Prost Weihnachten!

Prost Weihnachten!

Vielleicht fragen Sie sich ja in diesen Tagen: Was schenkt man einem Hobbygärtner, der schon alles hat? Gartenscheren, Gartenhandschuhe, Knieschoner und attraktive Pflanztöpfe – in aller Regel sind wir Gartenfreunde ja ausreichend mit Gerätschaften und dergleichen ausgestattet. Wie wäre es deshalb diesmal mit Zubehör zur Weiterverarbeitung der Früchte der harten Gartenarbeit – einer Ausrüstung zur Herstellung von Weinen?

Hier in England erfreut sich die Herstellung von eigenem Bier und eigenen Weinen großer Beliebtheit. In nahezu jedem Gartencenter, Baumarkt oder besseren Drogerie sind Brau- und Kelterei-Sets zu bekommen. Was die Bierbrauerei angeht, ist es die Mühe meiner Meinung nach nicht wert, denn entgegen ihrem Ruf gibt es durchaus vorzügliche englische Biere (und nein, sie werden nicht immer lauwarm serviert). Aber bei den Weinen würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen, auch wenn es heute in England um die 400 Weingüter gibt, die im Jahr zwei Millionen Flaschen Rot-, Weiß- und Schaumwein produzieren.

Aber es muss nicht immer Wein aus Trauben sein. Wie wäre es stattdessen mit Lavendel-, Gurken-, Rhabarber- oder Birkenwein? Oder einem alkoholischen Gebräu aus Roter Beete, Brennnesseln oder Holunder? Vieles, das im Garten wächst, kann zu Wein verarbeitet werden, wenn man die richtige Ausrüstung hat. Und vielleicht werden Sie ja dann im nächsten Jahr zu Weihnachten im Gegenzug mit einem Fläschen Hagebuttenwein beschenkt. Auf Weihnachten!

 

Benötigte Gerätschaften (und damit potentielle Weihnachtsgeschenke): Gärgefäße, Gärverschluss, Filtertuch, Küchenwaage, Thermometer, Gerät zur Zuckerbstimmung (Most- oder Oechslewaage), Gerät zur Alkohlbestimmung (Alkoholo- oder Vinometer), Sterilisierer. Metalle sollten jedoch grundsätzlich gemieden werden, höchstens in emaillierter Form sind sie brauchbar.

 

Diese Pflanzen eignen sich zur Weinherstellung:

Pflaumen: Nur reife Früchte verwenden, dann erhalten Sie einen süßen Wein, der nach einigen Monaten fertig ist.

Rhabarber: Ergibt einen guten Grundstock für Weine mit den Geschmacksnoten von Pflanzenblüten, die nicht sehr ergiebig sind, z.B. Rosen, Geißblätter oder Flieder.

Große Brennnessel: Nur junge Blätter verwenden.

Holunder: Blüten und Beeren können zu Wein oder Sekt verarbeitet werden. Wer es etwas süßer mag, kann Brombeeren oder Stachelbeeren hinzufügen.

Zitronenmelisse: Am meisten Aroma haben die Blätter im Sommer, wenn die Pflanze am meisten ätherische Öle enthält.

Lavendel: Ergibt einen aromatischen Wein, der sich allerdings laut Royal Horticultural Society nicht als Tafelwein eignet.

Birnen: Hier empfiehlt die Royal Horticultural Society, ein Zweigchen Basilikum hinzuzufügen, für das gewisse Extra.

Weißbirke (Betula pendula): Im Frühjahr, wenn die Säfte steigen, noch vor dem Laubaustrieb, können Birken angezapft werden. Eine Anleitung finden Sie hier (in Textform) oder hier (als Video). Fruchtweinexperte John Wright ist allerdings offenbar kein großer Freund von Birkenwein – sein Urteil lautet: leicht, trocken fruchtig, leichte Note von nasser Papiertüte.

Löwenzahn: Die Blätter können Sie den Hasen geben, aber die Blüten eigenen sich für dandelion wine. Für ein volles Aroma morgens und bei Sonnenschein pflücken.

Ginster: Braucht mindestens neun Monate für die Reifung und schmeckt dann angeblich nach Kokos.

Pastinaken: Wer mag, kann eine reife Banane hinzufügen.

Rote Beete: Ein Jahr sollte man diesem Wein zur Reifung geben, dafür bekommt man aber auch ein Getränk in einer schönen Farbe.

Vogelbeeren: Bei Vögeln und Mäusen ebenso beliebt wie bei Fruchtweinkennern, wurde in Wales schon im 18. Jahrhundert getrunken.

Kirschpflaumen (Prunus cerasifera): Sehen aus wie Kirschen, sind aber Pflaumen.

Himbeeren, Erdbeeren: Druckstellen etc. müssen vor der Verwendung ausgeschnitten werden.

Hagebutten: Wenn die Früchte nach dem ersten Frost geerntet werden, sind sie süßer.

Viele weitere (deutschsprachige) Rezepte finden Sie hier

Wichtig ist, dass gutes, frisches Obst verwendet wird, ohne Druckstellen oder andere Verletzungen. Dasselbe gilt für Blüten und Blätter, sie sollten nicht verwelkt und noch voller Duft sein. Wenn zwei verschiedene Früchte kombiniert werden, tut man gut daran, sich an Kombinationen zu halten, die auch beim Essen funktionieren: Erdbeeren mit Rhabarber etwa, oder Äpfel mit Zimt.

Sauberkeit und Hygiene ist bei der Verarbeitung oberstes Gebot, denn Bakterien und Mikroorganismen können das Gelingen verhindern.

Arbeitsschritte: Fast alle Weine entstehen nach dem selben Prinzip:

  1. Früchte in einem Eimer mit kochend heißem Wasser übergießen bzw. gemeinsam auf mind. 50 Grad erhitzen.
  2. Über Nacht bzw. 12 Stunden stehen lassen.
  3. Zucker und Hefe hinzufügen und einige Tage stehen lassen – ob die Fermentation eingesetzt hat, können Sie daran sehen, ob die Flüsigkeit Kohlensäure produziert.
  4. In Gärbehälter gießen und mit Gärverschluss zustöpseln.
  5. Die Gärung ist abgeschlossen, wenn die Flüssigkeit auch bei Schütteln keine Bläschen mehr produziert (die Gärzeiten können sehr verschieden sein, von zehn Tagen bis zu einem Jahr ist alles möglich).
  6. In Flaschen füllen, dabei darauf achten, dass der Bodensatz nicht mit ausgegossen wird.

PROST!

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