vorschläge, wie die Gartenernte weiterverarbeitet werden kann. Schwerpunktthema der nächsten Einträge in diesem Blog wird also sein: "Leckere englische Speisen". Ehrlich, die gibt's.

 

Pickled onions schmecken gut als Beilage zu kalten Gerichten, in Großbritannien werden sie aber auch gern zusammen mit fish &chips gegessen. Hier das Familienrezept (schwiegermütterlicherseits):

  • Die Marinade: Idealerweise den in England üblichen Malzessig verwenden, doch der ist in Deutschland u.U. schwer zu bekommen. In diesem Fall kann auf Weißweinessig ausgewichen werden.
  • Folgende Gewürze zu dem Essig hinzufügen: Getrocknete Chilischoten, ganze schwarze Pfefferkörner, einige Lorbeerblätter, getrocknete Wacholderbeeren, etwas Zucker, evtl. Kumin und Koriander - die genaue Zusammensetzung kann indivieduell dem eigenen Geschmack angepasst werden, deshalb gibt es hier auch keine Mengenangaben.
  • Das Ganze kurz aufkochen und kalt werden lassen.
  • Die kleinen Zwiebeln / Schalotten schälen (Zitat Schwiegermutter: No need to cut in half or anything so strenous!)
  • In saubere Einmach- oder Marmeladengläser füllen, die Marinade darübergeben und sicherstellen, dass auch die obersten Zwiebeln von der Marinade abgedeckt werden.
  • Mit Backpapier abdecken (keine Folie oder ähnliches verwenden, denn diese reagiert mit dem Essig) und mit Gummiband befestigen.
  • Wöchentlich kontrollieren: Falls Marinade verdunstet ist, das Glas wieder bis oben hin mit Essig auffüllen.
  • Nach ca. 10 Wochen: Bon appetit!, wie man hier in England sagt.

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