Besuch beim Waldbademeister

Blick in den Himmel mit Bäumen
© epd-bild/Gabi Strahler
Gegen psychischen Erkrankungenhilft es, ja ist sogar krebsvorbeugend: das "Waldbaden". Dabei handelt es sich um ein langsames sich Bewegen im Wald, wobei Diakon Markus Munzinger Möglichkeiten aufzeigt, das Waldbaden mit christlichen Elementen zu verbinden.
Drei Fragen an Diakon Munzinger
Besuch beim Waldbademeister
Seit vergangenem Jahr ist Diakon Markus Munzinger "Christlicher Waldbademeister". So nennt er sich zumindest selbst. Gemeinsam mit Förster Ulrich Seeger bietet er regelmäßiges "Waldbaden" an.

Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärt, er was diese besondere Art des Waldbadens ausmacht und gibt Tipps für ein intensives Walderlebnis. Munzinger ist im Evangelischen Bildungszentrum Württemberg für die "Kirche im Grünen" zuständig.

epd: Herr Munzinger, ich nehme an, "Waldbaden" hat nichts mit einem Schwimmen in einem Waldsee zu tun. Was genau ist dann eigentlich "Waldbaden"?

Markus Munzinger: Das "Waldbaden" ist ein langsames sich Bewegen im Wald, bei dem bewusst die Atmosphäre des Waldes aufgenommen wird. Der Begriff stammt aus Japan und heißt dort Shinrin-Yoku. Dort wurde der positive Effekt des Waldes auch wissenschaftlich untersucht. Das Ergebnis: Ein "Baden" im Wald wirkt unter anderem blutdrucksenkend, hilft bei psychischen Erkrankungen und stärkt das Immunsystem, ja ist sogar krebsvorbeugend.

Sie nennen sich selbst "christlicher Waldbademeister", was kann man sich darunter vorstellen?

Munzinger: Das Waldbaden ist an sich weltanschaulich neutral. Doch es ist immer auch etwas Christliches, wenn wir als Geschöpfe die Schöpfung erleben. Wir gehören zusammen, deshalb tut uns Menschen die Schöpfung so gut.

Außerdem gibt es viele Möglichkeiten, das Waldbaden mit christlichen Elementen zu verbinden. Ich beginne die Anleitungen zum Waldbaden meist mit Übungen, um die Sinne für die Atmosphäre des Waldes zu schärfen, wie beispielsweise die Augen zu schließen, um auf die Geräusche im Wald zu hören. Auch Atemübungen gehören dazu. In Psalm 150 heißt es: "Alles, was Atem hat, lobe den Herrn!" Wenn wir das Ein - und Ausatmen üben, mit dem Lebensatem, den Gott uns geschenkt hat, dann beruhigt das die gesamte Menschenseele.

"Es ist immer auch etwas Christliches, wenn wir als Geschöpfe die Schöpfung erleben."

Wenn wir die starken Wurzeln eines großen Baumes sehen, können wir überlegen, was unsere Wurzeln sind und was uns im Leben trägt. Beim normalen Waldbaden gibt es auch die Möglichkeit an einer Waldgarderobe alles abzugeben, was einen belastet. Christen wissen, dass diese Waldgarderobe einen Namen hat: Jesus, bei dem wir unsere Sorgen und Nöte abgeben können. Insofern passt diese Übung auch wunderbar zu einem "christlichen Waldbaden".

Haben Sie noch andere Tipps für Anfänger im "Waldbaden"?

Munzinger: Das Waldbaden benötigt Zeit, ich empfehle mindestens eine Stunde einzuplanen, um auch tatsächlich eine beruhigende Wirkung auf den Puls feststellen zu können. Die Gehgeschwindigkeit sollte langsamer sein als ein Spazierengehen im Wald, man sollte höchstens einen Kilometer in einer Stunde gehen. Es geht hier nicht darum, Strecken zurückzulegen, sondern im Wald Entdeckungen zu machen und abzuschalten.

Ich nehme gerne eine Isomatte mit und lege mich auf sie, um den Wald zu genießen. Und wenn man dabei einschläft, ist das auch nicht schlimm, dann hat der Wald seine entspannende Wirkung wieder einmal bewiesen.